Eigentlich möchten sie die Bundesgelder streichen
Jungfreisinnige greifen am tiefsten in die Staatskasse

Der Bund verteilt jährlich Geld an die Jungparteien. Den höchsten Betrag erhalten die Jungfreisinnigen – das ist auch ein Zeichen für ihre neue Stärke.
Publiziert: 04.02.2020 um 19:05 Uhr
Ladina Triaca

Sie fordern einen schlanken Staat, setzen auf Unternehmertum, und Subventionen sind ihnen ein Graus. Doch wenns ums eigene Portemonnaie geht, sind die Jungfreisinnigen nicht so zimperlich. Von allen Jungparteien erhalten sie nämlich am meisten Geld aus der Bundeskasse.

Wie die neusten Zahlen des Bundesamtes für Sozialversicherungen (BSV) zeigen, erhielt die Jungpartei der FDP im vergangenen Jahr rund 67'000 Franken für die ausserschulische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen.

Das sind rund 9000 Franken mehr, als die Juso bekommt, die in den vergangenen Jahren stets am meisten von der Finanzspritze des Bundes profitierte. Auf den Plätzen drei und vier folgen die Jungen Grünen mit 53'500 Franken und die Junge SVP mit 52'000 Franken.

Der Bund verteilt jedes Jahr Geld an die Jungparteien.
Foto: Keystone
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«Wir sind gegen Parteienfinanzierung»

Der Präsident der Jungfreisinnigen, Matthias Müller (27), verteidigt den Geldsegen. «Wir sind grundsätzlich gegen die staatliche Finanzierung der Jungparteien», stellt Müller klar. Die Jungfreisinnigen unterstützten vor zwei Jahren denn auch einen Vorstoss von SVP-Nationalrat Gregor Rutz (47), der die Gelder für Jungparteien und andere politische Organisationen streichen wollte.

Das Vorhaben scheiterte aber. Und nun sagt Müller: «Solange die anderen Jungparteien finanziell unterstützt werden, stellen auch wir weiterhin unsere Gesuche.»

Geldtopf von vier Millionen

Ein Grund zur Freude ist der Geldsegen sowieso – sagt die Verteilung doch auch etwas über die Stärke der Jungparteien aus. Die vier Millionen Franken, die der Bund an verschiedene Organisationen ausschüttet, werden nämlich nicht zufällig verteilt, sondern folgen einem ausgeklügelten Punktesystem. Wer viele Mitglieder hat, regelmässig Veranstaltungen organisiert oder sich mit anderen Organisationen vernetzt, wird fürstlicher entlöhnt.

ParteiStellenprozentMitgliederBudget
Juso345 Prozent3757500'000 Fr.
Jungfreisinnige200 Prozent3800360'000 Fr.

Junge Grüne

100 Prozent3700160'000 Fr.
Junge SVPkeine fixen Stellenprozent6000-8000100'000-200'000 Fr.
Junge CVP30 Prozent2500100'000 Fr.
Junge EVP20 Prozent4707000-8000 Fr.
Junge BDPkeine fixen Stellenprozent500kein fixes Budget
Junge GLP80 Prozentk.A.k.A.


Schaut man sich die Entwicklung der Geldausschüttungen zwischen 2015 und 2019 an, wird deutlich: Die Jungfreisinnigen konnten in den vergangenen Jahren viel Boden auf die einst dominierende Juso gutmachen.

«Die wichtigste Einnahmequelle»

Ebenfalls zulegen konnten die Jungen Grünen und – noch stärker – die Jungen Grünliberalen. Sie erhielten 2016 bloss 5800 Franken und kommen heute in den Genuss von rund 48'000 Franken.

«Wir haben seit unserer Gründung vor gut drei Jahren enorm viele Mitglieder dazugewonnen», freut sich JGLP-Co-Präsident Tobias Vögeli (24). Das spüre die Partei nun auch im Portemonnaie. «Für uns sind die Bundesgelder die wichtigste Einnahmequelle», sagt er.

Platzhirsche unter den Jungparteien bleiben aber Juso und Jungfreisinn. Sie haben ein Parteisekretariat mit 345 beziehungsweise 200 Stellenprozent besetzt. Und sie verfügen mit 500'000 und 360'000 Franken über die mit Abstand grössten Budgets.

Grüne im Aufwind

Auch was die Mitgliederzahlen angeht, liefern sich die beiden Parteien ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Beide zählen rund 3800 Mitglieder. Übertrumpft werden sie einzig von der Jungen SVP, die zwischen 6000 und 8000 Parteimitglieder hat. Allerdings sind diese Zahlen mit Vorsicht zu geniessen, da die Partei keine zentrale Datenbank führt.

Doch ähnlich wie bei den Mutterparteien zeigt sich auch hier: Die Ökoparteien holen auf! «Wir haben allein im letzten Jahr 1000 junge Menschen hinzugewonnen und zählen nun 3800 Mitglieder», erklärt die Co-Präsidentin Julia Küng (19). Damit schliesst die Jungpartei – beflügelt von der grünen Welle – zu den Spitzenreitern auf.

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