Mit diesen Gaga-Forderungen wollen Exoten-Parteien nach Bern
WC-Spülung nur bei jedem 2. Toilettengang

Rosa Polizisten einsetzen, Gölä verbieten, Cannabis legalisieren: Mit diesen und anderen – nicht immer ernst gemeinten – Forderungen wollen Exotenparteien ins Parlament einziehen.
Publiziert: 01.10.2019 um 16:28 Uhr
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Aktualisiert: 02.10.2019 um 17:33 Uhr
Tobias Bruggmann und Ruedi Studer

Die 246 Sitze im National- und Ständerat sind begehrt. Fast 5000 Kandidatinnen und Kandidaten auf 511 Listen wollen im Herbst nach Bern – ein neuer Rekord. Die meisten steigen für die etablierten Parteien ins Rennen. Doch unter den Kandidaten finden sich auch zahlreiche bunte Vögel. Exoten, die mit chancenlosen Jux-Listen um Aufmerksamkeit buhlen. 

Die liebe, sehr sehr liebe Partei

Schluss mit Wahlkampf, jetzt kommt Wahlliebe: Wie ein Schmetterling will die Liebe, sehr sehr liebe Partei (DLSSLP) im Kanton Bern in den Nationalrat schweben. «Jeden dritten Donnerstag der Woche begrüsst man alle Menschen mit Liebling und Vornamen», heisst ihre zentrale Forderung. Um das Klima zu schützen, will die Satirepartei nur nach jedem zweiten Toilettengang spülen. Die erste Amtshandlung des neuen Kulturministers wäre auch klar: «Musik von Gölä und Trauffer wird als Lärmbelästigung deklariert», heisst es im Parteiprogramm. Und sie fordert ein Verbot der «Satire-Parteien» SVP, SP, FDP, CVP, Grünen und so weiter.

Die Schweizerische Hanf-Partei

Diese Partei kann man rauchen: Zwei Hanfbauer aus dem Kanton Solothurn wollen Cannabis legalisieren. Das Anliegen sei durchaus ernst gemeint, man wolle auch andere kantonale Sektionen gründen und in Kommunalregierungen einziehen, schreibt die «Solothurner Zeitung». Doch aufgepasst: Wird der Stimmzettel vor der Abgabe geraucht, gilt er als ungültig.

Die liebe, sehr sehr liebe Partei (DLSSLP) kandidiert in Bern.
Foto: Sermîn Faki
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Die Musketiere

Aus drei werden 20: Die 20 Musketiere wollen im Nationalrat für die ritterlichen Tugenden «Demut, Treue und Dienstbereitschaft» einstehen. Das alles zum Schutz der Schwachen und Wehrlosen, getreu dem Motto «Einer für alle, alle für einen». Aber Achtung: Waffen sind im Bundeshaus verboten. Den Degen kassiert die Sicherheitskontrolle ein.

Bello Sognare (Schöner Traum)

In den Nationalrat, um schlafen zu gehen? Das war nicht das Ansinnen von Harry Herber (75) - obwohl er seine Liste so nennt. Er kandidierte schon für den Tessiner Regierungsrat und für den Bundesrat. Jetzt will er seinen wunderschönen Traum erfüllen und in den Nationalrat einziehen. Damit es jedoch kein Albtraum wird, müssen sich am 20. Oktober genügend Leute aus dem warmen Bett quälen und selbst auf wunderschöne Träume verzichten. 

Die Guten

Im Wahlkampf präsentieren sich alle Parteien als die Besten. Eine Zürcher Satire-Partei nicht: Sie sind nur Die Guten und wollen dafür sorgen, dass Zürcher Polizisten neu in Rosa eingekleidet werden. Das habe eine beruhigende Wirkung. Hingegen soll im Kampf gegen Littering die Polizei auch Gewalt anwenden dürfen. «Im Idealfall würde die Polizistin den Litterer auf frischer Tat ertappen, ihm eine watschen, daraufhin würde sich der Täter aufgrund der rosaroten Uniform beruhigen und könnte problemlos verhaftet werden.» Die Guten, deren Vorstandsmitglieder sich Namen von italienischen Pizzen gegeben haben,  kandidierten bereits für den Zürcher Kantonsrat. Erfolglos.

Armin Capaul

Der berühmteste Bergbauer der Schweiz kehrt auf die politische Bühne zurück. Nein, nicht Ex-Mister Schweiz Renzo Blumenthal (42), sondern Armin Capaul (68), der Vater der Hornkuh-Initiative. Nachdem diese abgelehnt wurde, will Capaul im Parlament für sein Anliegen, den Kühen die Hörner zu lassen, kämpfen. 

Der Pflug

Stefan Rusch will die Politiklandschaft umpflügen. Der selbsternannte «Neudenker» will im Kanton St. Gallen in den Nationalrat, schreibt das «Tagblatt». Den Grund verrät sein ehemaliger Wahlslogan: «Weil jäten nichts mehr hilft.»

Menschen mit Zukunft sagen 5G ade!

Die Digitalisierung war bisher noch kein grosses Wahlkampfthema. Die Gruppe Menschen mit Zukunft sagen 5G ade! will das ändern. Sie fordern unter anderem die Errichtung von strahlungsfreien Räumen. Aber ob sie sich dann ausgerechnet im Bundeshaus wohlfühlen? Laptops und Mobiltelefone sind während der Session nämlich im Dauereinsatz.

Ein C christlicher?

Die CVP wird öfters für ihr C im Namen kritisiert. Bei Christ-und-politik.ch empfängt einem schon auf der Homepage ein Bibelspruch. Ob aber beten für einen Nationalratssitz in Basel-Landschaft reicht, darf bezweifelt werden.

DU – die Unabhängigen

Die Liste DU will weniger Lobbyisten in Bern. Einen Vorteil im Bundeshaus hätten sie sicher: Die Duziskultur ist weit verbreitet.

Direkte Demokratie, Spiritualität und Natur

Die Bundessteuern abschaffen und dafür eine Mikrosteuer auf Finanztransaktionen einführen: Das will das Bündnis Direkte Demokratie, Spiritualität und Natur, so das SRF. Doch die (halb)direkte Demokratie hat es so an sich, dass Kandidaturen solcher Kleinparteien chancenlos sind.

Zusätzliche Listen bei den Etablierten

Auch die etablierten Parteien treiben es dieses Jahr besonders bunt. In manchen Kantonen treten sie gleich mit mehreren Listen an, um zusätzliches Stimmenpotenzial zu sichern. Im Aargau kommt die CVP gleich mit neun Listen.

National- und Ständeratsratswahlen 2019

Am 20. Oktober finden die eidgenössischen Parlamentswahlen in der Schweiz statt. Die insgesamt 200 Sitz im Nationalrat werden nach Anzahl Bevölkerung auf die Kantone verteilt und müssen neu gewählt werden. Auch die 46 Sitze des Ständerats werden neu vergeben.

BLICK bietet rund um die Uhr die aktuellsten Informationen zum Wahlkampf, der politischen Themenagenda der Parteien und Kandidaten, der Sitzverteilung im Parlament und den Wahlergebnissen.

Für die Ständeratswahlen sind die Kantone zuständig. Bei den Nationalratswahlen arbeiten Bund, Kantone und Gemeinden eng zusammen.

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