Estermann sauer auf SVP nach «Schawinski»-Verbot - Heer springt ein
«Nicht die feine Art!»

Die SVP-Spitze drängte Nationalrätin Yvette Estermann (LU) dazu, ihren für heute geplanten «Schawinski»-Auftritt abzusagen. Jetzt übernimmt SVP-Nationalrat Alfred Heer (ZH) – obwohl auch er nicht zum Asyl-Trio der SVP gehört.
Publiziert: 23.05.2016 um 14:12 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 20:05 Uhr
Ruedi Studer

SVP-Nationalrätin Yvette Estermann wurde von der Parteispitze abgesägt: Die Luzernerin hätte heute Abend bei «Schawinski» mit FDP-Ständerat Philipp Müller (AG) das neue Asylgesetz debattieren sollen. Doch Fraktionsschef Adrian Amstutz und die stellvertretende Generalsekretärin Silvia Bär pfiffen Estermann zurück. Für die Asylthematik seien Amstutz sowie die Nationalräte Andreas Glarner (AG) und Heinz Brand (GR) zuständig.

Heer statt Estermann

Bloss, von diesem Asyl-Trio tritt nun keiner an. Roger Schawinski suchte andernorts Ersatz – und fand diesen mit SVP-Nationalrat Alfred Heer (ZH). «Schawinski hat mich gestern Abend kurzfristig angefragt, weil Yvette Estermann abgesagt habe. Vom Rest der Geschichte wusste ich da nichts», sagt Heer zu BLICK. Für ihn ist trotzdem klar: «Ein Rückzieher kommt sicher nicht in Frage.»

SVP-Nationalrat Alfred Heer (ZH): «Ein Rückzieher kommt sicher nicht in Frage.»
Foto: KEY

Dass er nicht zum offizielle Asyl-Trio der SVP gehört, sieht Heer keineswegs als Problem. «Ich sitze als Europarats-Mitglied in der für Migrationsfragen zuständigen Kommission, die sich etwa mit allen Fragen rund um Schengen und Dublin beschäftigt», so Heer. Zudem reist er nächsten Sonntag nach Griechenland. Dort nimmt eine Europarats-Delegation die Flüchtlingslager unter die Lupe. «Dabei ist insbesondere die Einhaltung der EMRK, aber auch die Nicht-Einhaltung von Schengen/Dublin ein Thema.»

Inhaltlich weiss Heer also Bescheid – und für ihn ist klar: «Mit dem neuen Gesetz kommt kein einziger Asylbewerber weniger in die Schweiz. Dafür wird die Bürokratie weiter aufgebläht.»

Enttäuschte Estermann freut sich für Heer

Weshalb Estermann zurückgepfiffen wurde, darüber mag Heer nicht spekulieren. Es ist allerdings ein offenes Geheimnis, dass Estermann bei einem früheren «Schawinski»-Auftritt zur Durchsetzungs-Initiative – auch damals gegen Philipp Müller – schwache Figur machte, was bei den Parteioberen gar nicht gut ankam. Eine Wiederholung dieses Negativ-Szenarios wollte Amstutz offenbar verhindern.

«Wenn Fredi das nun übernimmt, freue ich mich. Er kann als Europarats-Mitglied eine internationale Sichtweise einbringen», sagt Estermann. Zum Vorgehen seitens ihrer Partei sagt sie aber klar: «Ich bin immer noch enttäuscht. Es war nicht gerade die feine Art, wie mit mir umgegangen wurde. Dies umso mehr, als ich die Interessen der Partei seit 16 Jahren hoch halte», sagt Estermann.

SVP-Nationalrätin Yvette Estermann (LU): «Wenn Fredi das nun übernimmt, freue ich mich.»
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Sie habe aber eine hohe Schmerzgrenze und nehme die Sache deshalb sportlich. «Ich bin zuversichtlich, dass es eine einmalige Sache bleibt. Ein weiteres Mal werde ich mich jedenfalls nicht zurückpfeifen lassen.»

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