Tieflöhne müssen rauf!
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Nach Mitarbeiter-Protest:Tieflöhne müssen rauf!

Nach Mitarbeiter-Protest: Post-Logistik-Chef verspricht höhere Löhne
Tieflöhne müssen rauf!

Post-Konzernleitungsmitglied Johannes Cramer verspricht, die Löhne der Werbeverträger bei den beiden Tochterfirmen Epsilon und DMC zu erhöhen. Er ruft die Gewerkschaften an den Verhandlungstisch.
Publiziert: 11.06.2021 um 07:59 Uhr
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Aktualisiert: 11.06.2021 um 08:50 Uhr
Pascal Tischhauser

Der gelbe Riese hat ein Einsehen: Die Stundenlöhne bei der Westschweizer Tochter Epsilon und ihrer Deutschschweizer Schwester DMC müssen rauf. Derzeit betragen diese für die Verteilung von unadressierter Werbung gerade mal 17.44 Franken.

In der Deutschschweiz war das schon länger so. Und nun ist die Post bei Epsilon daran, das Entlöhnungssystem auf August von einer Bezahlung nach Anzahl Werbeflyern auf einen Stundenlohn von 17.44 Franken umzustellen. Damit sinkt bei einem Teil der Westschweizer Mitarbeitenden das Einkommen, weshalb diese zusammen mit den Gewerkschaften auf die Barrikaden gingen, wie Blick berichtete.

Nun mucken auch die DMC-Mitarbeitenden auf. Und drohen, auf die Strasse zu gehen. Die Werbeverträgerinnen und -verträger schauen etwas neidisch auf die Epsilon-Kollegen in Genf. Diese erhalten für genau dieselbe Arbeit 23 Franken in der Stunde – da der Grenzkanton einen Mindestlohn kennt. Und auch die direkt bei der Post angestellten Werbeverträger haben höhere Löhne als die Verteiler bei den beiden Tochterfirmen.

Die Mitarbeitenden des Westschweizer Werbeverträgers Epsilon gingen gegen Tiefstlöhne auf die Barrikaden.
Foto: Keystone
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Logistik-Chef will höhere Löhne

Nun reagiert die Post auf den Aufstand ihrer Werbeverträger: Konzernleitungsmitglied Johannes Cramer (39) signalisiert Entgegenkommen. Im Gespräch mit Blick räumt er ein, dass der Stundenlohn, der mit Zuschlägen für Ferien, Feiertage und den 13. Monatslohn um 19 Franken liege, nicht genügt.

Cramer gibt jedoch zu bedenken, dass Epsilon rote Zahlen schreibe und bei der DMC auch immer wieder Defizit drohten – wobei man 2021 auf schwarze Zahlen hoffe. Mit diesen Unternehmen verdiene sich die Post also keine goldene Nase.

«Mit 19 Franken kommt man nicht aus»

Dennoch sagt er: «19 Franken ist natürlich kein Stundenlohn, mit dem man auskommen kann.» Er wolle diesen anheben. «Wir haben hier also keine Meinungsverschiedenheit mit den Gewerkschaften», so Cramer. Die Post glaube jedoch, dass Kunden abspringen würden, «wenn nur wir die Löhne und in der Folge auch die Kosten für die Aufträge erhöhen». «Setzen wir unsere Preise aber nicht hinauf, müsste die Post die Töchter querfinanzieren, was uns verboten ist», betont er.

«Ich lade die Gewerkschaften dazu ein, zusammen mit uns eine Projektgruppe ins Leben zu rufen, um einen Plan für einen GAV auszuarbeiten, der möglichst schnell allgemeinverbindlich erklärt werden kann. Dann können wir auch höhere Löhne definieren.»

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Post muss besseres Angebot machen

Doch die Gewerkschaften wollen nicht noch einmal mit der Post zusammensitzen, wenn als Lohnangebot für die GAV-Verhandlungen wieder nur die bekannten 17.44 Franken zur Diskussion stehen. «Ein erster Schritt wäre, wenn die Post bei Epsilon auf die Einführung des Stundenlohns von 17.44 Franken verzichtet», sagt Christian Capacoel, Sprecher der Gewerkschaft Syndicom.

Und: «Die Aussicht auf einen allgemeinverbindliche GAV darf nicht als Entschuldigung herangezogen werden, bei DMC und Epsilon weiterhin solch beschämenden Tiefstlöhne zu bezahlen.» Die organisierten Mitarbeitenden akzeptierten nicht, dass ihre Forderungen auf die lange Bank geschoben werden.

Keine Zeit verlieren

Cramer verspricht, sich persönlich dafür einzusetzen, dass es einen allgemeinverbindlichen GAV für die Branche gebe. Er will nicht sagen, ob man mit einem Angebot von mehr als 17.44 Franken in die Lohnverhandlungen steige. Aber er betont: «Jeder Tag, den wir verlieren – und wir haben Monate verloren – kostet die Mitarbeitenden Geld.» Darum rufe er die Arbeitnehmervertreter auf, sogleich in Verhandlungen einzusteigen – «denn im Ziel sind wir uns einig».




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