Foto: Andrea Brunner

Internet-Ferienwohnungsangebote sorgen für Puff mit normalen Mietern
Heute grüsst die Prostituierte, morgen der Dealer

Ferienwohnungen in den Innenstädten, die via Internet-Plattformen angeboten werden, ziehen nicht nur preisbewusste Touristen an. Die Anonymität von Airbnb und Co. lädt auch zu Prostitution, Drogenhandel und illegalem Glücksspiel ein, wie das Beispiel Luzern zeigt.
Publiziert: 14.10.2019 um 23:06 Uhr
|
Aktualisiert: 07.11.2019 um 15:56 Uhr
Pascal Tischhauser

Die Airbnb-Angebote in Luzern drängen Rentner und Familien aus der Innenstadt und locken besondere «Geschäftsreisende» an: Prostituierte, Drogenhändler, Glücksspielbetreiber.

Als BLICK mit einem Luzerner durch die Gassen der Innenstadt geht, zeigt dieser plötzlich auf ein Haus. «Hier drin hat ein Bekannter von mir an einem illegalen Pokerturnier teilgenommen. Angeblich hatten die Veranstalter für zwei Tage eine Wohnung via Airbnb gemietet. Danach sind sie wieder verschwunden – ins Ausland oder wohin auch immer.»

Belegen lässt sich das kaum. Wer weiss schon, ob im dritten Stock gerade junge Erwachsene Geburtstag feiern oder etwas Illegales abläuft? Klar ist nur: Die Anwohner haben ein ungutes Gefühl, wenn in ihrem Haus Fremde ein- und ausgehen. Und sie leiden unter dem Lärm der Feriengäste.

Gürsel Sasmaz wohnt mit seinem Kind und seiner schwangeren Frau an der Rigistrasse 32, wo Tag und Nacht Touristen ein- und ausgehen und  die Polizei öfters zu Gast ist.
Foto: Andrea Brunner
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Tolle Aussichten

So ergeht es auch Gürsel Sasmaz (50). Der Arzt wohnt zusammen mit seiner Frau und der kleinen Tochter an der Luzerner Rigistrasse 32. Er freut sich darauf, in wenigen Wochen zum zweiten Mal Vater zu werden. Doch die Touristen stören das Familienglück: Im Mietshaus unweit des Hotels Montana sind mehrere Wohnungen via Booking.com zu haben.

Und sie ziehen spezielle Touristen an. Die Bewohner müssen immer wieder die Polizei rufen. «Am 10. April 2019 erhielten wir einen Hinweis wegen Ruhestörung und die Meldung, dass an der Rigistrasse 32 ein Bordell betrieben werde», sagt der Kommunikationschef der Luzerner Polizei, Christian Bertschi.

24-Stunden-Massagesalon

«Am 12. April ging um 2.30 Uhr ein erneuter Hinweis betreffend Ruhestörung ein», berichtet er. Die Patrouille sei dann auf einen Mann getroffen, der an der falschen Wohnungstür geklingelt hatte. Die Polizei kontrollierte darauf die Wohnungsmieterin, zu der der Mann wollte. «Nach eigenen Angaben betrieb sie dort einen 24-Stunden-Massageservice.»

Die Liste der Einsätze ist lang. «Das ist kein Zustand», sagt Sasmaz. «Es ist ein Kommen und Gehen im Haus.» Müll liege rum. Mitten in der Nacht klingle es.»

«Sobald ich von der Prostitution in meiner Wohnung erfahren habe, stoppte ich diese», sagt Hans P. Wanner (70), der die Ferienwohnungen an der Rigistrasse 32 via Booking.com anbietet. Der Hotelier vermietet die Wohnungen auch über das Luzerner Hotel Falken. Zudem hat er 2018 im einstigen Stripclub Du Pont ein Fondue House aufgemacht – am Schmutzigen Donnerstag war Eröffnung.

Bei ihm sei aber alles sauber, so Wanner. Er will mit dem horizontalen Gewerbe nichts zu tun haben. Ob seine Vermietungen an der Rigistrasse aber tatsächlich gesetzeskonform sind, dafür interessiert sich derzeit die Gewerbepolizei.

Arzt Sasmaz hat sich auch bei der Hausverwaltung, der Pierre Sudan Leasing und Finanz AG, beschwert. Auf BLICK-Anfrage bestätigt ihre Rechtsvertreterin, «dass es in der Liegenschaft an der Rigistrasse 32 in Luzern zu Reklamationen gekommen ist». Man gehe den Beanstandungen nach. Und: «Sollte eine unrechtmässige Nutzung der Mietwohnungen festgestellt werden, werden wir umgehend für rechtmässige Zustände sorgen.»

