Nach Unwetter-Katastrophe in der Kritik
Walliser Staatsrat Ruppen verteidigt Stopp von Hochwasserprojekt

Nur wenige Wochen vor den heftigen Unwettern hatte die Walliser Regierung beschlossen, beim Hochwasserschutz-Projekt für die Rhone auf die Bremse zu stehen. Umweltdirektor Franz Ruppen geriet in die Kritik – und wehrt sich nun.
Publiziert: 06.07.2024 um 06:25 Uhr
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Aktualisiert: 06.07.2024 um 10:27 Uhr
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SDASchweizerische Depeschenagentur

Der Walliser Regierungspräsident und Umweltdirektor Franz Ruppen hat die vom Staatsrat angekündigte Überarbeitung der dritten Rhonekorrektion verteidigt. Dem SVP-Politiker zufolge bremst die Überarbeitung das Projekt nicht.

«Wir wollen mit der Analyse im Gegenteil die Umsetzung der Massnahmen beschleunigen», sagt Ruppen in einem Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung» vom Samstag. «Wir schmeissen nicht einfach alles in den Kübel.» Ein grosser Teil der Ergebnisse aus vorangegangenen Studien werde wiederverwendet.

Mega-Projekt zum Hochwasserschutz wird überarbeitet


Mit der dritten Rhonekorrektion soll dem Fluss mehr Raum gegeben werden, um das Umland vor Hochwassern zu schützen. Es ist das grösste Hochwasserschutzprojekt der Schweiz. Gestützt auf eine Analyse hat die Walliser Regierung Ende Mai allerdings angekündigt, der aktuelle Ausbauplan sei «unverhältnismässig». Es sei ein Fünf-Sterne-Projekt, das die Sicherheitsbarriere sehr hoch ansetze, sagte der Chef der Walliser Dienststelle für Naturgefahren, Raphaël Mayoraz damals. Der Kanton sei daher der Ansicht, dass das Projekt «zu ehrgeizig» sei. Die Regierung beschloss, das Projekt zu stoppen und zu überarbeiten.

«Es gab nie einen Entscheid, das Projekt zu redimensionieren, und schon gar nicht, es zu sistieren», sagt Ruppen im Interview dazu. Die Dienstelle Naturgefahren prüfe in den nächsten eineinhalb Jahren notwendige Anpassungen.

"Es ist ein sehr unglücklicher Zufall, dass das Unwetter so kurz nach unserer Präsentation der Analyse stattfand - es gibt aber keinen Zusammenhang", sagte der Walliser Staatsrat Franzen Ruppen der "Neuen Zürcher Zeitung". (Archivbild)
Foto: JEAN-CHRISTOPHE BOTT

«Jetzt müssen wir vorwärtsmachen»


«Es ist ein sehr unglücklicher Zufall, dass das Unwetter so kurz nach unserer Präsentation der Analyse stattfand – es gibt aber keinen Zusammenhang», so Ruppen weiter. Das Hochwasser vom letzten Wochenende habe gezeigt, dass die Problemzonen noch immer die gleichen seien wie beim Hochwasser 2000, sagt er. «Jetzt müssen wir vorwärtsmachen.»

Nach heftigen Gewittern am vergangenen Wochenende war die Rhone an verschiedenen Orten über die Ufer getreten, unter anderem zwischen Raron und Gampel oder in Chippis und Siders. Mehrere hundert Personen mussten im Kantonsgebiet aus der Gefahrenzone gebracht werden. In Siders VS sind mehrere Gebäude nicht mehr bewohnbar. 141 Menschen können nicht mehr in ihre Häuser zurück, hatte die Gemeinde am Freitag bekannt gegeben.

Am Samstag wurden weitere Niederschläge erwartet. Die Hochwassergefahr für die Rhone wurde laut dem Naturgefahrenportal des Bundes als «mässig» eingestuft. Bei dieser Gefahrenstufe sind lokale Ausuferungen und Überflutungen unwahrscheinlich, aber nicht auszuschliessen. In Ausnahmefällen sind lokal Überflutungen von Strassenunterführungen, Tiefgaragen und Kellerräumen möglich. Der Bund empfahl der Bevölkerung, sich von den Ufern fernzuhalten.


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