DNA-Analyse lieferte falsche Resultate
Bär reisst Schafe auf Göscheneralp

Wenn der Bär oder der Wolf Schafe reisst und nicht alles frisst, schlägt sich meist noch der Fuchs am Kadaver den Bauch voll. DNA-Tests geben deshalb als Täter den Fuchs an – mit finanziellen Folgen für die Schafhalter.
Publiziert: 17.10.2018 um 01:06 Uhr
|
Aktualisiert: 24.10.2018 um 09:17 Uhr
Andrea Willimann

In der Gotthard-Region geht der Bär um. Er läuft Jägern über den Weg, spaziert der Autobahn A2 entlang, tappt in Fotofallen. Und er reisst auch mal ein Schaf.

Ein Bär schnappt sich am 11. August auf der Göscheneralp UR gleich fünf Schafe aus einer Herde. Zwei tötet er. Drei weitere verletzt er so schwer, dass die Schäfer sie anderntags notschlachten mussten.

Es war der Fuchs – sagen die Tests

Die Jagdverantwortlichen tippen wegen der Bissspuren jedoch auf einen Wolf. Ein weiteres Raubtier, das in Uri herumspaziert. Sie geben eine DNA-Analyse in Auftrag, die bei Wolfverdacht zur Identifikation und als Beweismittel verwendet wird. Das Resultat weist aber auf einen anderen Täter hin: den Fuchs!

Isidor Baumann (CVP, UR) stört sich, dass der Bund bei Verdacht auf einen Schafriss durch einen Wolf Geld für DNA-Analysen ausgibt, die nicht sicher sind.
Foto: Thoams Lüthi
1/7
Raubtiere reissen jährlich 300 Schafe und Geissen

Raubtierschäden geben in der Schweiz immer wieder zu reden. Schadenmässig schlägt vor allem der Wolf zu Buche: Pro Jahr werden durchschnittlich mehr als 300 Schafe, Geissen und Esel gerissen. Die meisten durch den Wolf.

Der seltene Bär hingegen ist seit einiger Zeit recht unauffällig unterwegs: 2014 wurden noch 21 Schafe und vier Esel als vom Bär gerissen entschädigt. In den drei Folgejahren hat die Wildtiermanagement-Stelle Kora nur Meldungen über Bienenstock-Plünderungen durch Meister Petz erhalten.

Diese Tendenz bestätigt auch das Bundesamt für Umwelt: Bären sind nur für fünf Prozent der Risse verantwortlich. Wölfe für 80, Luchse für 15 Prozent.

Für jeden Riss werden die Tierhalter entschädigt. Das kostet Bund und Kantone durchschnittlich rund 125'000 Franken pro Jahr. Geld fliesst aber, wenn der Riss bewiesen ist: Meist analysiert der Wildhüter das Rissbild, in Zweifelsfällen werden DNA-Analysen durchgeführt. Auch diese kosten den Bund rund 160'000 Franken. Jährlich werden etwa 400 bis 500 Proben eingesandt, Tendenz steigend. Sermîn Faki

Raubtierschäden geben in der Schweiz immer wieder zu reden. Schadenmässig schlägt vor allem der Wolf zu Buche: Pro Jahr werden durchschnittlich mehr als 300 Schafe, Geissen und Esel gerissen. Die meisten durch den Wolf.

Der seltene Bär hingegen ist seit einiger Zeit recht unauffällig unterwegs: 2014 wurden noch 21 Schafe und vier Esel als vom Bär gerissen entschädigt. In den drei Folgejahren hat die Wildtiermanagement-Stelle Kora nur Meldungen über Bienenstock-Plünderungen durch Meister Petz erhalten.

Diese Tendenz bestätigt auch das Bundesamt für Umwelt: Bären sind nur für fünf Prozent der Risse verantwortlich. Wölfe für 80, Luchse für 15 Prozent.

