Festzelt-Unternehmer hofft auf Härtefall-Hilfe
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Roland Küng (59) verzweifelt:Festzelt-Unternehmer hofft auf Härtefall-Hilfe

Festzeltbauer Küng aus Luzern verzweifelt
Härtefall-Hilfe droht zu spät zu kommen

Sehnlichst haben Unternehmer wie Festzeltbauer Roland Küng auf Unterstützung vom Bund gewartet. Nun hat der Bundesrat eine Milliarde Franken gesprochen. Doch je nach Kanton kann es noch lange dauern, bis das Geld wirklich fliesst.
Publiziert: 20.11.2020 um 07:19 Uhr
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Aktualisiert: 20.11.2020 um 12:22 Uhr
Roland Küng ist Chef einer Firma, die Festzelte und Tribünen aufstellt.
Foto: Anja Wurm
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Lea Hartmann und Gianna Blum

Es gibt Tage, da weiss Roland Küng (50) nicht, weshalb er aufstehen soll. «Es geht einfach nichts», sagt der Geschäftsführer der Hunziker AG. Das Unternehmen aus Willisau LU stattet Veranstaltungen mit Festzelten und Tribünen aus. Doch seit der Corona-Pandemie sind seine Auftragsbücher leer. Seit April sind praktisch alle der einst 70 Mitarbeitenden in Kurzarbeit. Inzwischen ist die Belegschaft auf 55 geschrumpft. Sechs Angestellte musste Küng entlassen, es ging nicht anders. «Die anderen verliessen das sinkende Schiff», so der Chef.

Küngs letzte Hoffnung ist die Härtefall-Hilfe. Der Bundesrat hat beschlossen, in einem ersten Schritt 400 Millionen Franken für besonders schwer von der Krise betroffene Firmen bereitzustellen. Die Hälfte davon tragen die Kantone. In einer zweiten Tranche kommen 600 Millionen dazu, wobei der Bund dann 80 Prozent übernimmt.

Firmen müssen warten – doch können sie das noch?

Doch bis das Geld fliesst, kann es je nach Kanton noch lange dauern. Denn die Millionen können viele Kantone nicht einfach so sprechen. Auch der Kanton Luzern nicht. Die vorgesehenen 25 Millionen muss dort erst das Kantonsparlament durchwinken. Danach läuft eine Referendumsfrist. Laut der Regierung wird es Februar, bis die Unternehmen Hilfe bekommen. Würde man ein noch grösseres Hilfspaket schnüren, würde es gar Sommer – denn dann müsste zuerst das Stimmvolk Ja sagen.

Für viele sei es schon im Februar zu spät, befürchtet Küng, Vorstandsmitglied des Schweizer Verbands der Festzeltbauer Tectum. «Für die ganze Branche ist es enorm wichtig, dass das Geld so schnell wie möglich kommt.» Denn manchen Kollegen stehe das Wasser nicht nur bis zum Hals, sondern schon über der Nase.

Beim Sport gings schnell

Auch die Schausteller-Branche drängt auf Soforthilfe. «Beim Sport funktionierte dies wunderbar», stellen die Schausteller mit Blick auf die 115 Millionen Franken fest, die der Bund Sportklubs ruckzuck bereitstellt. Als A-fonds-perdu-Beiträge – also ohne Rückzahlungspflicht.

Unternehmen müssen sich derweil gedulden. Und: Sie fürchten eine Wettbewerbsverzerrung, wenn eine Firma im einen Kanton bereits im Dezember Geld bekommt, der nächste aber frühestens im Februar. Wenn es für die einen zudem lediglich ein Darlehen, für die anderen aber Gratishilfe gibt.

Auch Küng wünscht sich eine nationale Lösung. Oder dass zumindest Luzern einen Weg findet, um das Geld schneller auszuzahlen. Für sein Unternehmen sei die Liquidität zwar für einige Monate gesichert. Doch kommt die Hilfe erst im Verlauf des nächsten Jahres, werden wohl diverse Chefs wie er nicht darum herumkommen, weitere Mitarbeitende zu entlassen.

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