Mehr Waffenerwerbsscheine seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs
Die Schweizer rüsten auf

Seit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs bewaffnen sich immer mehr Schweizerinnen und Schweizer. Einen direkten Zusammenhang kann der Bundesrat allerdings nicht bestätigen, aber auch nicht ausschliessen. Es fehlen schlicht die Daten.
Publiziert: 25.06.2022 um 12:15 Uhr
|
Aktualisiert: 28.06.2022 um 15:57 Uhr

Die vorhandenen Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Herr und Frau Schweizer rüsten auf. Seit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs ist die Nachfrage nach Waffenerwerbsscheinen je nach Region markant gestiegen. In der Stadt Zürich etwa habe sich die Zahl der Gesuche im März gegenüber dem März 2021 nahezu verdoppelt. Im Aargau ist sie um 60 Prozent gestiegen.

Ein zentrales Waffenregister gibt es in der Schweiz nicht. Heisst: Niemand hat einen landesweiten Überblick. Die wenigen vorhandenen Zahlen haben auch SP-Nationalrätin Priska Seiler-Graf (53) aufgeschreckt. Auf ihre Anfrage hat das Bundesamt für Polizei (Fedpol) eigens eine Umfrage unter den zuständigen Kantonen durchgeführt.

Bis 60 Prozent mehr Ersterwerber

Die ersten Eindrücke bestätigen sich. Das Fedpol hat von 19 kantonalen Waffenbüros Antwort bekommen. Das Fazit: Im ersten Quartal dieses Jahres wurden total 11'119 Waffenerwerbsbewilligungen und Überträge gemeldet. Im Vorjahresvergleich waren es in denselben Kantonen 8615 Bewilligungen. Eine Steigerung von satten 30 Prozent!

Ein Land rüstet auf. Immer mehr Schweizerinnen und Schweizer kaufen sich eine Waffe. (Symbolbild)
1/6

Ein noch stärkerer Anstieg ist bei jenen Personen zu beobachten, die bisher noch nie eine Waffe hatten. So hätten etwa die fünf Kantone Appenzell Innerrhoden, Freiburg, Luzern, Schaffhausen und Solothurn eine Zunahme von Ersterwerbern zwischen 15 und 60 Prozent verzeichnet.

Klare Angaben fehlen

Die meisten Anträge würden schweizweit zu Sport-, Jagd- oder Sammelzwecken erfolgen, führt der Bundesrat weiter aus. «Andere Begründungen wie Selbstverteidigung sind eher selten.» Ein direkter Zusammenhang mit dem Kriegsausbruch in der Ukraine lasse sich aufgrund der vorhandenen Daten nicht nachweisen.

Der Zusammenhang lasse sich allerdings auch nicht ausschliessen, räumt der Bundesrat ein. Klare Angaben liegen auch hier nicht vor. Denn auf dem Formular für einen Waffenerwerbsschein muss der Grund für den gewünschten Kauf nicht zwingend erläutert werden.

Die meisten Gesuche werden von den kantonalen Behörden dennoch bewilligt. Die Ablehnungsquote betrage in den angefragten Kantonen nur gerade 1,4 bis 5 Prozent. (dba)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?