LDP-Nationalrat schlägt vor
Arbeitslose sollen die A-Post retten!

Die faktische Abschaffung der A-Post in vielen Regionen ruft heftigen Protest hervor. Um die rasche Zustellung zu sichern, sollen Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger den Pöstlern unter die Arme greifen, fordert LDP-Nationalrat Christoph Eymann.
Publiziert: 17.08.2021 um 17:09 Uhr
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Aktualisiert: 17.08.2021 um 19:42 Uhr
Lea Hartmann

Heute eingeworfen, morgen angekommen? An vielen Orten in der Schweiz gehört die A-Post faktisch der Vergangenheit an. Rund die Hälfte der 14'000 Briefkästen im Land wird nach 9 Uhr morgens nicht mehr geleert. Wer will, dass sein Brief schon am nächsten Tag bei der Empfängerin ist, muss ihn entweder bereits frühmorgens einwerfen oder allenfalls zu einem weiter entfernten Briefkasten fahren.

Der Grund für den Abbau ist klar: Die Post muss sparen. Doch in der Politik stösst das Vorgehen des gelben Riesen auf Protest. Post-Chef Roberto Cirillo (50) wird Ende Monat in der zuständigen Kommission des Nationalrats antraben müssen, um den Parlamentarierinnen und Parlamentariern Alternativen zum A-Post-Kahlschlag aufzuzeigen.
Das berichtete jüngst der SonntagsBlick.

Zweiter Arbeitsmarkt soll Lücke füllen

Einen konkreten Vorschlag zur Rettung der A-Post hat der Basler LDP-Nationalrat Christoph Eymann (70) vor kurzem im Parlament eingebracht. Die Idee: Arbeitslose oder auch Sozialhilfeempfängerinnen und -empfänger könnten den Pöstlerinnen und Pöstlern helfen und die Leerung der Briefkästen am Abend übernehmen. Sein Vorstoss bezieht sich konkret auf den Kanton Basel-Stadt. Das Modell wäre aber schweizweit denkbar.

Viele Briefkästen werden nur noch morgens geleert. Das bedeutet vielerorts faktisch die Abschaffung der A-Post.
Foto: Keystone
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Eymann ist Präsident der Schweizerischen Konferenz für Sozialhilfe (Skos). «Schätzungen zufolge könnte rund ein Drittel der Sozialhilfeempfänger im ersten Arbeitsmarkt eingesetzt werden», sagt er. «Diese Menschen wären da, um die Lücke zu füllen.»

Bund will sich nicht einmischen

Genau das hat bereits ein Basler Grossrat auf kantonaler Ebene angeregt. Michael Hug (33), Parteikollege Eymanns, ist überzeugt, dass das Zurückgreifen auf den sogenannten zweiten Arbeitsmarkt eine Win-win-Situation wäre, wie er im Vorstoss schreibt: «Einerseits durch die Schaffung von Arbeitsplätzen für Menschen, die leistungsfähig sind, aber im ersten Arbeitsmarkt keine Stelle finden können, und andererseits für die Kundschaft der Briefpost.»

Die Basler Regierung hat sich noch nicht zum Vorschlag geäussert. Eine klare Haltung hat indes der Bundesrat: Die Festlegung der Leerungszeiten der Briefkästen und die personelle Organisation lägen im Ermessen der Post, schreibt er in einer Stellungnahme zu Eymanns Vorstoss. «Solange die Vorgaben gemäss Postgesetzgebung eingehalten sind, gibt es aus Sicht des Bundesrats keinen Grund, sich in diese Entscheide einzumischen.»

«Service public erodiert»

Eymann, der im Nationalrat der FDP-Fraktion angehört, hat mit dieser Antwort gerechnet. Zufrieden gibt er sich damit trotzdem nicht. «Man muss mit der Post in einen ernsthaften Dialog treten», fordert er. Tue das der Bund nicht, müssten sich halt die Kantone darum kümmern. «Der Service public erodiert. Das kann man so nicht akzeptieren.»

Lenke die Post nicht ein, müsse man sich die Frage stellen, ob das Brief-Monopol der Post noch gerechtfertigt sei, droht Eymann. Zuerst einmal will die Basler LDP aber mit einer Petition den Druck auf die Kantonsregierung erhöhen, um Lösungen für das A-Post-Problem zu finden, sagt der ehemalige Regierungsrat. Er kündigt an: «Wir werden uns weiter wehren.»

Die Post selbst sieht den Vorschlag Eymanns kritisch. Die Beschäftigung von Menschen mit Beeinträchtigungen oder von Arbeitslosen hätte einen grossen Aufwand zur Folge, gibt Post-Sprecher Erich Goetschi zu bedenken. «Die geforderte Wirtschaftlichkeit wäre nicht gegeben.» Leerungstouren seien zudem körperlich anstrengend und fänden im hektischen Abendverkehr statt. Das wäre wohl nicht im Sinne einer Genesung, meint Goetschi. Sollte man eine konkrete Anfrage erhalten, werde man diese aber selbstverständlich prüfen.

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