«Irak kann die Rolle eines Brückenbauers haben»
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Cassis will eine Botschaft:«Irak kann die Rolle eines Brückenbauers haben»

Der Bundesrat streng bewacht in Bagdad
Cassis will Botschaft im Irak eröffnen

Nach 30 Jahren Unterbruch soll die Schweiz im Irak wieder eine Botschaft betreiben. Aussenminister Ignazio Cassis (59) hat am Ostersonntag ein Gelände inspiziert.
Publiziert: 04.04.2021 um 20:07 Uhr
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Aktualisiert: 09.04.2021 um 21:26 Uhr
Bundesrat Ignazio Cassis besucht mit einer Delegation den Nahen Osten. Am Samstag kam der Aussenminister in Bagdad an.
Foto: Christian Dorer
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Christian Dorer aus Bagdad

Ignazio Cassis (59) ist der erste Bundesrat seit 42 Jahren, der den Irak besucht. Kein Wunder – schliesslich hat das Land Jahrzehnte von Krieg, Terror und Elend hinter sich, Diktator Saddam Hussein (†69), die US-Invasion und den IS. Noch heute ist die Sicherheitslage prekär – und so wird Cassis streng geschützt in einer langen Wagenkolonne durch Bagdad gefahren.

Cassis hat eine Mission: den Boden ebnen, damit die Schweiz in den nächsten Jahren wieder eine Botschaft eröffnet – nach 30 Jahren Unterbruch!

Und das, obwohl im Irak derzeit nur 107 Schweizerinnen und Schweizer leben. Cassis erklärt BLICK die Gründe: «Der Irak spielt eine wichtige Rolle als Brückenbauer in einer instabilen Region. Nur mit einer physischen Präsenz können wir die diplomatischen Beziehungen stärken.»

Während der Golf-Kriege haben fast alle Länder den Irak verlassen. Heute gibt es wieder rund 90 Botschaften, 20 davon von europäischen Staaten. «Ich sehe ein grosses Potenzial, nicht nur für Frieden und Stabilität, sondern auch für die Wirtschaft», sagt Cassis. Noch heute stammen 90 Prozent der Staatseinnahmen vom Erdöl. Der Irak muss sich also dringend breiter aufstellen, und das bietet Chancen.

Das Grundstück steht schon bereit

Beim Treffen mit dem irakischen Aussenminister unterzeichnet Cassis ein «Memorandum of Understanding», das die Absicht einer neuen Botschaft festhält. Rund 30 irakische Journalisten wohnen dem Anlass bei. «Im Irak sagt man, die Schweiz sei das Paradies auf Erden, deshalb ist das Interesse so gross», erklärt der Journalist Mahmood Shakir (62).

Bis eine Schweizer Botschaft öffnen kann, braucht es jedoch noch diverse Abklärungen punkto Sicherheit. Ein Problem hingegen ist bereits gelöst: das Grundstück. Die Schweiz besitzt seit 1968 (!) ein ungenutztes Gelände von 4200 Quadratmetern im Diplomatenviertel. Cassis und seine Delegation inspizieren es am Ostersonntag. Das Ganze scheint etwas heruntergekommen, doch der zuständige Offizielle sagt: «Innert 24 Stunden können wir alles räumen.» Vielleicht wird das Gelände aber auch mit der Regierung gegen ein anderes getauscht.

Der Irak ist die erste Station von Cassis' Reise in den Nahen Osten. Am Ostermontag fliegt er in den Oman, später in den Libanon.

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