Mercosur-Abkommen steht trotz Widerstand der Bauern vorne
Johann Schneider-Ammann glaubt nicht an US-Deal

Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann hat am Mercosur-Agrargipfel den gewünschten Zuspruch bekommen für seine Pläne, künftig auf weniger Zollschranken zu setzen. Die Gefahr, dass die Schweizer Landwirtschaft deswegen überrannt werde, sei nicht gegeben.
Publiziert: 20.02.2018 um 16:29 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 01:45 Uhr
Andrea Willimann

Käseduft zog gestern durch den Bernerhof, den Sitz des Eidgenössischen Finanzdepartements. Offenbar gabs Fondue zum Zmittag, nachdem Bundesrat Johann Schneider-Ammann (65) an seinem Mercosur-Agrar-Gipfel am Vormittag 26 Organisationen aus Landwirtschaft und Wirtschaft über seine Agrarpläne informiert hatte. 

Auf dem Magen liegen dürften die Resultate vor allem den Bauern. Im Mittelpunkt standen nämlich klar die Pläne für künftige Freihandelsabkommen, wie der Wirtschaftsminister vor den Medien berichtete.

Mercosur-Abkommen bis Ende Jahr?

Während ein Zollabbau-Vertrag mit der USA offenbar vom Tisch ist – «ich glaube nicht mehr daran» – will man nun für ein Abkommen mit den südamerikanischen Mercosur-Staaten bereit sein. «Wenn die EU noch im Februar ein Freihandelsabkommen abschliessen kann, so sollte es auch für die Efta-Staaten und die Schweiz in zehn Monaten bis Ende Jahr möglich sein», so Schneider-Ammann. 

Bundesrat Johann Schneider-Ammann sprach am Dienstag mit Wirtschaftsvertretern über die Verhandlungen mit den südamerikanischen Mercosur-Ländern. Der Bauernverband boykottierte die Veranstaltung.
Foto: Keystone
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Bundesrat Johann Schneider-Ammann glaubt, dass die Schweiz zusammen mit den Efta-Staaten in wenigen Monaten ein Freihandelsabkommen mit den Mercosur-Staaten aushandeln könnte.
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Dass die 28 EU-Staaten sich mit den Mercosur-Staaten Argentinien, Brasilien, Uruguay und Paraguay bald einig sind, davon ist der Bundesrat überzeugt. Die Efta-Staaten und die Schweiz wären dann die einzigen Europäer, die Zölle von 7 bis 35 Prozent bezahlen müssten. Dies in einem Markt, der ohnehin «aufwendig, bürokratisch und protektionistisch ausgerichtet» ist, wie Economiesuisse-Präsident Heinz Karrer (58) vor Medienvertretern betonte. 

Landwirtschaftsbereich soll Konzessionen machen

Der Widerstand des Schweizer Bauernverbands hat vorerst also gar nichts bewirkt. Wie Schneider-Ammann feststellte, waren sich die 13, 14 weiteren bäuerlichen Vertretungen mit den anderen Gipfel-Teilnehmern einig, dass der landwirtschaftliche Bereich Konzessionen machen muss, wenn es weitere Freihandelsabkommen geben soll.

«Auch wenn es nur die kleine Schweiz und die Efta sind: Unsere Verhandlungspartner wollen jeweils einen Absatz für ihre besten Produkte sicherstellen», so der Wirtschaftsminister. Dazu gehörten nun mal Landwirtschaftsprodukte – ob der Verhandlungspartner nun Südamerika, Vietnam, Indonesien oder Malaysia heisse.

«Bescheidene Preisreduktion» nötig

Schneider-Ammann zeigte sich zudem überzeugt, dass aufgrund der Milchbüechli-Rechnung seiner Verwaltung Lösungen gefunden werden könnten, die für alle Branchen verträglich seien. «Die Gefahr, dass die Landwirtschaft überrannt wird, ist eigentlich nicht gegeben.» Auf die Bauern werde eine bescheidene Preisreduktion im «relativ tiefen einstelligen Prozentbereich» zukommen.

Genaues wollte der Bundesrat aus verhandlungstechnischen Gründen nicht verraten. Die Bauernverbands-Spitze dürfte es von ihm erfahren: Schneider-Ammann will mit ihr nach einer Ruhe- und Verdauungsphase den Dialog wieder aufnehmen. 

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