Für jeden Riss werden die Tierhalter entschädigt. Das kostet Bund und Kantone durchschnittlich rund 125'000 Franken pro Jahr. Geld fliesst aber, wenn der Riss bewiesen ist: Meist analysiert der Wildhüter das Rissbild, in Zweifelsfällen werden DNA-Analysen durchgeführt. Auch diese kosten den Bund rund 160'000 Franken. Jährlich werden etwa 400 bis 500 Proben eingesandt, Tendenz steigend. Sermîn Faki

Mehr
BLICK-Grafik

Für die Schafzüchter ist entscheidend, welches Raubtier ihre Tiere reisst. Ergibt die DNA-Analyse, dass es sich um einen Fuchs handelt, erhalten die Schafbesitzer keine Entschädigung für ihre Tiere. Im Gegensatz zu einem Riss von einem Wolf oder Bär. Dann gibt es zwischen 150 Franken für ein kleines Lamm und bis zu 1600 Franken für einen Zuchtwidder.

Schafzüchter erbringen den Beweis selber

Für die betroffenen Göschener Schafhalter Raphael und Hannes Bissig ist wegen der Anzahl Risse und Rissbilder klar: Hier war ein Riesenmaul am Werk, sicher kein Fuchs. Auch das Verhalten der überlebenden Schafe finden sie speziell: Sie sind ruhig, was ein untypisches Verhalten nach einem Wolfriss ist und eher auf einen Bär deutet. 

Die Gebrüder Bissig beschliessen, die Herde ins Tal zu bringen und eine Fotofalle aufzustellen. Und siehe da: Der Bär, den Jäger Tage zuvor auf der anderen Autobahnseite in Richtung Andermatt/Gütsch sahen, nähert sich wieder und beschert den Schäfern die erhofften Beweise.

Daraufhin treffen sich der Urner Sicherheitsdirektor Dimitri Moretti (45) und Jagdverwalter Josef Walker mit den Schäfern und lassen sich die Fotos von den  Schafen und vom Bären zeigen. Das Ergebnis: Auch sie schliessen Meister Petz nicht mehr als Täter aus. Sie bleiben aber skeptisch, weil der Bär eher als Pflanzenfresser gilt und vielleicht erst von den Kadaver-Spuren angelockt wurde.

Bärengeschichte wird zum Politikum

Für den Urner CVP-Ständerat und Schafhalter Isidor Baumann (62) ist dieser Fall einer  zu viel. «Ein Drittel der DNA-Analysen weist auf den Fuchs hin, sagte mir der Urner Jagdverwalter Josef Walker», so Baumann. Viele Tests seien wegen des Aasfrasses durch den Fuchs falsch. 

Als früherer Urner Volkswirtschaftsdirektor fragt sich Baumann daher: Lohnen sich die Ausgaben des Bundes für die DNA-Tests überhaupt, wenn sie für die Füchse sind? Zudem stört ihn, dass die hohe Fehlerquote der Tests das Vertrauen der Tierbesitzer in Bezug auf die Entschädigungen untergräbt.

Zu hohe Fehlerquote führt zu Verunsicherung

Als Bundespolitiker will Baumann in der Wintersession die Beratung des neuen Jagdgesetzes im Nationalrat kritisch beobachten, bevor er einen politischen Vorstoss startet. Er hofft, dass der Nationalrat dem wachsenden Problem wegen Schäden durch Raubtiere und der damit verbundenen Verunsicherung bei den Landwirten und den Touristen sensibler Rechnung trägt.

Baumann wünscht, «dass es keine Einschränkungen zum Abschuss von schwer schadensstiftenden Grossraubtieren geben soll. Dass die Verwaltungen in solchen Fällen schneller handeln.» Ebenso möchte er, dass den Tierhaltern bei der Abwägung zwischen Grossraubtieren und Nutztieren mehr Respekt gezollt werde.

«Es geht mir hier nicht um die Grundsatzfrage, ob solche Raubtiere im engen Urner Reusstal und auf unseren Schweizer Alpen am richtigen Ort sind. Aber beim Vorgehen nach Tierrissen sowie bei der Information der Gesellschaft braucht es Nachbesserungen.»

