Jetzt übernimmt der Hardliner
Nationalrat Glarner ist neuer Aargauer SVP-Präsident

Er war der Aussenseiter, doch ihm gelang die Sensation. Nationalrat Andreas Glarner ist neuer Präsident der SVP Aargau. Die Kantonalpartei wird mit Glarner an der Spitze pointiert und provokativ auftreten.
Publiziert: 15.01.2020 um 22:49 Uhr
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Aktualisiert: 16.01.2020 um 09:28 Uhr
Nico Menzato

Der Unterschied zwischen den beiden Kandidaten könnte grösser nicht sein. Und folglich wurde im Vorfeld die Wahl des neuen Präsidenten zur Richtungswahl hochstilisiert. Geht es Richtung Schmusekurs in die Mitte? Oder in die Richtung der harten SVP-Politik mit Opposition und Fokus auf die Kernthemen Ausländer, Asyl und Kriminalität? Mit einem Chef, der gerne und oft provoziert? Oder einem, der gerne im Hintergrund arbeitet?

Der ehemalige Gemeindeammann und Grossrat Rolf Jäggi (51) betonte in der Rede denn auch seine konziliante und gemässigte Seite. Die SVP müsse glaubwürdig bleiben, sagte er. Er wolle eine «nachhaltige Sachpolitik» betreiben und wolle das «Themenfeld auftun». Gesundheitskosten, Verkehr – und auch Umweltthemen! Die SVP Aargau müsse auch bei diesen Themen Positionen beziehen und Strategien entwickeln.

Jäggi will auch Umweltschutz thematisieren

Wenn es Sinn mache, müsse man sich mit den Mitteparteien zusammentun – und «Brücken bauen». Jäggi wird wegen der gemässigten Politik immer wieder als Regierungsrat gehandelt. Dass er entsprechende Ambitionen hat, dementierte er am Parteitag nicht.

Wird nicht neuer SVP-Aargau-Präsident: Grossrat Rolf Jäggi.
Foto: keystone-sda.ch
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Ganz anders Andreas Glarner (57). In einer emotionalen und kämpferischen Rede versuchte er die Delegierten auf seine Seite zu ziehen. «Die SVP Aargau ist wie die SVP Schweiz ein Sanierungsfall», sagte er. Schliesslich habe man bei den Wahlen stark verloren.

«Blut, Schweiss und Tränen»

Für den Migrationschef der SVP Schweiz ist Themensetzung klar: «Die nationalen Themen werden auch bei den kantonalen Wahlen die wichtigsten sein. Wir müssen die anderen Parteien vor uns hertreiben. Und Missstände aufzeigen.»

Er nannte ihn nicht namentlich, aber Glarner warnte die Delegierten vor einem Präsidenten vom Typ Jäggi. «Ein lieber und netter Präsident wird die Pfui-Themen Asyl und Ausländer gar nicht ansprechen», so Glarner. «Ein netter und anschmiegsamer Präsident wird von der Presse geliebt, bleibt aber ohne Wirkung.»

Aller guten Dinge sind drei

«Blut, Schweiss und Tränen!», rief Glarner am Ende seiner Rede ins Publikum – in Anspielung an die berühmte Rede des ehemaligen englischen Premiers Winston Churchill 1940 während des Zweiten Weltkriegs – und erntete viel Applaus. Auch die meisten Delegierten, die das Mikrofon verlangten, stellten sich hinter Glarner.

Der ehemalige Gemeindeammann von Oberwil-Lieli versuchte nicht zum ersten Mal den Sprung an die Parteispitze. Bereits 2005 trat er an, unterlag damals aber Thomas Lüpold. 2012 brachte sich Glarner wieder als Parteipräsident ins Spiel, verzichtete dann aber zugunsten von Thomas Burgherr auf eine Kandidatur. Und jetzt gelang ihm die Übernahme des prestigeträchtigen Amts. Und zwar deutlich mit 201 zu 106 Stimmen.

Zwillinge statt Präsidium

Einige SVPler kritisierten die Auswahl Glarner und Jäggi. Einer sei zu extrem, der andere zu farblos. Barbara Borer-Mathys, die Präsidentin der SVP Kulm, wurde etwa als Wunschkandidatin genannt. Doch sie sagte ab. Weil sie Zwillinge erwartet.

Und tatsächlich – just am Wahlabend war sie bereits im Spital, wie Burgherr sagte. Statt SVP-Präsidentin ist sie nun bald stolze Mutter.

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