Der Ball liegt bei der Politik

Auch die Politik hat sich inzwischen der Luzerner Airbnb-Wüste angenommen. Damit bald nicht nur noch Ferienwohnungen in Luzerns Innenstadt zu finden sind, weil sich die Einheimischen die Mietpreise nicht mehr leisten können, handelt der Stadtrat. Er sucht nach einem Weg, das Bau- und Zonenreglement so anzupassen, dass geschäftlich genutzte Ferienwohnungen für Touristen verboten werden.

Bei der Gewerbepolizei hats geklingelt

Ob seine Vermietungen an der Rigistrasse 32 tatsächlich gesetzeskonform sind, dafür interessiert sich die Gewerbepolizei. «Mit dem Betreiber stehen wir sowie das Bauamt der Stadt Luzern in Kontakt», betont Urs Renggli, Chef Gastgewerbe und Gewerbepolizei. Über das Bauamt liefen Abklärungen.

Zu BLICK sagt Wanner, er bewohne eine Wohnung selbst und habe eine zweite Wohnung an ein Paar weitervermietet. Nur zwei Ferienwohnungen an der Rigistrasse 32 biete er Touristen an. Auf den Einwand hin, dass ihn die Bewohner nie im Haus sähen, präzisiert er, «zumindest im Winter» wohne er dort.

Im Internet sind mehr Wohnungen zu haben

Laut Booking.com bietet Wanner den Touristen aber vier Wohnungen an der Rigistrasse 32 an. Insgesamt 14 Betten. Ab zehn Betten bräuchte es eine Bewilligung. Arzt Sasmaz sagt: «Herr Wanner führt die Behörden an der Nase herum.» Denn in der Wohnung, die Wanner für sich beansprucht, gingen laufend Touristen ein und aus.

«Die Touristen müssen sich doch registrieren», so der Arzt. Anhand der Buchungen sollte es einfach nachzuweisen sein, wie viele Wohnungen Wanner vermietet.

Doch in der Tourismus-Hochburg Luzern schaut man Anbietern von Ferienwohnungen nicht so fleissig auf die Finger. Und auch die Polizei räumt das Ausmass der Einsätze an der Rigistrasse 32 erst im zweiten Anlauf ein. Anfangs hiess es, in den letzten 18 Monaten habe es an besagter Adresse nur zwei Polizeieinsätze gegeben. Als BLICK aufzeigte, dass das nicht stimmen kann, waren es plötzlich viel mehr. (pt)

Ob seine Vermietungen an der Rigistrasse 32 tatsächlich gesetzeskonform sind, dafür interessiert sich die Gewerbepolizei. «Mit dem Betreiber stehen wir sowie das Bauamt der Stadt Luzern in Kontakt», betont Urs Renggli, Chef Gastgewerbe und Gewerbepolizei. Über das Bauamt liefen Abklärungen.

Zu BLICK sagt Wanner, er bewohne eine Wohnung selbst und habe eine zweite Wohnung an ein Paar weitervermietet. Nur zwei Ferienwohnungen an der Rigistrasse 32 biete er Touristen an. Auf den Einwand hin, dass ihn die Bewohner nie im Haus sähen, präzisiert er, «zumindest im Winter» wohne er dort.

Im Internet sind mehr Wohnungen zu haben

Laut Booking.com bietet Wanner den Touristen aber vier Wohnungen an der Rigistrasse 32 an. Insgesamt 14 Betten. Ab zehn Betten bräuchte es eine Bewilligung. Arzt Sasmaz sagt: «Herr Wanner führt die Behörden an der Nase herum.» Denn in der Wohnung, die Wanner für sich beansprucht, gingen laufend Touristen ein und aus.

«Die Touristen müssen sich doch registrieren», so der Arzt. Anhand der Buchungen sollte es einfach nachzuweisen sein, wie viele Wohnungen Wanner vermietet.

Doch in der Tourismus-Hochburg Luzern schaut man Anbietern von Ferienwohnungen nicht so fleissig auf die Finger. Und auch die Polizei räumt das Ausmass der Einsätze an der Rigistrasse 32 erst im zweiten Anlauf ein. Anfangs hiess es, in den letzten 18 Monaten habe es an besagter Adresse nur zwei Polizeieinsätze gegeben. Als BLICK aufzeigte, dass das nicht stimmen kann, waren es plötzlich viel mehr. (pt)

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