«Wir müssen das nehmen, was wir haben»
Schweizer Armee stoppt Verkauf von Bunkern

Als Reaktion auf den Krieg in der Ukraine dezentralisiert sich die Schweizer Armee vermehrt. Laut Armeechef Thomas Süssli hat sie auch den Verkauf von Bunkern gestoppt.
Publiziert: 18.09.2023 um 04:06 Uhr
|
Aktualisiert: 18.09.2023 um 08:36 Uhr

Die Schweizer Armee hat den Verkauf von Bunkern gestoppt. Als Reaktion auf den Krieg in der Ukraine dezentralisiert sich die Armee vermehrt, wie Armeechef Thomas Süssli (56) im Interview mit Tamedia sagte.

Die Luftwaffe werde beispielsweise trainieren, improvisierte Standorte zu betreiben, sagte Süssli im am Montag publizierten Interview weiter.

Zurzeit gehe die Armee zudem durch den Katalog der Führungs- und Kampfanlagen. Dazu gehörten auch Bunker, deren Standorte bereits bekannt seien. «Wir müssen das nehmen, was wir haben», sagte Süssli. Auch bereits bekannte Anlagen hätten einen militärischen Nutzen, wenn in einer bestimmten Region viele vorhanden seien. Die Armee soll nicht mit wenigen Bombenangriffen ausser Gefecht gesetzt werden, wie aus dem Interview hervorging.

Unter Armeechef Thomas Süssli werden die Schweizer Streitkräfte dezentralisiert.
Foto: ENNIO LEANZA

Die Armee kommunizierte bereits im August, dass sie vermehrt auf Verteidigung setzt. Im Zuge des Kriegs in der Ukraine erhöhte sie den Eigenschutz. «Wir müssen immer zuerst unsere Unterkünfte und Lager schützen, bevor wir andere schützen können», sagte Süssli. Auch verstärkte sie die Spionageabwehr. Weitere Massnahmen würden die Vorräte und Infrastruktur betreffen. Details wollte er dazu nicht nennen. Insbesondere auf Munitionsvorräte angesprochen, hielt sich Süssli bedeckt.

Seit rund einem Jahr gehört die Munitionssparte des Rüstungskonzerns Ruag dem italienischen Waffen- und Ferngläserhersteller Beretta. «Es wäre gut, wenn die Schweiz bei der Munition eine gewisse Autonomie hätte», sagte Süssli.

So fliegt es sich in der F-35
3:22
Blick im Kampfjet-Simulator:So fliegt es sich in der F-35

Der Verkauf der Munitionssparte war ein politischer Entscheid. Im Fall einer Krise hätte laut des Armeechefs auch eine Schweizer Firma Probleme, Munition zu produzieren. «Deswegen legen wir mehr Vorräte an», sagte er. Als Beispiel nannte Süssli Ersatzteile für den Kampfjet F-35.

Zudem stellt die Armee laut Süssli die Zusammenarbeit mit anderen Streitkräften sicher. Im Notfall würde diese nicht von jetzt auf sofort funktionieren. Nicht zu unterschätzen für Nato-Mitglieder sei der Schweizer Beitrag im Kosovo.

«Sie denken, die Männer sind der Chef»
2:43
Swisscoy bringt viel Frauenpower in den Kosovo:«Sie denken, die Männer sind der Chef»

Konkrete Entscheide gebe es noch nicht, inwiefern die Schweiz dort zusätzliche Aufgaben übernehmen werde. «Im Bereich Cyber oder ABC, also atomar-biologisch-chemischer Abwehr, könnte die Schweiz mitwirken», sagte Süssli. In der Sommer-Session verlängerte das Parlament den Einsatz der Schweiz im Kosovo bis 2026. (SDA)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?