«In fünf Tagen keine freien Intensivbetten mehr»
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Experten informieren:«In fünf Tagen keine freien Intensivbetten mehr»

Experten des Bundes informieren
«In fünf Tagen keine freien Intensivbetten mehr»

Die Zunahme der Corona-Fälle flacht leicht ab. Grund zur Entwarnung gibt es aber noch lange nicht. Die Lage in den Spitälern spitzt sich zu. Freie Intensivbetten reichen nur noch fünf Tage.
Publiziert: 03.11.2020 um 12:43 Uhr
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Aktualisiert: 07.11.2020 um 23:13 Uhr
Daniel Ballmer

Nur noch fünf Tage. Wenn die Zahl der Corona-Neueinweisungen in den Spitälern nicht deutlich abnimmt, gibt es bis Ende Woche keine freien Intensivbetten mehr. Die Experten des Bundes zeigten sich am Dienstag vor den Medien besorgt.

Am Dienstagnachmittag waren von den insgesamt 1673 Intensivbetten 1162 belegt, davon 467 mit Corona-Patienten. Gerade 511 Betten waren zu diesem Zeitpunkt noch frei. Und die Zahl schwindet Tag für Tag.

«Wir haben noch Reserven», versicherte Virginie Masserey vom Bundesamt für Gesundheit (BAG). Auf den Intensivstationen gebe es derzeit noch 27 Prozent Kapazität. Aber eben: Wachsen die Zahlen weiter wie aktuell, sind die Intensivstationen bis Ende Woche voll. Einige Kantone haben bereits Massnahmen getroffen. So wurden nicht dringliche medizinische Eingriffe verschoben.

Die Corona-Zahlen sind in den vergangenen Tagen und Wochen weiter rasant angestiegen.
Foto: Keystone
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Anstieg der Fallzahlen verlangsamt sich erstmals wieder

Da reicht es auch noch nicht, dass der Bund erstmals seit längerem eine Tendenz zur Verlangsamung des Anstiegs der Corona-Fallzahlen beobachtet. «Wir sehen eine leichte Abflachung der Kurve», sagte Masserey.

Waren es am Freitag noch über 9200 Neuansteckungen, wurden übers Wochenende durchschnittlich rund 7300 Fälle gemeldet. Am Dienstag waren es noch 6126. Gleichzeitig wurden aber auch 316 Personen hospitalisiert. Das ist eine Verdopplung im Vergleich zur vergangenen Woche.

«Hier wird noch etwas auf uns zukommen»

Auch Rudolf Hauri erachtet die Situation auf den Intensivstationen als ernst. «Hier wird noch etwas auf uns zukommen», sagte der oberste Schweizer Kantonsarzt. Noch habe die Schweiz etwas Spielraum. «Die Infektionen müssen jetzt aber schnell zurückgehen, damit die Spitäler nicht überlastet werden», ergänzte Masserey.

Die Frage sei vermutlich nicht, ob die Intensivbetten irgendwann voll sind, sondern wann, hiess es an der Medienkonferenz. Es würden nun aber alle Optionen geprüft. So sollen unnötige Spitaleinweisungen und Operationen vermieden werden. Gleichzeitig würden neue Intensivplätze geschaffen. Und es sei wichtig, dass vulnerable Personen geschützt werden.

Schon bald kann es zu Triagen kommen

Dennoch bleibt das Risiko, dass es in den Spitälern schon bald zu Triagen kommt. Dann werden Ärzte entscheiden müssen, welche Patienten behandelt werden können und welche nicht. «Wichtig sind dabei die Überlebenschance und die erwartete Lebensqualität. Das Alter ist ein Kriterium, aber nicht das einzige», erklärte Masserey.

Vorher aber werde man versuchen, die zertifizierten Intensivbetten in der ganzen Schweiz zu belegen. «Es kann also sein, dass ein Patient vom einen Ende der Schweiz ans andere Ende transportiert wird», so Hauri. Möglichst viele Patienten sollen von einer Behandlung profitieren können.

«Wir müssen uns jetzt alle am Riemen reissen»

«Wir müssen uns jetzt alle am Riemen reissen», sagte Kantonsarzt Hauri. Der Anschein eines Rückgangs der Fallzahlen reiche nicht – «der Rückgang muss nachhaltig sein». Das Einhalten der Abstands- und Hygienemassnahmen, das konsequente Tragen der Masken und das Einschränken des gesellschaftlichen Zusammenseins sei das Gebot der Stunde.

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