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Der Zürcher SP-Regierungsrat jettet oft an Fussball-Spiele ins Ausland
SP ärgert sich über Vielflieger Fehr

Sein Flugverhalten führte bereits zu Kritik in der eigenen Partei: Politikern von links bis rechts missfällt, dass SP-Regierungsrat Mario Fehr (60) immer wieder mal privat ins Flugzeug steigt, um Fussballspiele zu besuchen.
Publiziert: 05.04.2019 um 19:31 Uhr
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Aktualisiert: 03.05.2019 um 07:24 Uhr
Andrea Willimann, Michael Sahli und Pascal Tischhauser

Der für seine Fussballbegeisterung bekannte Zürcher SP-Regierungsrat Mario Fehr ist am Mittwochnachmittag in eine falsche Easyjet-Maschine gestiegen. Statt nach London wäre er beinahe nach Berlin geflogen. Doch der Zürcher Sicherheitsdirektor bemerkte seinen Irrtum noch rechtzeitig – und ging zu Fuss in das gleich nebenan stehende Flugzeug mit dem richtigen Zielort. In London eröffnete Fehrs Lieblingsklub Tottenham Hotspur am Abend sein neues Stadion.

Bekannt geworden war der Maschinenwechsel, weil «NZZ»-Mitarbeiter Andrea Roman Sorg die Episode per Twitter öffentlich gemacht hatte. Er hatte auch beobachtet, dass Fehr eine VIP-Behandlung zukam: Ein Spezialdienst der Zürcher Kantonspolizei hatte deren obersten Chef Fehr zum falschen Flugzeug gebracht.

Fehrs Sprecher Urs Grob betont, der Regierungsrat beanspruche diesen «protokollarischen Dienst» der Kantonspolizei nur, «wenn regierungsrätliche Verpflichtungen vor einem gebuchten Flug das rechtzeitige Erreichen einer Maschine unmöglich machten. Dies war auch am Mittwoch für den Flug zu einem mehrtägigen Auslandsaufenthalt der Fall», präzisiert Grob.

Der Zürcher SP-Regierungsrat Mario Fehr sorgt für Wirbel, weil er am Flughafen Zürich einen Spezialdienst beanspruchte, um zum Flieger nach England zu gelangen – und beinahe in Berlin gelandet wäre.
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Den Spezialdienst kann das Eidgenössische Aussen-, das Verteidigungsdepartement, der Bundessicherheitsdienst und der Zürcher Regierungsrat nutzen. Im Jahr 2018 führte der Dienst 1800 solcher Sicherheitsbegleitungen durch, wie der Kommunikationsbeauftragte Grob ergänzt.

SP hat Fehr wegen der Flüge gemahnt

Regierungsrat Fehr steht aber vor allem in der Kritik, weil er immer wieder an Fussballspiele fliegt. Auf seiner Facebook-Seite hat er von Juni 2015 bis November 2018 ganze 24-mal Bilder von Fussballtrips gepostet. 15 davon stammen aus dem Ausland. Zur Frage, wie häufig Fehr im Jahr privat an Fussballmatches fliege, äussert sich die Zürcher Sicherheitsdirektion nicht.

Dabei sind Fehrs Flüge schon länger Thema bei den Zürcher Sozialdemokraten. «Die SP-Parteileitung hat mit ihm die wenig ökologischen Flüge nach England schon lange vor den letzten Wahlen thematisiert. Aber letztlich muss er diese mit seinem eigenen Gewissen vereinbaren – ich könnte es nicht», macht die Co-Präsidentin der SP Zürich und Nationalrätin Priska Seiler Graf (50) klar. Die Partei könne ihren Mitgliedern nicht vorschreiben, was sie in der Freizeit machen – und Fehr sei halt «ein wahnsinniger Fussball-Fan».

Fehrs Verhalten steht quer zur SP-Klimapolitik

Auch der Zürcher SP-Nationalrat Thomas Hardegger (63) betont: «Dass jemand wegen Fussballspiel-Besuchen zum Vielflieger wird, passt nicht zur Klimapolitik der SP.»

Hardegger selber hatte vor zwei Jahren einen Vorstoss eingereicht, um Kurzstreckenflüge auf die Schiene zu verlagern. «Mit optimierten Zugverbindungen ist auch die Reise von Zürich nach London per Bahn zumutbar», sagt er an die Adresse Fehrs.

«Wie einer, der Priester sein will und ständig ins Bordell geht»

Kritik hagelt es aber nicht nur von den Genossen, sondern auch aus anderen Parteien – und zwar von links bis rechts. So vom Zürcher Grünen-Nationalrat Bastien Girod (38): Er würde sich gut überlegen, für ein Hobby oft ins Flugzeug zu steigen. «Fürs Klima ist es sicher besser, einfach nur FCZ-Fan zu sein», so Girod in Anspielung auf Fehrs Schweizer Lieblingsklub, der am selben Abend im Letzigrund gegen Basel spielte.

Und SVP-Nationalrätin Barbara Steinemann (42) meint: «Natürlich muss jeder selbst entscheiden, was er in seiner Freizeit macht. Aber das Verhalten Fehrs wirft schon Fragen auf, ob die Linken immer Verbote und Abgaben und noch mehr Einschränkungen fordern können und Umweltmassnahmen verlangen dürfen, wenn sie sich selbst um die Ökologie foutieren. Das ist doch, wie wenn einer Priester sein möchte und ständig ins Bordell geht.»

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