Exklusive Umfrage zeigt
Schweizer wollen die Homo-Ehe

Vier von fünf Schweizern sprechen sich für die Homo-Ehe aus. Das zeigt eine Umfrage, die BLICK exklusiv vorliegt. Selbst die Samenspende für lesbische Paare findet eine komfortable Mehrheit. Doch im Parlament steht Schwulen und Lesben ein schwerer Kampf bevor.
Publiziert: 09.02.2020 um 23:01 Uhr
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Aktualisiert: 05.03.2021 um 11:45 Uhr
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Sermîn FakiPolitikchefin

Schwule, Lesben und Bisexuelle jubeln: Sie dürfen künftig nicht mehr ungestraft diskriminiert werden. Die Stimmbevölkerung sprach sich gestern mit 63,1 Prozent für die Ausweitung der Anti-Rassismus-Strafnorm aus. Die LGBTQ-Gemeinschaft ist jetzt genauso gut vor Hetze geschützt wie religiöse oder ethnische Minderheiten.

Geht es nach dem Volk, sollte die Gleichstellung von Homosexuellen noch weitergehen: In einer repräsentativen Umfrage, die BLICK exklusiv vorliegt, spricht sich eine deutliche Mehrheit der Schweizer Bevölkerung dafür aus, dass Schwule und Lesben auch eherechtlich gleichgestellt werden.

81 Prozent sagen gemäss der Umfrage im Auftrag der Schwulenorganisation Pink Cross Ja zur «Ehe für alle». Also dazu, dass das die eheliche Gemeinschaft mit allen Rechten und Pflichten nicht mehr nur heterosexuellen Paaren vorbehalten ist.

Am Sonntag konnten sie sich freuen: Tamara Funiciello, Nationalrätin, Nadja Herz, Co-Präsidentin LOS, Tobi Urech, Vizekampagnenleiter, Anna Rosenwasser, Co-Geschäftsleiterin LOS, Florian Vock, Co-Präsident Initiativkomitee und Roman Heggli, Co-Kampagnenleiter, freuen sich über die Ausweitung der Anti-Rassismus-Strafnorm.
Foto: Keystone
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Selbst die Samenspende ist kein Tabu

Mehr noch: 67 Prozent der Befragten wollen, dass homosexuelle Paare auch Kinder adoptieren dürfen. Und zwar nicht nur die leiblichen des Partners oder der Partnerin. Nein, Schwule und Lesben sollen ebenso wie Hetero-Paare fremde Kinder adoptieren dürfen. Selbst zur Samenspende für lesbische Paare sagen zwei Drittel in der vom Forschungsinstitut GFS 1012 Befragten Ja!

Das dürfte nicht ohne Folgen bleiben: In der Frühlingssession kommt die Homo-Ehe in den Nationalrat. Die vorberatende Rechtskommission ist zwar dafür – doch soll etwa die Samenspende aussen vor gelassen werden. Auch der Bundesrat plädiert für die abgespeckte Version. Seine Begründung: Gehöre die Samenspende zum Päckli, habe die Ehe für alle im Parlament keine Chance.

«Die Bevölkerung ist bereit»

Das sieht Roman Heggli (28) angesichts der Umfrageergebnisse anders. «Im Gegensatz zu Bundesrat und Parlament ist die Schweizer Bevölkerung schon lange bereit für die Ehe für alle und die tatsächliche Gleichstellung von Schwulen und Lesben», so der Pink-Cross-Geschäftsleiter.

Echte Gleichberechtigung für Homosexuelle gebe es nur, wenn auch der Schutz von Kindern und Familie gewährt werde. «Das heisst: Adoption, Samenspende für Frauenpaare und die Anerkennung der Kinder ab Geburt. Nicht mehr fordern wir», so Heggli.

Schwerer Stand im Parlament

Doch vielleicht ist das zu viel. SP, Grüne und GLP stehen zwar hinter den Forderungen. Doch für eine Mehrheit im Nationalrat reicht das nicht. Der SVP nämlich geht die Ehe für alle zu weit – selbst ohne Adoption und Samenspende. «Die Ehe ist klar eine Gemeinschaft von Mann und Frau – und diese Grenze müssen wir aufrechterhalten», stellte Noch-Präsident Albert Rösti (52) gestern in der SRF-Elefantenrunde klar.

Umso dringender wäre die Unterstützung von Freisinn und Mitte-Fraktion. FDP-Chefin Petra Gössi (44) wollte sich gestern nicht auf die Äste herauslassen – das Ganze müsse «diskutiert» werden, sagte sie einzig.

Pfister warnt vor «überladenem Fuder»

CVP-Chef Gerhard Pfister (57) warnte gar davor, das «Fuder zu überladen». Ob man Homosexuellen den Zugang zur Fortpflanzungsmedizin geben soll, ist in der CVP heiss umstritten. Die Positionierung der CVP wird umso wichtiger sein, weil die Ehe für alle auch noch durch den Ständerat muss. Und der tickt seit den Wahlen ein ganzes Stück konservativer.

Pink-Cross-Mann Heggli ist sich denn auch bewusst, dass noch viel Überzeugungsarbeit geleistet werden muss. Er appelliert an die Politik: «Ich hoffe, das Parlament nimmt nun das Zeichen aus der Bevölkerung ernst und schafft endlich gleiches Recht für alle.»

Doch die Bevölkerung muss dieses Zeichen auch noch bestätigen: Die EDU hat bereits klargestellt, dass sie «die christlichen Werte weiterhin verteidigen» werde – notfalls auch mit weiteren Referenden. Heggli wird sich also schon bald wieder im Abstimmungskampf befinden.

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