Langweilig, ideenlos, aufgewärmt
SRF-Programm nervt auch intern

Ist der Entscheid, am Samstag auf SRF 1 während zwölf Wochen zur besten Sendezeit «Traumschiff»-Folgen auszustrahlen, der Weisheit letzter Schluss? TV-Experten wittern «Fantasielosigkeit», das SRF argumentiert mit Sparvorgaben.
Publiziert: 27.06.2017 um 23:55 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 18:10 Uhr
Jean-Claude Galli

Das SRF-Sommerprogramm 2017 löst bei treuen Zuschauerinnen und Zuschauern ein Déjà-vu aus. Bis zum 19. August laufen auf SRF 1 am Samstag zur besten Sendezeit während zwölf Wochen Episoden der deutschen TV-Reihe «Das Traumschiff».

Und was lief letztes Jahr zur selben Sendezeit über eine fast identische Zeitspanne hinweg? «Das Traumschiff». Noch 2015 hatten die Verantwortlichen mehr Abwechslung erzeugt, u.a. mit Sendungen wie «SRF bi de Lüt – Live» im August oder «Hit auf Hit – mit Leonard im Tessin» im Juli, die Schweizer Liedgut und Landschaften in den Fokus nahmen und so besser zum Service-public-Auftrag der SRG passten als Kreuzfahrten in exotische Gewässer.

Mehrere der von BLICK befragten TV-Experten sehen darin einen «Ausdruck von Bequemlichkeit und Fantasielosigkeit», das SRF beschreite damit den «Weg des geringsten Widerstandes».

«Schweiz aktuell – Leben wie vor 500 Jahren».
Foto: SRF
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Sie orten das Problem in der Führung der zuständigen Abteilung und stellen die Kompetenz von Unterhaltungschef Christoph Gebel (58) in Frage. Andere sehen die Sache pragmatischer und meinen, dass «die Quote die Mittel heilige». Diese ist leicht rückläufig. Bei der ersten Ausstrahlung am 3. Juni schalteten 342'000 Zuschauer ein (23,9 Prozent Marktanteil), am 10. Juni 244'000 (25,3 Prozent), am 17. Juni 258'000 (26,7 Prozent) und am 24. Juni 219'000 (21,6 Prozent).

Das SRF gibt zu bedenken, dass der Entscheid, ab 2016 «Das Traumschiff» auszustrahlen, statt Eigenproduktionen zu realisieren, vor dem Hintergrund der Sparmassnahmen getroffen worden sei. Unter der Woche gibt es im Sommer 2017 dagegen SRF-Novitäten. Kritiker bemängeln allerdings, dass mit dem Living-History-Format «Im Schatten der Burg – Leben vor 500 Jahren» bloss an die Erfolge von «Leben wie zu Gotthelfs Zeiten» 2004 oder «Die Pfahlbauer» 2007 angeknüpft werde und dass «Üse Buurehof» wie eine Fortsetzung wirke.

Wie auch immer: Für den Herbst wird das Publikum aufgefordert, Fragen und Kritik sowie konkrete Ideen gleich selber einzubringen. Vom Montag, 9., bis Freitag, 13. Oktober, ist es eingeladen, am Radio- und Fernsehprogramm sowie am Onlineangebot mitzuwirken. Dafür sucht SRF derzeit rund 50 Personen, die in verschiedenen Bereichen vor und hinter der Kamera zum Einsatz kommen.

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