Grüner von Graffenried wird Berner Stapi
Auf Alex folgt Alec

Die lange Zeit haushohe Favoritin Ursula Wyss scheiterte klar. Bern entschied sich für den ersten grünen Stadtpräsidenten. Und nicht für die erste Frau in diesem Amt.
Publiziert: 15.01.2017 um 18:34 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 21:49 Uhr
Nico Menzato

Sie war lange die haushohe Favoritin und logische Nachfolgerin von Alexander Tschäppät (64) – und scheiterte am Ende kläglich. Ursula Wyss (43) wird nicht Stadtpräsidentin von Bern, sondern ihr Widersacher Alec von Graffenried (54) von den Grünen. Genauer von der Grünen Freien Liste (GFL), einer lokalen Gruppierung innerhalb der Grünen.

Mit 58 Prozent überraschend deutlich wählten die Berner erstmals einen Grünen zu ihrem Stapi. Und nicht erstmals eine Frau Stapi. Die SP verliert nach 24 Jahren das prestigeträchtige Amt.

«Ich habe nicht an den Wahlsieg geglaubt», sagte ein von Emotionen kurzzeitig übermannter von Graffenried. Das Resultat sei überwältigend. Der vierfache Familienvater holte fast 6500 Stimmen mehr als Wyss.

Ursula Wyss gratuliert Alec von Graffenried zu dessen Wahl zum Stadtpräsidenten.
Foto: ALESSANDRO DELLA VALLE

Linke Kandidaten und bürgerliche Wähler

Die Wahlbeteiligung war hoch – sie lag bei fast 50 Prozent. Ein Zeichen dafür, dass auch bürgerliche Wähler trotz der beiden linken Kandidaten an die Urne strömten. Und grossmehrheitlich den etwas bürgerlicheren von Graffenried wählten.

Ursula Wyss zeigte sich als faire Verliererin. Sie sei natürlich enttäuscht, sagte sie, betonte aber, sie freue sich auf die Zusammenarbeit im neuen Gemeinderat. Nun gehe es darum, konstruktiv zusammenzuarbeiten, sagte auch von Graffenried. «Der Wahlkampf hat keine bleibenden Wunden hinterlassen.»

Vom Ausgang nicht überrascht zeigte sich Politikberater Mark Balsiger. Der Wahlkampf habe sich um Persönlichkeit und Image gedreht, nicht aber um politische Inhalte. Die negativen Äusserungen gegen Wyss hätten sich in den letzten Monaten multipliziert. «Die negativen Adjektive kleben an ihr wie eine zweite Haut. Sie stammen aus einer Zeit, als die SP-Politikerin noch sehr jung, scharfzüngig und unsicher war», so Balsiger.

Auch vom Frauenbonus konnte Wyss nicht profitieren – im Gegenteil! «Die Forderung ‹Jetzt endlich eine Frau!› hat eine kontraproduktive Wirkung», so Balsiger. 

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