Hohe Kosten im Visier
Bund wehrt sich gegen Kritik an Instagram-Beamten

Der Bundesrat schafft zehn neue Stellen für seinen Auftritt in den sozialen Medien. Von bürgerlicher Kritik im Parlament will er nichts wissen.
Publiziert: 19.09.2022 um 16:47 Uhr
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Aktualisiert: 20.09.2022 um 14:20 Uhr

Sie zeigen sich gerne im besten Licht. Immer mehr auch in den sozialen Medien. Auf Instagram präsentiert sich Kulturminister Alain Berset (50) seinen 118'000 Followern schon heute am Filmfestival Locarno, Jazzfestival Montreux oder bei den Dreharbeiten zur Serie «Tschugger».

Energieministerin Simonetta Sommaruga (62) lässt sich etwa mit dem deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz (64), Bundespräsident Ignazio Cassis (61) beim Besuch der Schweizergarde in Rom ablichten. Und Sportministerin Viola Amherd (60) gibt sich gerne auch mal sportlich. Stets sorgt die jeweilige Kommunikationsabteilung dabei für einen Hochglanz-Auftritt.

Zehn neue Stellen geschaffen

Das aber reicht noch nicht. Ab Oktober will sich nun auch noch die Gesamtregierung in einem Pilotversuch gemeinsam auf Instagram präsentieren, um dort vor allem ein jüngeres Publikum anzusprechen. Dazu rüstet der Bundesrat nochmals kräftig auf: Gleich zehn neue Vollzeitstellen hat er geschaffen, was den Steuerzahler deutlich über eine Million Franken im Jahr kosten dürfte. Und das ist gerade bürgerlichen Politikern ein Dorn im Auge.

Kulturminister Alain Berset stellt Bilder vom Jazzfestival in Montreux ins Netz.
Foto: Instagram
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Für SVP-Nationalrat David Zuberbühler (43, AR) sind zehn Social-Media-Stellen «eine beachtliche Investition». Und sie kämen zu «einer Hundertschaft an Kommunikationsspezialisten» hinzu. In einer Anfrage lässt er klar durchblicken, dass er die zusätzlichen Stellen offensichtlich für unnötig hält. So wollte er unter anderem wissen, warum nicht die bereits vorhandenen Kommunikationsspezialisten einen Beitrag auf Instagram posten könnten.

Bund will Kritik nicht gelten lassen

Bundeskanzler Walter Thurnherr (59) wiederum wollte die bürgerliche Kritik an den neuen Instagram-Beamten am Montag vor dem Nationalrat nicht gelten lassen. Das Pilotprojekt sei Teil der vor einem Jahr beschlossenen Social-Media-Strategie des Bundesrats.

Heute seien 2,5 Millionen Menschen in der Schweiz auf Instagram. Bei den 15- bis 24-Jährigen liegt der Anteil der Nutzer bei 86 Prozent. Viele würden sich nur über soziale Medien informieren, betonte Thurnherr. Gleichzeitig werde die internationale Kommunikation immer wichtiger, ebenfalls oft über soziale Medien.

Über den Instagram-Account will der Bundesrat über Entscheide, gemeinsame Aktivitäten und wichtige Dossiers informieren. Er sehe hier eine Möglichkeit, gerade auch jüngere Menschen zu erreichen. Das Angebot ziele insbesondere auf die Gruppe der 16- bis 35-Jährigen.

«Als Steuerzahler schwer zu verstehen»

Die Bürgerlichen im Parlament wird Bundeskanzler Thurnherr damit wohl nicht überzeugt haben. FDP-Nationalrat Marcel Dobler (42) hatte die Instagram-Offensive des Bundesrats via Twitter als «In-House PR Büro für Social Media» bezeichnet.

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Auch für Dobler sind die zehn neuen Vollzeitstellen nicht nachzuvollziehen, wie er unmissverständlich klarstellt: «Als Steuerzahler schwer zu verstehen…» (dba)

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