Post-Chef will Preise für Briefe und Pakete erhöhen
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Roberto Cirillo im Interview:Post-Chef will Preise für Briefe und Pakete erhöhen

Gewinnrückgang beim gelben Riesen
Die Post will Preise erhöhen

Die Post konnte 2022 weniger Briefe und Pakete verteilen. Auch das Ergebnis der Postfinance ging zurück. Nun will der gelbe Riese beim Preisüberwacher ab 2024 höhere Preise für Briefe und Päckli absegnen lassen.
Publiziert: 09.03.2023 um 09:32 Uhr
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Aktualisiert: 09.03.2023 um 17:08 Uhr
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Pascal TischhauserStv. Politikchef

Der Krieg in der Ukraine verhagelte der Post das Geschäft. Die rekordhohe Teuerung erhöhte beim gelben Riesen die Kosten, die der Konzern aber nicht auf die Kunden abwälzen konnte. Die Post spricht auch von tieferen Erträgen bei der Finanztochter Postfinance wegen der Zinswende. Sorgen bereiten dem Konzern ausserdem die rückläufigen Brief- und Paketmengen.

Der Konzerngewinn der Post ist um 157 Millionen Franken eingebrochen und beträgt noch 295 Millionen Franken. Auch das Betriebsergebnis auf Stufe EBIT liegt fürs vergangene Jahr um diesen Betrag tiefer, also noch bei 358 Millionen.

Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine bestellten die Kundinnen und Kunden nämlich merklich weniger online, stellt das Unternehmen fest. Und weltweite Lieferengpässe als Folge der Corona-Pandemie hätten 2022 dazu geführt, dass viele Händler ihre Waren verzögert oder gar nicht liefern konnten. Zudem konnte der Rückgang bei der Briefpost nicht durch das höhere Briefporto kompensiert werden.

Post-Chef Roberto Cirillo sieht seinen Konzern vor einem schwierigen Jahr. 2022 ging der Gewinn zurück.
Foto: Philippe Rossier
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Langfristig nehmen die Pakete zu

Doch allzu schwarz sollte der gelbe Riese nicht malen. Während Corona waren die Paketmengen zwar sprunghaft angewachsen. 2022 erlitten sie nun einen Dämpfer. Doch gegenüber 2019 hat die Post letztes Jahr noch immer 30 Prozent mehr Pakete befördert.

Aus Sicht des Postkonzerns zeigt der Vergleich mit 2019, dass der langfristige Trend bei den Paketen weiterhin nach oben zeigt. Deshalb investiert man weiter in die Paketverarbeitung und baut regionale Sortierzentren aus.

Postfinance brilliert nicht

Auch die Postfinance, das Finanzinstitut der Post, hat mit einem um 43 Millionen Franken geringeren Betriebsergebnis von 229 Millionen Franken abgeschnitten. Somit glänzte die einstige Milchkuh des Konzerns nicht. Zum Vergleich: Die Raiffeisen Gruppe gab vor einer Woche bekannt, 2022 einen Gewinn von 1,18 Milliarden Franken erzielt und das Ergebnis um über zehn Prozent verbessert zu haben.

Der Wegfall der Negativzinsen hat laut dem gelben Institut Spuren hinterlassen. Hier dürften sich aber auch die Auswirkungen davon gezeigt haben, dass die Politik der Postfinance verwehrt, als Vollbank tätig zu sein und beispielsweise eigenständig Hypotheken anzubieten. Trotzdem – auch hier gilt es nicht allzu pessimistisch in die Zukunft zu blicken: Die Zinswende soll der Postfinance die Chance bieten, künftig wieder eine höhere Rentabilität zu erzielen, heisst es in der Medienmitteilung. Damit hat der Ende Februar 2024 abtretende Postfinance-Chef Hansruedi Köng (57) die Möglichkeit, sein Abschlussjahr im Post-Konzern mit einem besseren Ergebnis abzuschliessen.

Gespräche mit Preisüberwacher

Die Post sieht sich jedoch vor einem schwierigen Jahr. 2023 werde «besonders anspruchsvoll», wird Konzernchef Roberto Cirillo (51) in der Medienmitteilung zitiert. Um weiterhin ohne Subventionen bestehen zu können, will der Staatskonzern ab kommendem Jahr höhere Preise durchsetzen. «Die Gespräche mit dem Preisüberwacher zur Anpassung der Preise ab dem Jahr 2024 werden stattfinden», heisst es in der Medienmitteilung. Geht es nach der Post, sollen sowohl die Preise der Briefe, wie auch der Pakete steigen. Um wie viel und ab wann, sei Gegenstand der Verhandlungen. Ob es gelingt, im Ringen mit Preisüberwacher Stefan Meierhans (54) höhere Preise durchzusetzen, muss sich erst weisen. Auf Anfrage sagt Meierhans nur: «Wir prüfen die Erhöhung der Post-Tarife kritisch.»

Doch Post-Präsident Christian Levrat (52) blickt schon weiter in die Zukunft seines Konzerns: «Dank ihrer Strategie hat die Post ein stabiles und langfristig belastbares Fundament geschaffen. Damit verschafft die Post der Schweizer Politik die Zeit, die Weichen für die Weiterentwicklung für die Zeit nach 2030 zu stellen.»

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