Der abgewählte CVP-Mann Filippo Lombardi im Interview
«Die Schweiz wird auch ohne mich überleben»

Nur 45 Stimmen fehlten CVP-Fraktionspräsident Filippo Lombardi für die Wiederwahl in den Ständerat. Besonders bitter: Einen Tag nach seiner Schlappe muss Lombardi trotzdem nach Bern zu Sitzungen. Im BLICK-Interview erzählt er von seinen Zukunftsplänen.
Publiziert: 19.11.2019 um 00:58 Uhr
|
Aktualisiert: 17.04.2021 um 10:11 Uhr
Interview: Daniel Ballmer und Tobias Bruggmann

Sein Lachen hat Filippo Lombardi (63) nicht verloren. Ein flotter Spruch zum Kameramann, ein sanftes Lächeln nach dem Interview. Trotzdem, die Niederlage nagt am Medienunternehmer. Schliesslich fehlten am Ende gerade mal 45 Stimmen, und Lombardi hätte als gefeierter Sieger in die Kommissionssitzung ins Bundeshaus schreiten können. Jetzt ist es eine seiner letzten Sitzungen für den scheidenden CVP-Fraktionschef aus dem Tessin im fernen Bundesbern.

«Ich wusste, dass es knapp wird»
2:46
CVP-Ständerat abgewählt:«Ich wusste, dass es knapp wird»

BLICK: Eine 20-jährige Ära geht für Sie zu Ende. Wie geht es Ihnen, Herr Lombardi, einen Tag nach der Wahlniederlage?
Filippo Lombardi: Die Schweiz wird es überleben und ich, glaube ich, auch.

Aber etwas weh macht die Wahlschlappe schon?
Wir sind alle Menschen. Aber es gibt ein Leben ausserhalb der Politik, und das werde ich geniessen.

«Ein Vorsprung von nur 4000 Stimmen im ersten Wahlgang ist zu wenig, um zu relaxen», sagt Filippo Lombardi am Tag nach seiner Abwahl.
Foto: Keystone
1/6

Waren Sie überrascht vom Ausgang des zweiten Wahlgangs?
Ich habe gewusst, dass es knapp wird. Ein Vorsprung von nur 4000 Stimmen im ersten Wahlgang ist zu wenig, um zu relaxen. Der Wahlkampf war von europapolitischen Themen stark geprägt. Sowohl die Linken als auch die Rechten haben dieses Thema genommen, um gegen die CVP zu schiessen. Es war sehr schwierig, dagegen zu kämpfen.

Wissen Sie schon, wie es für Sie nun weitergeht?
Ich nehme mir jetzt die Zeit, um ein paar Vorschläge zu studieren. Bis Ende Jahr bin ich beschäftigt. Zwischen Weihnachten und Neujahr darf ich den Spengler Cup in Davos als Präsident des HC Ambri Piotta erleben. Ab Januar treffe ich dann einige Entscheidungen.

Kollegen im Ständerat betonen, dass mit Ihnen viel Erfahrung verloren geht. Was wird Ihnen selber künftig fehlen?
Die guten Kollegen! Und natürlich die Möglichkeit, die Schweizer Politik mitzugestalten. Ich bin ein Macher, habe immer mit grosser Freude Kompromisse geschmiedet, Lösungen gefunden und Gespräche geführt. Auch mit Kollegen von anderen politischen Lagern, das war meine Spezialität. Das geht leider nicht nur im Tessin, sondern in der ganzen Schweiz etwas verloren.

Die CVP braucht jetzt einen neuen Fraktionspräsidenten. Sie sassen im Ständerat, muss es jetzt wieder jemand aus der kleinen Kammer sein?
Das wird die Fraktion entscheiden. Wir haben eine Sitzung am Freitag und werden darüber ganz offen sprechen, wie es weitergeht.

Sie haben viel Erfahrung. Was geben Sie der Fraktion mit für die neue Legislatur?
Das reserviere ich mir für die Fraktion und nicht für die Medien.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?