Der neue SVP-Präsident dürfte nicht mehr für Gottes Lohn arbeiten
Blocher-Partei muss die Kasse öffnen

Bei der SVP laufen die Handys heiss: Die Findungskommission soll Alfred Heer mindestens einen Gegenkandidaten fürs Präsidium gegenüberstellen. Doch wer sich bitten lässt, möchte etwas für seine Zusage. Gratis ist eine Auswahl für die Rösti-Nachfolge kaum zu haben.
Publiziert: 03.02.2020 um 22:34 Uhr
Daniel Ballmer und Pascal Tischhauser

Der Druck auf die SVP-Spitze wächst. Die Meldefrist ist abgelaufen. Und bis jetzt ist einzig und alleine der Zürcher Alfred Heer (58) von seiner Kantonalsektion als Kandidat für das SVP-Präsidium nominiert worden. Nach der Wahlniederlage vom Oktober hatte Albert Rösti (52) Ende 2019 entnervt das Handtuch geworfen.

Die Findungskommission unter der Leitung des früheren Fraktionschefs Caspar Baader (66) muss nun die Suche nach weiteren geeigneten Kandidaten starten. Der Delegiertenversammlung von Ende März in Basel soll mindestens ein Zweierticket zur Auswahl präsentiert werden.

Die Unzufriedenheit in der Partei über die Ausgangslage ist spürbar. «Das Ganze wirkt etwas unkoordiniert», räumt ein Nationalrat ein. «Zu viele haben das Gefühl, sie müssten ebenfalls noch ihren Senf dazugeben – ohne aber selber Verantwortung übernehmen zu wollen. Eine richtige Kakofonie.»

Er ist der bisher einzige Anwärter auf das Präsidialamt bei der SVP: Der Zürcher SVP-Nationalrat Alfred Heer.
Foto: Keystone
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Fertig Gratisarbeit

Parteimitglieder wie der Aargauer Nationalrat Andreas Glarner (57) wiederum, die sich nicht bewerben, aber sich bitten lassen wollen, «disqualifizieren sich dadurch selber». Gleichzeitig aber gilt: Je mehr Zeit verstreicht, desto mehr verbessert sich die Verhandlungsposition weiterer Papabili.

«Das wird teuer», kommentiert deshalb ein Fraktionsmitglied. Jeder, der jetzt von der Findungskommission direkt angefragt wird, könne Bedingungen stellen. Bis heute erhält der Präsident der SVP beispielsweise keinen roten Rappen für seine Arbeit. Parteivordenker Christoph Blocher (79) liess bereits durchblicken, dass die Gratisarbeit nicht mehr sakrosankt ist.

Und forscher, als es verschiedene Parteimitglieder sonst täten, würden einige mögliche Kandidaten nun klarmachen, dass unter ihrer Präsidentschaft mit 500'000 Franken besser vier Jahre lang ein funktionierendes Sekretariat finanziert würde, statt dass diese Summe für den hoffnungslosen Abstimmungskampf gegen den Vaterschaftsurlaub verpulvert werde.

Gefragt ist Dettlings Frau

Der Findungskommission bleibt nun vermutlich nichts anderes mehr übrig, als mögliche Wunschkandidaten mit Zugeständnissen doch noch zu überzeugen. Obwohl nun doch schon die ersten SVP-Nationalräte scheu Interesse signalisieren. «Wichtig ist, dass die Partei eine Auswahl hat», sagte der St. Galler Roland Rino Büchel (54) dem «SonntagsBlick». Sollte das bis zur Delegiertenversammlung nicht der Fall sein, könnte sich Büchel vorstellen anzutreten.

Im Fokus der Findungskommission dürfte aber der Schwyzer Nationalrat Marcel Dettling (39) stehen. Seine Sektion hat den Landwirt nicht bei der Mutterpartei gemeldet. Der dreifache Vater zeigte sich lange eher skeptisch. Das herausfordernde Präsidialamt lasse sich kaum mit der familiären Situation vereinbaren. Zuletzt signalisierte Dettling aber plötzlich wieder Offenheit gegenüber dem Amt.

Deshalb heisst es nun aus dem inneren Parteizirkel: «Wir hoffen immer noch, dass sich Marcel Dettling überreden lässt – oder vielmehr: seine Frau.» Priska Dettling hatte gegenüber verschiedenen Medien nämlich kein Geheimnis daraus gemacht, dass sie wenig begeistert wäre, wenn ihr Mann noch mehr Zeit in die Politik investieren würde.

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