Evakuierung wegen Explosionsgefahr im Kandertal
FDP fordert mehr Bauland für die Mitholzer

Die Berner Freisinnigen fordern, dass mehr Bauland für die Einwohner von Mitholz BE eingezont wird, die wegen der Räumung des Munitionslager ihre Häuser verlassen müssen. Gemeindepräsident Lanz ist nur mässig begeistert.
Publiziert: 05.03.2020 um 13:45 Uhr
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Aktualisiert: 05.03.2020 um 16:30 Uhr
Der friedliche Schein trügt. So sieht es im Mitholz heute aus, doch unter der Idylle liegen mehrere Hundert Tonnen Sprengstoff.
Foto: Pascal Tischhauser
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Gianna Blum

Wohin mit den Mitholzern? Für zehn Jahre müssen 170 Dorfbewohner ihre Häuser im Kandertaler Dorf verlassen. Grund ist das ehemalige Munitionslager, das 1947 bei einer Explosion verschüttet wurde und nun saniert werden muss.

Mit der Räumung des Dorfes kann frühestens 2031 begonnen werden. Doch schon jetzt ist klar, dass die Mitholzer wohl nicht einfach ein Dorf weiter zügeln können: Es hat zu wenig Platz im Tal. Wohnraum ist knapp, die Baulandreserven fast ausgeschöpft.

Dem will die Berner FDP nun abhelfen. Per Vorstoss im Grossen Rat fordert die Berner FDP vom Kanton «pragmatische Lösungen», um den Mitholzern zu helfen. Sie schlägt vor, mit einer kantonalen Überbauungsordnung dafür zu sorgen, dass in Kandergrund und den Nachbargemeinden mehr Bauland eingezont werden kann.

«Es könnte offensichtlich ein Problem geben, die Leute umzusiedeln», sagt FDP-Grossrätin Sandra Hess (47) auf Anfrage. «Kanton und Bund müssen jetzt alles daran setzen, den Mitholzern eine Perspektive zu geben». In dieser ausserordentlichen Situation müsse es möglich sein, pragmatisch zu sein und das strenge Raumplanungsgesetz zu Gunsten der Mitholzer auszulegen.

Mitholzer sollen in Kandergrund bleiben

In der Gemeinde Kandergrund ist man nur mässig begeistert vom Engagement der FDP. Zwar sei es zu begrüssen, wenn in Kandergrund selbst mehr Bauland eingezont werden könnte, sagt der parteilose Gemeindepräsident Roman Lanz (58). Aber: «Wir haben kein Interesse daran, dass die Mitholzer in die Nachbargemeinden ziehen.»

Wechseln die Mitholzer nicht nur Dorf, sondern auch Gemeinde, dann fehle es letztlich Kandergrund an Schülern und Steuereinnahmen. «Ich möchte nicht, dass die Situation der Mitholzer missbraucht wird, um in den Nachbargemeinden Bauland zu schaffen», so Lanz.

Explosive Erbschaft

Die Hiobsbotschaft hatte die Dorfbewohner Ende Februar erreicht. Für die Zeit, in der die Armee das verschüttete Munitionslager im Fels oberhalb des Dorfes räumt, muss dieses evakuiert werden. Noch liegt rund die Hälfte der Munition verschüttet, aber zumeist noch funktionsfähig im Berg. Bund und Kanton sicherten der Bevölkerung von Mitholz ihre volle Unterstützung zu.

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