Während Debatte im Nationalrat
Leuthard vermutet weitere Bschiss-Millionen bei Postauto

Das Bundeshaus steht am Mittwochmorgen ganz im Zeichen des Postauto-Bschisses. Verkehrsministerin Doris Leuthard muss sich allen Fraktionen in einer Debatte stellen.
Publiziert: 14.03.2018 um 00:14 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 14:44 Uhr
«Chropfläärete» im Nationalrat zur Postauto-Affäre
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«Wo waren die Schlafmützen der Eidg. Finanzkontrolle?»:«Chropfläärete» im Nationalrat zur Postauto-Affäre
Sermîn Faki, Pascal Tischhauser

Die Post kommt nicht zur Ruhe. Seit das Bundesamt für Verkehr (BAV) Anfang Februar publik machte, dass Postauto zwischen 2007 und 2015 über 78 Millionen Franken Subventionen ertrickst hat, droht der gelbe Riese unter die Räder zu kommen.

Wegen des Postoauto-Skandals: Die Postauto AG hatte seit mindestens 2007 widerrechtlich zu hohe Subventionen kassiert. Gewinne wurden vor dem Bund versteckt. Um über 200 Millionen Franken beläuft sich der grösste Subventionsbetrug der Schweizer Geschichte.
Foto: Siggi Bucher
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Mittlerweile laufen zwei Untersuchungen, die den Bschiss aufklären sollen, strafrechtliche Konsequenzen sind nicht ausgeschlossen. Das Image des Postkonzerns ist nachhaltig angekratzt. Das von Postchefin Susanne Ruoff (60) und VR-Präsident Urs Schwaller (65) ebenso.

Ungemütlicher Vormittag für Doris Leuthard

Ungemütlicher Vormittag: Bundesrätin Doris Leuthard muss sich wegen des Postauto-Skandals dem Parlament stellen.
Foto: Keystone

Am Mittwoch morgen war nun die Politik am Zug – und Service-public-Ministerin Doris Leuthard (54) hatte einen ungemütlichen Morgen. Denn der Nationalrat wollte Antworten zum Postauto-Bschiss, der vor etwa sechs Wochen aufgeflogen war.

«Postauto bezog auch 2016 und 2017 unrechtmässig Subventionen»
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Bundesrätin Doris Leuthard:«Postauto bezog auch 2016 und 2017 unrechtmässig Subventionen»

Und 2015 war nicht Schluss, wie Leuthard bestätigte: Auch 2016 und 2017 wurde getrickst. «Allein für das Jahr 2016 muss Postauto 15,1 Millionen Franken zurückzahlen», so die Bundesrätin.

Der Unmut über den Bschiss ist nicht nur in der Bevölkerung gross, sondern auch im Parlament, wie sich zeigte. Die Politiker machten klar, dass es nicht reiche, jetzt ein paar Sündenböcke auf unterer Ebene zu suchen, die Grossen aber laufen zu lassen. Die Verantwortung für den grössten Subventionsbetrug der Schweizer Geschichte müssten weiter oben gesucht werden – in Konzernleitung und Verwaltungsrat.

Mehr oder weniger Staat?

Deutlich wurde auch, dass dem Service public gröbere Änderungen bevorstehen. Die GLP fordert die Privatisierung der Postfinance, die Grünen wollen Boni bei bundesnahen Betrieben verbieten, ein Gewinnverbot im Service-public-Bereich verankern und das Parlament zur Aufsicht über Post, SBB und Co machen. Mal schauen, wer sich durchsetzt.

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