Dubioses Institut ködert Parlamentarier
Swasiland will Schweizer Politikern Demokratie beibringen

Kein Witz! Ein Weiterbildungsinstitut aus Swasiland wirbt bei Schweizer Parlamentariern für einen Demokratie-Kurs.
Publiziert: 04.06.2018 um 15:39 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 05:45 Uhr

Es ist eine der letzten verbliebenen absoluten Monarchien der Welt: Swasiland. Was König Mswati der Dritte, beschliesst, gilt. Nicht nur für seine 14 Ehefrauen, sondern für alle rund 1,5 Millionen Bürgerinnen und Bürger des afrikanischen Landes.

Ausgerechnet dieser Staat will den Schweizer Parlamentariern beibringen, wie gute Demokratie geht. Das «CHIL Institute», ein privates Unternehmen mit Sitz in Mbabane, der Hauptstadt Swasilands, wirbt für einen Kurs in «Parliamentary Affairs» («Parlamentarische Angelegenheiten»). Auch bei Schweizer Politikern.

Kurs zur Stärkung der Demokratie

Roland Rino Büchel (52), SVP-Nationalrat aus St. Gallen, hat diese Woche ein E-Mail des Instituts erhalten. «Parlamente zu stärken, damit diese optimal arbeiten können, ist ein sehr wichtiger Aspekt für die Stärkung und das Gedeihen einer Demokratie und der politischen Stabilität eines jeden Staates», heisst es darin in schwülstigem Englisch. 

König Mswati III. bei einem Fest 2013 zu seinen Ehren. Er herrscht seit 1986 über Swasiland.
Foto: Christian Science Monitor
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Nationalrat Roland Rino Büchel (SVP/SG) erhielt Post aus Swasiland.
Foto: Keystone

Teilnehmer des Kurses würden lernen, wie man am besten parlamentarische Angelegenheiten plant, die Effizienz von parlamentarischen Ermittlungen erhöht und den Gesetzgebungsprozess organisiert. Die Absenderin: «Ms. Nonhlanhla» vom Institut mit Sitz in einem Industriequartier Mbabanes.

Infos gibts nur auf Nachfrage

Die Anfrage ist dubios – nicht nur wegen des Standorts des angeblichen Weiterbildungsinstituts, das nebst Demokratie– auch Projektmanagement- oder Führungskurse anbietet. So erfährt man Preis und Veranstaltungsort des Workshops nur auf Nachfrage. 

Der Herr, der in Swasiland nach langem Läuten das Telefon abnimmt, spricht von mindestens 2950 Dollar pro Woche – «inklusive Stadtführung, einem Geschenk, aber ohne Verpflegung, Hotel und Flug». Wo die Kurse stattfinden, hänge davon ab, wer sich anmelde. «Wir haben schon Kurse in Dubai, Singapur und Pretoria durchgeführt.» Auf Wunsch und bei genügender Teilnehmerzahl würde man aber auch in die Schweiz kommen, versichert der Herr. 

«Ich erkläre die direkte Demokratie gratis»

Ob betrügerisch oder bloss äusserst unprofessionell: Nationalrat Büchel kann ob des Angebots jedenfalls nur Schmunzeln. In anderen Ländern würden Parlamentarier vielleicht darauf einsteigen, sagt er – schliesslich habe manch einer Mühe, «Switzerland» von «Sweden», aber auch von «Swaziland» zu unterscheiden. So hat jüngst die indische Botschaft Swasiland und die Schweiz verwechselt. «Ob man sich also in Mbabane, Bern oder Stockholm trifft, ist für reisefreudige Parlamentarier einerlei», witzelt er.

Wer aus Versehen einen Kurs in «Swasi-» statt «Switzerland» bucht, könne sich bei ihm melden. «Ich erkläre ihm die direkte Demokratie dann gratis.» (lha)

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