Johann Schneider-Ammann
Alt Bundesrat zerzaust Rahmenvertrag

In einem pointierten Artikel seziert der ehemalige Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann den Entwurf des Institutionellen Rahmenabkommens mit der EU.
Publiziert: 20.09.2020 um 02:36 Uhr
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Aktualisiert: 15.12.2020 um 21:36 Uhr
Simon Marti

Marco Chiesa (45, TI), neuer Präsident der SVP, ist nicht zu beneiden. In ­einer Woche dürfte das Stimmvolk, so die Umfragen stimmen, die Begrenzungs-Initiative der SVP deutlich verwerfen. Der Konflikt um die Umsetzung der Ini­tiative gegen Masseneinwanderung fände ein spätes Ende.

Was folgt dann für die SVP? Der Kampf gegen das Institutionelle Rahmenabkommen (InstA). Doch hält Bundesrätin Karin Keller-­Sutter (56, FDP) durch eine Al­lianz der Sozialpartner die SVP geschickt in Schach.

Bis gestern Samstag. In der «NZZ» meldete sich ausgerechnet Keller-Sutters Vorgänger, alt Bundesrat Johann Schneider-Ammann (68, FDP), zu Wort. Der Beitrag birgt Zündstoff. «JSA» ruft nicht nur die problema­tischen Punkte des ­Abkommens in Erinnerung – den ewigen Dreiklang aus Lohnschutz, Unionsbürgerrichtlinie und staatlichen Beihilfen. Er erklärt den Rahmenvertrag zur Gefahr für die Schweizer Souveränität. Die ­dynamische Rechtsübernahme, die Ausweitung der Guillotine-Klausel, die Rolle des Europäischen Gerichts­hofes (EuGH) im Schiedsgerichts­verfahren: «Diese Punkte sind meines Erachtens souveräni­tätspolitisch heikel», so der Ex-­Magistrat.

Alt Bundesrat Johann Schneider-Ammann: Vorbereitung auf den EU-Beitritt?
Foto: Keystone
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Nicht die Argumentation überrascht, sondern der Absender. Schneider-Ammann war es, damals noch Wirtschafts­­minister, der im Sommer 2018 auf den Diskussionsabbruch der ­Gewerkschaften entgeistert reagierte, die ihrerseits den Europäischen Gerichtshof als Gefahr ansahen.

Eines ist absehbar: SVP-Chef Chiesa wird diese Einschätzung des Freisinnigen genüsslich vor sich hertragen.

Und er wird an die polemische Pointe von Schneider-Ammanns Text erinnern. Denn wie beendet der alt Bundesrat seinen Artikel in der «NZZ»? «Wir brauchen der EU nicht beizutreten und müssen auch nicht mit einem un­ausgewogenen InstA darauf vorbereitet werden.»

Der Rahmenvertrag als Vorspiel eines EU-Beitritts. Schneider-Ammann verpasst dem InstA einen Stempel, an dem der aktuelle Bundesrat noch schwer zu tragen haben wird.

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