Editorial über den Frauenstreik in linken Händen
Der 14. Juni ist der neue 1. Mai

Vom Anspruch, 50 Prozent der Bevölkerung zu vertreten, scheint der «Feministische Streiktag» weit weg zu sein.
Publiziert: 11.06.2023 um 09:07 Uhr
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Aktualisiert: 12.06.2023 um 14:43 Uhr

Am Mittwoch wird ein Ereignis stattfinden, über das wir Männer eigentlich keine Kommentare schreiben sollten. Mehrere Organisationen rufen zum Frauenstreik auf. Die Macherinnen versuchen, ihren Grosserfolg vom 14. Juni 2019 zu wiederholen.

Nun ist es so, dass im Vorfeld dieses Termins eifrig lobbyiert, geworben und geweibelt wird. Dabei stehen beileibe nicht nur Frauen im Visier. Und bei der Absenderschaft handelt es sich auffällig oft um Hilfswerke, Verbände und NGOs, die man nicht in erster Linie mit Gleichstellungspolitik verbindet. So hat kürzlich eine grosse Gewerkschaft angeklopft, die den 14. Juni bei ihrer Abstimmungskampagne für einen Mindestlohn im Kanton Zürich nutzen will. Den Journalistinnen und Journalisten wird ein Treffen mit Reinigungskräften angeboten, die in Luxushotels ein Butterbrot verdienen. Anderes Beispiel: Eine Hilfsorganisation meldet sich und vermittelt exklusiv sogenannte Klimaklägerinnen aus der Dritten Welt, die man an der Kundgebung begleiten kann.

Der Frauenstreik vor vier Jahren hatte den Anspruch, die weiblichen 50 Prozent der Bevölkerung zu vertreten, von der Bäuerin über die Businessfrau bis zur Lehrerin, von der Schülerin bis zur Seniorin. Heute scheint der Termin vor allem als Sammelgefäss für Anliegen aus der linken und linksalternativen Ecke zu dienen.

Reza Rafi, Chefredaktor SonntagsBlick.
Foto: Philippe Rossier

Das bestätigt auch ein Streifzug durch den Zürcher Kreis 4, diese Gated Community der Selbstgerechten. Die Mauern sind mit Propaganda für den 14. Juni zugekleistert. «Women of the World Unite!», heisst es auf einem Plakat. Die Gruppierung dahinter nennt sich «Bewegung für den Sozialismus». Und eine Truppe namens «Trotzphase» kündigt an: «Mir kämpfed witer trotz Gummischrot.» Daneben prangt das Logo des Revolutionären Aufbaus, bestens bekannt für die illegale «Nachdemo» am Tag der Arbeit. Dazu passt, dass der Anlass vom kommenden Mittwoch korrekterweise gar nicht Frauenstreik heisst, sondern «Feministischer Streik». Und dahinter nicht etwa ein Verein steht, sondern ein «Kollektiv».

Ob so viel marxistischer Folklore braucht sich niemand zu wundern, dass es innerhalb des Frauenlagers längst zu politischen Verwerfungen gekommen ist. Lila ist das neue Rot, der 14. Juni ist der neue 1. Mai.

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