Kommunisten gründen neue Partei
«Revolution in der Schweiz ist komplett realistisch!»

Rund 300 Genossen wollen am kommenden Wochenende in Biel BE die Revolutionäre Kommunistische Partei (RPK) gründen. Sie haben grosse Ziele: Bis in drei Monaten soll die Partei schweizweit 500 Mitglieder haben und 70'000 Franken an Spendeneinnahmen generieren.
Publiziert: 09.02.2024 um 10:16 Uhr
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Aktualisiert: 14.02.2024 um 12:07 Uhr
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Tobias OchsenbeinRedaktor Politik

Sie wollen nichts weniger als die kommunistische Revolution zu ihrer Lebzeit. Darum werden rund 300 Genossinnen und Genossen am kommenden Wochenende in Biel BE die Revolutionäre Kommunistische Partei (RPK) gründen.

Ihr Problem, das sie ausgemacht haben: Der Kapitalismus befinde sich in einer unüberwindbaren, historischen Sackgasse. Die RKP werde darum für nichts Geringeres als «die kommunistische Weltrevolution durch die Arbeiterklasse» kämpfen. Die Menschheit, ja das ganze menschliche Potenzial, solle «wirklich befreit» werden.

Hinter der selbst ernannten «grössten kommunistischen Rekrutierung seit über 100 Jahren» steckt die marxistische Strömung «Der Funke». Sie hat die Kampagne am Donnerstag in Bern offiziell mit einer Pressekonferenz lanciert.

Rund 300 Genossen wollen am kommenden Wochenende in Biel die Revolutionäre Kommunistische Partei (RPK) gründen.
Foto: zVg
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«Wollen nicht in irgendwelche Ämter gewählt werden»

Gemäss ihren Angaben sind bereits heute 35 Prozent der Schweizer Bevölkerung für die Abschaffung des Kapitalismus. Doch es gebe keine revolutionäre Partei, die ihnen erlaube, die Isolation und Passivität zu überwinden.

Die Kommunisten wollen das ändern. Und setzen sich ambitionierte Ziele: Bis in drei Monaten soll die Partei schweizweit 500 Mitglieder haben, 70'000 Franken an Spendeneinnahmen generieren und 5000 Exemplare der Zeitung «Der Kommunist» verkaufen.

«Uns geht es nicht darum, in irgendwelche Ämter gewählt zu werden, um dort das herrschende System zu verwalten», erklärte Dersu Heri (33), Redaktionsleiter von «Der Kommunist». Denn: Man habe nicht die Illusion, den Kapitalismus netter oder menschenfreundlich gestalten zu können. Vielmehr gehe es darum, alle, die gegen den Kapitalismus kämpfen wollen, in einer «Kampforganisation» zusammenzuschliessen.

Juso fürchtet sich nicht vor Kommunisten

Revolution in der Schweiz, ist das realistisch? «Das ist komplett realistisch», findet Heri. Und verweist auf ennet des Röstigrabens. In den vergangenen Wochen hätten in Genf vier grössere Streiks stattgefunden: im öffentlichen Dienst, bei den Bus- und Tramfahrern, am Flughafen und auch bei den Lehrpersonen. «Das alles wurde natürlich von den Deutschschweizer Medien totgeschwiegen. Die Arbeiterklasse in Genf ist in den Klassenkampf eingetreten.»

Bei den Jungsozialisten (Juso) fürchtet man sich allerdings nicht vor der Konkurrenz von links. «Wir nehmen die Gründung der RKP zur Kenntnis», sagt Juso-Präsident Nicola Siegrist (27). Seine Partei hat am Donnerstag die Initiative «Für eine soziale Klimapolitik – steuerlich gerecht finanziert (Initiative für eine Zukunft)» eingereicht. Mit über 140'000 Unterschriften. Die Initiative verlangt, Erbschaften und Schenkungen ab 50 Millionen Franken für den Klimaschutz zu besteuern. «Der Erfolg unserer Initiative ist Beweis genug für die politische Relevanz der Juso», so Siegrist.

Die letzte nationale Kommunistische Partei wurde 1940 verboten. Nach dem Scheitern der Fusionsverhandlungen mit der SP wurde 1944 die Partei der Arbeit (PdA) als neue Sammlungsbewegung der Kommunisten gegründet. Die PdA erzielte bei den Nationalratswahlen 2023 einen Wähleranteil von 0,72 Prozent. Mit dem Neuenburger Denis de la Reussille (63) schied 2023 der letzte PdA-Nationalrat aus dem nationalen Parlament aus. 

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