Finanzchaos bei der Armee
Chef Süssli will neue Waffen bestellen, obwohl kein Geld da ist

Am Donnerstag trat Armeechef Thomas Süssli vor die Medien und erklärte das Finanzloch des Militärs. Trotzdem möchte er jetzt schon neue Waffen bestellen.
Publiziert: 03.02.2024 um 11:59 Uhr

Die Schweizer Armee steckt im Finanzchaos! In den nächsten drei Jahren fehlen bis zu 1,4 Milliarden Franken, um bereits gekaufte Rüstungsgüter rechtzeitig zu bezahlen. Anstatt auf die Bremse zu treten, möchte Armeechef Thomas Süssli (57) weiter neue Waffen bestellen, wie er in der «Samstagsrundschau» von Radio SRF bestätigt.

Die Baustelle: die Bodentruppen. Geplant waren etwa ein Ersatz für die bestehenden veralteten Artillerie-Systeme oder Panzer-Abwehrwaffen. Ohne diese Investitionen in die Bodentruppe verliere die Armee mittelfristig das Heer, warnte Süssli. Doch wegen ihrer Finanzprobleme könne die Armee grössere, zusätzliche Zahlungen für Rüstungsgüter erst wieder in den 2030er-Jahren leisten.

Jetzt bestellen, später bezahlen

So überlege sich der Armeechef, Verpflichtungskredite beim Parlament auch ohne momentan vorhandene Finanzmittel zu beantragen. Dies würde ermöglichen, «dass man bei einem Hersteller früher in die Warteschlange kommt, aber dann trotzdem erst später bezieht und später bezahlt», sagte Süssli. Die Kapazitäten der Rüstungsindustrie seien vielfach ausgeschöpft. Für Waffenlieferungen gebe es lange Lieferfristen.

Armeechef Thomas Süssli möchte neue Waffen bestellen.
Foto: ANTHONY ANEX
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Zur Finanzlücke von 1,4 Milliarden Franken in den kommenden drei Jahren sagte Süssli, dass es diese auch dann geben würde, wenn das Parlament die Gelder für die Armee rascher erhöht hätte. «Es hätte immer noch einen Differenzbetrag gegeben und wir hätten auch für dieses Jahr eine Lösung suchen müssen.»

Der Armee fehlen im laufenden Jahr 800 Millionen Franken. Mit mehr Geld wären es laut Süssli immer noch 400 Millionen gewesen – und auch im kommenden Jahr hätte es eine Lücke gegeben.

Ausweitender Krieg als Antreiber

Inmitten der Diskussion rund um das Finanzloch beim Militär warnte Armeechef Thomas Süssli auch vor einer Ausweitung des Ukraine-Krieges. «Wir müssen uns darauf vorbereiten, dass sich der Krieg in Europa ausweiten könnte», sagte er in einem Interview mit den Tamedia-Zeitungen. Wenn er die Bilder aus dem Krieg in der Ukraine sehe, kann er einen solchen Zustand der Schweizer Armee nicht verantworten.

Man sei sich unter europäischen Armeechefs einig, dass es zu einer Eskalation mit Russland kommen könnte, sagte Süssli. «Alle befürchten eine Verschärfung der Lage.» Die Schweiz sei ein Teil der europäischen Sicherheitsarchitektur und könnte darum auch betroffen sein. (SDA/wgr)

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