«Das Risiko der Öffnung ist vertretbar»
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Berset und die «fragile Lage»:«Das Risiko der Öffnung ist vertretbar»

Vier von fünf Kriterien nicht erfüllt
Darum öffnet Berset trotzdem!

Schneller und weitergehend als erwartet: Obwohl die Corona-Lage laut Alain Berset «fragil» ist, erlaubt der Bundesrat ab 19. April Lockerungen für Restaurants, Fitness und Kinos – dabei erfüllt nur eine von fünf Kriterien die Vorgaben.
Publiziert: 14.04.2021 um 15:10 Uhr
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Aktualisiert: 17.04.2021 um 13:44 Uhr
Der Besuch von Gartenrestaurants soll bald wieder möglich sein.
Foto: Keystone
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Erwartet worden war ein Öffnungsschrittchen – was Gesundheitsminister Alain Berset (49) am Mittwoch aber verkündete, ist ein grosser und für viele Menschen langersehnter Schritt in Richtung Normalität. Ab kommenden Montag dürfen Restaurants zumindest auf den Terrassen Gäste bedienen. Zudem können Kinos, Theater, Konzerträume und Fitnesszentren wieder öffnen. Erlaubt sind maximal 50 Gäste drinnen, draussen gar 100.

Der Bundesrat hat die Lockerungen beschlossen, ohne vorher noch einmal die Kantone zu konsultieren. Diese hatten bereits im März ihre Meinung zu den Öffnungsschritten abgeben können.

«Situation nach wie vor fragil»

Natürlich gehe man mit der Öffnung ein Risiko ein, sagte Berset zum Entscheid. «Die Situation ist nach wie vor ziemlich fragil.» Doch es sei ein Risiko, das man aus Sicht des Bundesrats zum jetzigen Zeitpunkt eingehen könne. «Die meisten Menschen in der Schweiz beachten die Regeln und sind vorsichtig. Dies erlaubt uns, einen weiteren Öffnungsschritt vorzunehmen.»

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Dabei sind derzeit vier der fünf Richtwerte, die sich der Bundesrat vor wenigen Wochen noch selbst gesetzt hat, nicht erfüllt: die 14-Tages-Inzidenz (Fallzahlen), der R-Wert, die Zahl der Hospitalisationen und jene der Todesfälle. Berset sagte dazu, es handle sich nicht um ein starres Ampelsystem, sondern lediglich um Werte, an denen man sich orientiere. Derzeit sei man relativ nah am gesetzten Ziel, beim wichtigsten Wert – die Belastung der Intensivstationen – sehe es ausserdem sehr gut aus.

«Wir alle können nicht mehr»

Berset begründete den Entscheid auch damit, dass die bisherigen Öffnungsschritte bislang nicht zu einer Explosion der Fallzahlen geführt hätten. Er betonte aber auch, dass die Öffnungen kein Signal an die Bevölkerung sein sollen, dass sie nun nicht mehr aufzupassen braucht – im Gegenteil. Nur weil sich die Bevölkerung so gut an die Massnahmen halte, könne man jetzt lockern.

Gleichzeitig sagte er aber auch: «Wir alle können nicht mehr.» Nach 14 Monaten Pandemie sei wohl jeder und jede mit den Kräften am Ende. Dies dürfte auch ein Grund dafür sein, dass der Bundesrat nun Lockerungen beschloss – obwohl die epidemiologische Lage alles andere als entspannt ist.

Wann gibt es nächste Öffnungschritte?
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Lockerungen vom Bundesrat:Wann gibt es nächste Öffnungschritte?

Bund will Impfstoff-Investition prüfen

Die Landesregierung hat sich an ihrer Sitzung auch mit der Frage befasst, ob der Bund in die Produktion und Entwicklung von Corona-Medikamenten oder -Impfstoffen investieren soll. Hintergrund ist die Diskussion um Lonza und eine mögliche staatliche Impfstoffproduktion. Der Bundesrat teilte mit, man habe das Innendepartement «mit der vertieften Prüfung eines möglichen verstärkten Engagements des Bundes» beauftragt.

Nägel mit Köpfen macht er bereits, was die Versorgung der Schweiz mit Antikörper-Medikamenten betrifft. In einer ersten Phase werde der Bund die Kosten für Therapien mit solchen Medikamenten tragen, bis die Krankenkassen übernehmen. Der Bundesrat habe dafür einen Kredit von 100 Millionen Franken freigegeben, sagte Berset.

Die Medikamente senken das Ansteckungsrisiko und sollen bei Personen zum Einsatz kommen, die – aus welchen Gründen auch immer – nicht geimpft werden können. «Die Resultate von klinischen Studien sind vielversprechend», so Berset. Noch sind die Medikamente in der Schweiz nicht verfügbar.

Wann kommt der nächste Öffnungsschritt?

Wann der Bundesrat über den nächsten Öffnungsschritt entscheidet, steht noch nicht fest. Man müsse nun erst schauen, wie sich die Lage entwickle, sagte Berset. «Wir versuchen, vorsichtig zu öffnen und die Kontrolle nicht zu verlieren.» Schon sehr bald werde aber auch die Aufhebung der Homeoffice-Pflicht zur Diskussion stehen, kündigte er an. (lha/SDA)

Bundesrats-PK vom 14. April 2021

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