Nationalrat will Littering bekämpfen
1 Franken Pfand auf PET-Flaschen?

Eine Studie zeigt: Jährlich gelangen 5000 Tonnen Plastik in Boden und Wasser. Politiker von links bis rechts wollen mit einem Depot für PET-Flaschen das Littering stoppen. Das würde einen Aufpreis von bis zu einem Franken für Cola- oder Rivella-Flaschen bedeuten.
Publiziert: 12.07.2019 um 12:21 Uhr
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Aktualisiert: 12.07.2019 um 12:50 Uhr
Tobias Bruggmann und Sermîn Faki

Sie stehen fast überall: auf dem Pausenplatz, im Büro oder im Ausgang – die blauen PET-Sammelbehälter. Doch vielleicht sind sie schon bald Geschichte: Eine parlamentarische Initiative von CVP-Politiker Alois Gmür (64) fordert ein Pflichtpfand für Getränkedosen und Flaschen. Der Vorstoss erhält breite Unterstützung durch Parlamentarier von links bis rechts.

«Ein Pfand vermindert Abfallberge und schont den Ressourcenverbrauch», heisst es in Gmürs Begründung. Die gleiche Initiative hatte Bierbrauer Gmür bereits vor sieben Jahren eingereicht – damals erfolglos.

Diesmal soll es anders sein: «Die Entwicklung ist in den letzten Jahren schlimmer geworden», sagt der Nationalrat. Dank der Klimadebatte hofft er jetzt auf einen Erfolg. «Das Ziel muss sein, die gleichen Flaschen öfters wiederzuverwenden und erst in einem zweiten Schritt zu recyceln.» Sein Ziel ist es, Abfall durch das Wiederverwenden zu vermeiden – und nicht von Anfang an auf Recycling zu setzen, das die Umwelt auch belastet.

Littering ist ein Problem in der Schweiz. Eine Studie besagt, dass jährlich 5000 Tonnen Plastik in die Umwelt gelangen.
Foto: Blick
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«Grösste Abfallmenge durch PET»

Dass die PET-Flaschen ein Problem sind, belegt eine neue Studie der Eidgenössischen Materialprüfungsanstalt (Empa), die vom Bund in Auftrag gegeben wurde. 5000 Tonnen Plastik gelangen demnach in der Schweiz jährlich in die Umwelt – in den Boden, in Seen und Bäche. Schuld daran ist zu einem grossen Teil das Littering. «Die grösste Abfallmenge entsteht durch den hohen Verbrauch von PET-Flaschen», heisst es in der Studie.

Heute werden in der Schweiz 83 Prozent aller PET-Flaschen wiederverwertet. «Diese Zahl finde ich im Vergleich zu anderen Ländern tief», betont Gmür. Um möglichst zu vermeiden, dass PET-Flaschen nach dem Picknick liegengelassen oder beim Wandern achtlos weggeworfen werden, verlangt der CVPler jetzt ein Flaschenpfand – mindestens 50 Rappen bis maximal einen Franken soll es betragen.

Gmür erwartet massives Lobbying

Jean-Claude Würmli, Geschäftsführer vom Verein PET-Recycling Schweiz, ist gegen eine Pfand-Lösung, wie er gegenüber CH-Media erklärt. «Auch Länder mit Pfandsystem haben ein Problem mit dem Littering», argumentiert er. Zudem würden 50 Rappen Pfand kaum etwas bewirken. Es sei mindestens ein Franken nötig, damit die Konsumenten ihr Verhalten ändern würden.

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Gegen ein Depot wehrt sich auch die Interessengemeinschaft Detailhandel Schweiz, zu der unter anderem Migros, Coop und Manor gehören. Das heutige Recyclingsystem funktioniere gut, sagt ein Sprecher gegenüber der CH-Media-Redaktion. Gmür erwartet denn auch grosse Gegenwehr gegen seinen Vorschlag: «Die Getränkefirmen und Grossverteiler werden jetzt ein gewaltiges Lobbying aufbauen.»

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