So verhält man sich bei der Begegnung mit einem Bären

In British Columbia leben etwa 150 000 Schwarzbären und 15 000 Grizzlybären. Beide Arten vermeiden den Kontakt mit Menschen. Kommt es zu einem Unfall, liegt das an falschem menschlichem Verhalten. Folgendes sollte man beachten:

  • Immer ein Bärenspray am Gürtel tragen. Der starke Pfefferspray vertreibt die Tiere. 
  • Seien Sie beim Wandern laut, Bären gehen dem Menschen aus dem Weg.  
  • Wandern Sie in kleinen Gruppen (und nicht alleine, wie der Autor dieses Textes).  
  • Treffen Sie auf einen Bären, bleiben Sie ruhig und holen den Spray aus der Halterung.  
  • Hat er Sie nicht gesehen, beobachten Sie kurz und gehen dann leise zurück.  
  • Hat er Sie wahrgenommen, bleiben Sie stehen, machen Sie sich gross und sprechen ruhig auf das Tier ein. Keine hektischen Bewegungen, keine Schreie. Niemals wegrennen! Gehen Sie langsam rückwärts. Er soll merken, dass Sie keine Gefahr sind.
  • Kommt der Bär aggressiv auf Sie zu, bleiben Sie unbedingt stehen (!!), vermeiden Sie Augenkontakt, halten Sie den Spray vor sich (erst einsetzen, wenn das Tier auf etwa 7 Meter herangekommen ist). Bleibt der Bär stehen, gehen Sie zurück.
  • Greift der Bär an, legen Sie sich breitbeinig auf den Bauch, Arme über Kopf und Genick, stellen Sie sich tot. Der Bär verliert schnell das Interesse und geht – sie stehen nicht auf seinem Speisezettel!

Erkundigen Sie sich vor Ort nochmals über die Verhaltensregeln und lassen Sie sich den Gebrauch des Sprays zeigen.

Wichtig: Es gibt keinen Grund, «Angst» vor der unbändigen kanadischen Natur zu haben! Geniessen die tollen Erlebnisse!

In British Columbia leben etwa 150 000 Schwarzbären und 15 000 Grizzlybären. Beide Arten vermeiden den Kontakt mit Menschen. Kommt es zu einem Unfall, liegt das an falschem menschlichem Verhalten. Folgendes sollte man beachten:

  • Immer ein Bärenspray am Gürtel tragen. Der starke Pfefferspray vertreibt die Tiere. 
  • Seien Sie beim Wandern laut, Bären gehen dem Menschen aus dem Weg.  
  • Wandern Sie in kleinen Gruppen (und nicht alleine, wie der Autor dieses Textes).  
  • Treffen Sie auf einen Bären, bleiben Sie ruhig und holen den Spray aus der Halterung.  
  • Hat er Sie nicht gesehen, beobachten Sie kurz und gehen dann leise zurück.  
  • Hat er Sie wahrgenommen, bleiben Sie stehen, machen Sie sich gross und sprechen ruhig auf das Tier ein. Keine hektischen Bewegungen, keine Schreie. Niemals wegrennen! Gehen Sie langsam rückwärts. Er soll merken, dass Sie keine Gefahr sind.
  • Kommt der Bär aggressiv auf Sie zu, bleiben Sie unbedingt stehen (!!), vermeiden Sie Augenkontakt, halten Sie den Spray vor sich (erst einsetzen, wenn das Tier auf etwa 7 Meter herangekommen ist). Bleibt der Bär stehen, gehen Sie zurück.
  • Greift der Bär an, legen Sie sich breitbeinig auf den Bauch, Arme über Kopf und Genick, stellen Sie sich tot. Der Bär verliert schnell das Interesse und geht – sie stehen nicht auf seinem Speisezettel!

Erkundigen Sie sich vor Ort nochmals über die Verhaltensregeln und lassen Sie sich den Gebrauch des Sprays zeigen.

Wichtig: Es gibt keinen Grund, «Angst» vor der unbändigen kanadischen Natur zu haben! Geniessen die tollen Erlebnisse!

Mehr
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?