«In die Details kann man sich verbeissen»
Ein Drohnen-Gesetz fällt nicht einfach vom Himmel

Bundesrat und Parlament wollen den Drohnen-Betrieb regulieren. Ausgerechnet CVP-Nationalrat Martin Candinas, der das gefordert hat, wird jetzt angst und bang.
Publiziert: 12.09.2018 um 19:16 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 15:41 Uhr
Andrea Willimann

Der Drohnenbetrieb muss gesetzlich stärker geregelt werden, ist der Bündner CVP-Nationalrat Martin Candinas (37) überzeugt. Denn die Gefahr für Menschen steige durch die wachsende Zahl an Drohnen. Zum Beispiel, wenn diese zunehmend Flugzeugen und Helikoptern in die Quere kommen. Deshalb brauche es mehr Sicherheit im Luftraum.

Schlimmes verhindern wollen mittlerweile alle in Bern. Nach dem Bundesrat und dem Nationalrat hiess gestern auch der Ständerat zwei Vorstösse gut. Einen von Candinas, den anderen von SP-Ständerat Daniel Jositsch (53, ZH). Beide zielen auf eine Registrierungspflicht und eine stärkere Kontrolle von Drohnen ab. Zugleich sollen die heute liberalen Regeln bewahrt werden.

Folgen für die Praxis sind noch völlig unklar

Aber was bedeutet das für die Praxis? Wären auch die Hobby-Drohnen-Piloten und Kinderspielzeug davon betroffen? Erstaunlicherweise wagt nicht einmal Candinas eine Prognose. «Das werden uns die Experten beim Bundesamt für Zivilluftfahrt nun vorschlagen. Dafür sind sie da», so der Präsident der Swiss Helicopter Association.

CVP-Nationalrat Martin Candinas steht dem Verband der Helikopter-Unternehmen vor. Ihm ist es ein grosses Anliegen, dass der Drohnen-Verkehr in der Schweiz besser reguliert und kontrolliert wird.
Foto: zVg
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Offen bekennt Candinas: Geht es nicht mehr nur um den Grundsatz einer stärkeren Regulierung, sondern um deren genaue Bestimmungen, ist es mit der Einigkeit im Bundeshaus schnell vorbei. «In die Details kann man sich verbeissen.»

Knacknüsse gibt es gleich sackweise

Die möglichen Knacknüsse nennt der Bündner gleich selber: «Wollen wir nur kommerzielle Drohnen registrieren? Und wenn nein: Ab welchem Gewicht sind die Multikopter kritisch? Dürfen künftig nur noch Drohnen mit eingebautem Chip, der eine Überwachung zulässt, verkauft werden? Und wie sieht es mit dem Datenschutz aus?»

Wohin die Reise in etwa gehen könnte, hat der Bundesrat in seinen Stellungnahmen zu den Vorstössen von Candinas und Jositsch gezeigt. Demnach müssten grössere Drohnen künftig einen Chip haben, der in einem zentralen Register auf den Besitzer verweist.

Dank dieses Peilsenders könnte dann der Luftraum überwacht und gesteuert werden. «U-Space» nennt sich diese automatisierte Verkehrsleitung der Schweizer Flugsicherung Skyguide. Damit könnten zum Beispiel Multikopter, die am WEF in Davos in den verbotenen Luftraum eindringen, umgelenkt werden.

Candinas ist jede bessere Kontrolle recht

Trotz dieser offenen Fragen zu den technischen Mitteln und des Geltungsbereichs der neuen Regeln ist Candinas überzeugt: «Schon nur eine Registrierungspflicht wäre ein Fortschritt. Diese würde Drohnenpiloten sensibilisieren, ihre unbemannten Flugobjekte vernünftig einzusetzen.»

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