Kampf um die Rentenreform
Bürgerliche Frauen wollen mehr Geld

Frauen sehen die AHV-Reform kritisch, wie Umfragen zeigen. Eine Frauen-Allianz kommt den bürgerlichen Parteien nun zu Hilfe.
Publiziert: 21.08.2022 um 09:33 Uhr
Camilla Alabor

Sollen Frauen länger arbeiten? Ja, finden die Männer. Nicht unbedingt, meinen die Frauen. Das geht aus zwei Umfragen hervor, die in den letzten zwei Wochen publiziert wurden. Wie knapp die Abstimmung zur AHV-Reform am 25. September ausfallen wird, ist demnach offen. Laut Tamedia-Erhebung sagen insgesamt 53 Prozent «Ja oder eher Ja» zur Erhöhung des Frauenrentenalters; laut GFS-Bern-Umfrage sind es 64 Prozent.

So gross der Unterschied bei den Umfragen auch ist, beide zeigen: Frauen stehen der Vorlage deutlich skeptischer gegenüber als Männer. So wollen, je nach Umfrage, 36 Prozent (Tamedia) bzw. 52 Prozent (GFS) der Frauen Ja stimmen. Bei den Männern liegen die Zustimmungswerte jeweils bei über 70 Prozent.

Insbesondere die zuerst publizierte Tamedia-Umfrage schreckte das bürgerliche Lager auf. Droht nun auch der vierte Anlauf einer AHV-Reform an der Urne zu scheitern?

Eine überparteiliche Frauenallianz

Für die Präsidentin der FDP-Frauen, Susanne Vincenz-Stauffacher (55), ist klar: «Wir müssen auch den bürgerlichen Frauen erklären, dass die Reform dringend ist – und fair ausgestaltet.»

Den neun betroffenen Frauenjahrgängen, die bei einer Annahme der Reform länger arbeiten müssten, bevor sie Rente erhalten, biete die Vorlage ein «sehr angemessenes Auffangnetz», sagt die FDP-Politikerin.

Gemeinsam mit GLP-Nationalrätin Kathrin Bertschy (43) und der Präsidentin der Mitte-Frauen, Christina Bachmann-Roth (38), hat sie eine überparteiliche Frauenallianz gebildet, die sich für ein Ja einsetzt.

Die Linke hat das Referendum gegen die AHV-Reform ergriffen. Umfragen zeigen nun: Die Frauen sehen die Vorlage, die eine Erhöhung des Frauenrentenalters vorsieht, kritisch.
Foto: keystone-sda.ch
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Doch die Allianz hat für ihre Abstimmungskampagne ein deutlich kleineres Bugdet als die Parteien. Die Folge: In den sozialen Medien erklären zahlreiche Männer den Frauen, weshalb sie länger arbeiten sollen.

Anklopfen bei bürgerlichen Verbänden

Aus Sicht der bürgerlichen Frauenallianz ist das nicht eben die schlauste Strategie. «Es ist überzeugender, wenn Frauen anderen Frauen die Reform erklären, als wenn das Männer tun», findet Bertschy.

Angesichts des Geschlechtergrabens und des unsicheren Ausgangs der Abstimmung will die Allianz deshalb aufrüsten: Botschaften von Frauen sollen im Zentrum der Ja-Kampagne stehen. In der vergangenen Woche haben Kathrin Bertschy und ihre Mitstreiterinnen bei den bürgerlichen Verbänden angeklopft – mit dem Ziel, zusätzliche Mittel aufzutreiben. Dies würde es beispielsweise erlauben, nebst Videos in den sozialen Medien auch elektronische Anzeigen in Bahnhöfen zu platzieren.

Allerdings: Noch haben die Frauen von der Wirtschaft kaum zusätzliche Mittel bekommen. Das Budget sei bereits verteilt, heisse es dort, so Bachmann-Roth.

Ob die Frauenallianz ihre Kampagne tatsächlich hochfahren kann, ist also offen. Dennoch ist Bertschy optimistisch, dass sich hier noch etwas bewegt. «Wenn die Verbände die Abstimmung gewinnen wollen, werden auch sie zum Schluss kommen: Die Argumente für ein Ja müssen von den Frauen kommen.»

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