Die Schweizer Infektiologen sind beunruhigt. Die Ansteckungszahlen steigen wieder, die Delta-Variante breitet sich aus. «Ungeimpfte werden sich wahrscheinlich in den nächsten Monaten, spätestens in den nächsten ein bis zwei Jahren mit Sars-CoV-2 anstecken», schreibt die Schweizerische Gesellschaft für Infektiologie in einem Communiqué.
Die Experten warnen insbesondere auch junge Menschen davor, Corona auf die leichte Schulter zu nehmen. Selbst bei einem milden Verlauf der Krankheit riskierten etwa zehn Prozent der Betroffenen, an Long Covid zu leiden.
Langzeitfolgen auch bei leichten Verläufen
Sie stützen sich auf eine norwegische Studie, die kürzlich im Wissenschaftsmagazin «Nature» publiziert wurde. Diese begleitete 312 Corona-Patienten, von denen 247 nur sehr leichte Symptome hatten. Sechs Monate später litten noch immer 61 Prozent an Langzeitfolgen – unabhängig von der Schwere der ursprünglichen Erkrankung.
Darunter waren auch junge Patienten zwischen 16 und 30 Jahren, die kaum Symptome hatten. Mehr als die Hälfte litten aber noch ein halbes Jahr später an Long-Covid-Symptomen. Bei 28 Prozent waren Geschmacks- und Geruchssinn eingeschränkt, mehr als 20 Prozent litten unter Müdigkeit, 13 Prozent unter Kurzatmigkeit und Konzentrationsstörungen, 11 Prozent unter Gedächtnisstörungen.
Nachdrückliche Impfempfehlung
Vor diesem Hintergrund empfehlen die Infektiologen allen ungeimpften Personen in der Schweiz «nachdrücklich, sich in den nächsten Tagen impfen zu lassen». Sie verweisen auf eine «sehr hohe» Impfrate in Akutspitälern, was für Vertrauen in die Impfung spreche. «Es zeigt auch, dass diejenigen, die nun seit 1,5 Jahren Zeugen dieser teilweise schweren Krankheit waren, den Impfschutz für unabdingbar halten.» (sf)