Grossen mit brisanten Aussagen
GLP-Rechtsrutsch verärgert die Linke

In einem Interview schiesst GLP-Präsident und Wahlverlierer Jürg Grossen scharf gegen die Linke. Das könnte seine Ständeratskandidatin teuer zu stehen kommen.
Publiziert: 24.10.2023 um 19:24 Uhr
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Aktualisiert: 26.10.2023 um 15:14 Uhr

Dieser Artikel wurde vor Bekanntwerden der Wahlpanne des Bundesamts für Statistik erstellt. (red.)

GLP-Präsident Jürg Grossen (54) macht sich derzeit im linken Lager keine Freunde. Offensichtlich von der eigenen Wahlniederlage gefrustet, schoss der oberste Grünliberale in einem Podcast des «Nebelspalters» aus allen Rohren gegen die Linke – und biederte sich gleichzeitig bei der grossen Wahlsiegerin SVP an. Das aber droht nun zum Schuss in den eigenen Fuss zu werden.

«Jürg Grossen müsste sich eventuell mal überlegen, wer denn genau seine Ständeratskandidatin wählen soll im Kanton Zürich», kommentiert SP-Nationalrätin Min Li Marti (49) auf X (vormals Twitter). Die Sozialdemokratin spielt damit auf den bevorstehenden zweiten Wahlgang im Zürcher Ständeratswahlkampf an – gerade für die GLP von entscheidender Bedeutung.

GLP-Präsident Jürg Grossen schiesst scharf gegen die Linke – und beleidigt SP-Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider.
Foto: DUKAS
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GLP-Kandidatin ist auf Linke angewiesen

Während die SP ihren Sitz mit der Wiederwahl von Daniel Jositsch (58) bereits in trockenen Tüchern hat, muss GLP-Fraktionschefin und Ständeratskandidatin Tiana Moser (44) zittern. Nach dem Rückzug von FDP-Kandidatin Regine Sauter (57), Mitte-Mann Philipp Kutter (48) und dem Grünen Daniel Leupi (57) ist SVP-Nationalrat Gregor Rutz (51) Mosers härtester Konkurrent. Die Grünliberale ist dabei dringend auf die Stimmen von Links-Grün angewiesen. Sonst wäre ihre Partei weiterhin im Stöckli nicht vertreten.

Davon aber scheint sich GLP-Chef Grossen nicht beeindrucken zu lassen: Dass die Schweiz konservativ gewählt hat, sei «nicht nur schlecht», sagte er. «Linke Rezepte funktionieren in der Regel langfristig nicht gut.» Oft werde der Staat aufgeblasen, alles werde teurer.

Ja, Grossen liess sich sogar zu einer Beleidigung gegen SP-Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider (59) hinreissen und bezeichnete sie wegen ihrer Asylpolitik als «nicht die hellste Kerze auf der Torte» – wofür er sich später entschuldigte. Gleichzeitig biederte er sich bei der Wahlsiegerin SVP an, die mit ihrer Migrationspolitik «einen Punkt» habe.

«Es ist keine kluge Strategie der GLP»

Bei der Zürcher SP kommt das gar nicht gut an: «Die Aussagen von Jürg Grossen haben mich doch befremdet», sagt Co-Präsidentin Priska Seiler Graf (55). Die Beleidigung gegenüber Bundesrätin Baume-Schneider seien eines Parteipräsidenten nicht würdig. Zudem sei bedenklich, wie sich Grossen teilweise bei der SVP anbiedere: «Gerade in ökologischen und sozialen Punkten erreicht die GLP gar nichts, wenn sie nicht mit uns zusammenarbeitet.»

Das linke Lager in Zürich dürfte dennoch eher GLP-Moser unterstützen – um SVP-Rutz zu verhindern. Und dennoch: «Es ist keine kluge Strategie der GLP, die SP derart vor den Kopf zu stossen», stellt Seiler Graf klar. «Der Mobilisierung sind solche Aussagen sicher nicht zuträglich.» GLP-Kandidatin Moser hat im Ständeratsrennen weiter valable Chancen – nicht wegen, sondern trotz ihres Parteipräsidenten. (dba)

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