Erbt Toni Brunner ihren Ständeratssitz?
SVP könnte von Keller-Sutter-Wahl profitieren

2011 scheiterte Toni Brunner (SVP) mit seiner Ständeratskandidatur. Daran sei Karin Keller-Sutter (FDP) mitschuldig, heisst es in der SVP. Wird sie in den Bundesrat gewählt, könnte sie der SVP doch noch den Weg zum St. Galler Ständeratssitz ebnen.
Publiziert: 27.09.2018 um 21:08 Uhr
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Aktualisiert: 19.10.2018 um 12:54 Uhr
2011 schafften Karin Keller-Sutter (FDP) und Paul Rechsteiner (SP) beide den Sprung in den Ständerat.
Foto: Keystone
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Ruedi Studer

Noch ziert sich Karin Keller-Sutter (54) und lässt offen, ob sie als Bundesrätin kandidieren will. Support erhält sie aber von ihrem Ständeratskollegen Paul Rechsteiner (66): «Wir arbeiten bei unterschiedlichen politischen Grundansichten sehr gut zusammen», lobt sie der SP-Mann. «Aus St. Galler Sicht wäre es ausgezeichnet, wenn sie das Rennen machen würde. Das wäre eine einmalige Chance.»

Rechsteiner hat seine Worte vorsichtig abgewogen. Im Wissen darum, dass zu viel Lob des Gewerkschaftsbosses der FDP-Frau mehr schaden als nützen könnte.

Ärger wegen Brunner-Nichtwahl

Nicht zu Unrecht: Gerade in der SVP gibt es Vorbehalte gegenüber Keller-Sutter. Nicht unbedingt inhaltlich, politisiert sie doch mit einem klaren FDP-Profil. Und 2005 hatte sie an der Seite von Christoph Blocher (77) für ein verschärftes Asylgesetz gekämpft. 

So sind es mehr persönliche Animositäten, welche die Skepsis begründen. Zerrüttet ist das Verhältnis zwischen Keller-Sutter und der SVP seit 2010. Damals liess die SVP sie bei der Bundesratswahl im Regen stehen und setzte auf einen eigenen Kandidaten. Johann Schneider-Ammann (66) machte das Rennen.

2011 im St. Galler Ständeratswahlkampf kam die Retourkutsche: Keller-Sutter marschierte im ersten Wahlgang durch und verzichtete auf eine Wahlempfehlung für SVP-Mann Toni Brunner (44). Dieser musste sich im zweiten Wahlgang Rechsteiner geschlagen geben. Das war eine politische Sensation. Die SVP gab Keller-Sutter eine Mitschuld daran. Das Szenario wiederholte sich 2015: Diesmal hatte SVP-Nationalrat Thomas Müller (65) das Nachsehen.

SVP könnte Ständeratssitz holen

Die Nähe zu Rechsteiner tragen ihr in der SVP-Fraktion noch manche nach. Brunner selbst will sich nicht dazu äussern. Dafür findet SVP-Nationalrat Roland Rino Büchel (52, SG) klare Worte: «Das jetzige Ständeratsduo präsentiert sich selbst als Dreamteam. Dabei ist Keller-Sutter an der Seite Rechsteiners nach links gerutscht, das zeigt der katastrophale AHV-Steuer-Lotterdeal.» Wen er wählt, will er aber erst entscheiden, wenn alle Kandidaturen auf dem Tisch liegen. 

Mit gutem Grund: Mit einer Wahl in den Bundesrat könnte Keller-Sutter ihre «Schuld» quasi tilgen. Wird ihr Ständeratssitz nämlich frei, hat die SVP realistische Chancen, diesen zu erobern. Valable Kandidaten hätte die SVP jedenfalls einige: Toni Brunner, wenn er denn will. Er sei lieber Bauer und Gastwirt, heisst es aber parteiintern. Denkbare Optionen wären auch Brunners Lebenspartnerin Esther Friedli (41), SVP-Regierungsrat Stefan Kölliker (48) oder Nationalrat Büchel.

«Das wäre ein positiver Nebeneffekt», meint SVP-Nationalrätin Barbara Keller-Inhelder (50, SG) zu diesem Szenario. Sie steht einer Bundesratskandidatur von Keller-Sutter positiv gegenüber. Als Kantonsrätin hatte sie die damalige FDP-Regierungsrätin direkt erlebt. «Sie hat gute Arbeit geleistet. Stand heute würde ich sie jedenfalls wählen.»

Mit dem Ständeratsszenario im Hinterkopf dürfte es weiteren SVP-Vertretern merklich leichter fallen, Keller-Sutter auf den Wahlzettel zu schreiben. Mit heute bloss fünf Ständeräten hat die Partei im Stöckli nämlich noch viel Nachholbedarf. 

SVP-Rösti: «Bürgerliche Mehrheit bewahren»

SVP-Chef Albert Rösti (51) weist solch wahltaktische Überlegungen allerdings weit von sich. «Ein solcher Blick in die nächste Geländekammer hat für uns keinen Einfluss auf die Bundesratswahl. Entscheidend ist letztlich, welcher Kandidat unseren Positionen am nächsten steht», sagt Rösti.

Sein Ziel: «Wir müssen die jetzige bürgerliche Mehrheit im Bundesrat bewahren.» Ob das mit Keller-Sutter der Fall wäre, lässt er vorerst unbeantwortet.

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