Die Queen wird 90
Die letzte Märchenkönigin

Am Donnerstag wird Queen Elizabeth II neunzig. Seit 64 Jahren herrscht sie über das Vereinigte Königreich. Ihren Einfluss pflegt sie ebenso geschickt wie ihr Image.
Publiziert: 17.04.2016 um 20:24 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 23:00 Uhr
Adrian Meyer

Ist diese Frau echt? Sie wirkt, als sei sie einem Grimm-Märchen entsprungen, wie aus der Zeit gefallen, eine lebendig gewordene Fabel­figur. Ihr Krönungsbild von 1953 ist eine Ikone – und daher zeitlos. Das fotografische Porträt der jungen Queen Elizabeth II beeindruckt noch heute, 64 Jahre danach.

Noch nie regierte eine britische Monarchin so lang wie Queen Elizabeth II.
Foto: Getty Images

Am Donnerstag wird die Königin 90 Jahre alt. Sie ist die älteste Monarchin der Welt. Niemand in der Geschichte Grossbritanniens hat so lange geherrscht. Nicht einmal Queen Victoria, die 63,5 Jahre auf dem Thron sass.

Das Foto sagt viel darüber aus, wie die Königin ihre Regentschaft gestaltet. Es ist eine sorgfältig inszenierte Demonstra­tion von Macht. Eine Macht, die nicht einschüchternd, sondern warmherzig und fürsorgend wirken will. Das moderne Bild einer würdevollen, schönen Monarchin und Mutter, die sich um ihre Schützlinge kümmert. Und sie nicht zu Untertanen degradiert.

Das Zepter mit dem Kreuz: Das mit Diamanten und Rubinen verzierte Zepter steht für die weltliche Macht der Königin und für gute Herrschaft.Ohrringe und Halskette: Beide Schmuckstücke wurden 1858 für Queen Victoria hergestellt und seither bei jeder Krönung getragen, bei Königen jeweils von ihren Gattinnen.Goldene Armreife: Ein Geschenk des Commonwealths an Queen Elizabeth II. Die zwei goldenen Armreife verkörpern Ehrlichkeit und Weisheit.Das Krönungskleid: Acht Monate dauerte die Her­stellung. Couturier Norman Hartnell hatte neun unterschiedliche Entwürfe gezeichnet.Der Reichsapfel: 1661 für König Charles II gefertigt, symbolisiert der Reichsapfel die Herrschaft von Jesus Christus über die Welt.Die Krönungsrobe: 3500 Arbeitsstunden brauchten Näherinnen für die goldenen Stickereien auf der sechs Meter langen Robe.Der falsche Hintergrund: Die Queen sitzt nicht in der Westminster Abbey, sondern im Buckingham Palace – vor einem Vorhang.
Foto: Keystone
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Aufgenommen hat das Foto der britische Kostümdesigner, Mode- und spätere Hoffotograf Cecil Beaton (1904–1980). Massgeblich prägte er damit das öffentliche Bild der Queen. Und verpasste dem Königshaus ein neues Image. Das war nötig geworden, weil König Edward VIII (1894–1972) seine zweifach geschiedene US-Geliebte Wallis Simpson heiraten wollte: 1936 musste er nach wenigen Monaten abdanken. Elizabeths Vater George VI war 16 Jahre auf dem Thron.

Am Bild der würdevollen Monarchin Elizabeth  prallten Skandale des Königshauses stets ab. Weder die Scheidung von Prinz Charles (67) und Prinzessin Diana (1961–1997) noch die Party-Exzesse von Enkel Harry (31) noch Tritte ihres Gatten Prinz Philip (94) in zahlreiche Fettnäpfchen beschädigten ihr Image.

Und doch: Die Inszenierung der jungen Queen strotzt vor ehrwürdigen, fast altertümlichen Symbolen. Der Mix aus Moderne und Tradition passt zur Ära der Krönung: Nach dem Zweiten Weltkrieg stand das Empire vor der Auflösung. Grossbritannien steckte in einer tiefen Sinnkrise. Herrschte es einst über ein weltumspannendes Grossreich, blieben bald nur noch unbedeutende Inseln in der Karibik.

Die opulente Krönung 1953 versprühte trotzdem Zuversicht. Als wollte man beweisen: Wir sind immer noch wer. Heute hadern die Briten erneut mit ihrem Selbstbild. Am 23. Juni entscheiden sie über den EU- Austritt. Der Brexit könnte den Weg der Briten in die Bedeutungslosigkeit zementieren.

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