Das sind die fünf Tops und Flops in der Politik 2019
Frauen trumpften auf, Parmelin floppte

2019 wurde zum Frauenjahr: Im Parlament sitzen so viele Frauen wie nie. Sie gehören zu den Gewinnerinnen des Jahres. Ebenso wie Bundesrätin Viola Amherd oder die AHV-Rentner im Kosovo. Für Flops sorgten SVP-Bundesrat Guy Parmelin oder das Grünen-Topmodel Tamy Glauser.
Publiziert: 31.12.2019 um 16:46 Uhr
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Aktualisiert: 01.01.2020 um 08:27 Uhr
TOP: Beim Frauenstreik im Juni gingen über eine halbe Million Menschen auf die Strasse. Der Streik verfehlte seine Wirkung nicht: Bei den Wahlen im Oktober wurden so viele Frauen wie noch nie gewählt.
Foto: Keystone
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Ruedi Studer

Das Jahr neigt sich dem Ende zu – und bringt Gewinner und Verlierer hervor. BLICK schaut zurück und nennt jeweils die fünf Tops und Flops in der Politik.

Das sind die 5 Tops

Frauenstreik: Die Frauen sind die Gewinnerinnen des Jahres! Der Frauenstreik vom 14. Juni mobilisierte Hunderttausende von Frauen und wurde zum Tag des Aufbruchs, was sich auch bei den Parlamentswahlen im Oktober deutlich bemerkbar machte. National- und Ständerat sind weiblicher geworden – erstmals sitzen über 40 Prozent Frauen in der grossen Kammer. Das Signal ist klar: Jetzt muss es in Sachen Gleichstellung endlich vorwärts gehen.

Regula Rytz: Grünen-Chefin Regula Rytz (57) ist die Frau des Jahres. Wer hätte ihr zugetraut, dass sie die Grünen zur viertstärksten Kraft macht? Und die Sitzzahl in Parlament mehr als verdoppelt? Klar hat sie von der Klimabewegung profitiert. Doch Rytz hat als Gesicht der Grünen ihre Partei klug positioniert. Ihr Resultat bei der Bundesratswahl war für sie zwar enttäuschend, doch eine grössere Enttäuschung wäre der Verzicht auf eine Kampfkandidatur gewesen. Der grüne Anspruch bleibt. Und in der neuen Legislatur werden die Grünen ein gewichtiges Wörtchen mitzureden haben.

AHV-Rentner im Kosovo: Endlich! Endlich widerfährt den AHV-Rentnern im Kosovo Gerechtigkeit. Jahrelang wurden in den Kosovo keine AHV- und IV-Renten ausbezahlt. Denn 2010 hatte die Schweiz ein Sozialversicherungs-Abkommen gekündigt – unter anderem deshalb, weil Sozialdetektive, die Rentenbetrügern auf der Spur waren, mit dem Tod bedroht worden waren. Getroffen wurden damit aber nicht die Betrüger, sondern vor allem Hunderte von ehrlichen Büezern, die jahrelang in der Schweiz geschuftet hatten. Seit September ist das neue Abkommen in Kraft – und damit kommen die pensionierten Schweiz-Kosovaren endlich wieder zu ihrer Rente.

Viola Amherd: CVP-Frau Viola Amherd (57) startete Anfang Jahr ins Bundesratsamt – und auch gleich durch! Die Walliserin brachte als erste Frau im Verteidigungsdepartement frischen Wind in die Militärkasernen. Die Kampfjetbeschaffung ist auf Kurs. Für eine Überraschung sorgte sie mit der Ernennung von Thomas Süssli (53) zum neuen Armeechef. Auch hier durchbrach die CVP-Magistratin alte Muster. Als Sportministerin sprach Amherd in Sachen Fussballhooligans Klartext und forderte eine scharfe Reaktion der Fussball-Klubs. Belohnt wurde Amherd im Dezember mit einer glanzvollen Wiederwahl als Bundesrätin: 218 Stimmen – das zweitbeste Resultat je.

Bundeshaus-Eltern: Das Bundeshaus wurde in den letzten Jahren mehr und mehr zum Storchennest. Das Polit-Traumpaar aus GLP-Fraktionschefin Tiana Angelina Moser (40, ZH) und SP-Nationalrat Matthias Aebischer (52, BE) krönte seine Liebe mit einem Baby. Kleinkinder und Babys gehören schon fast zum Alltagsbild in der Wandelhalle. Nun hat endlich auch die Verwaltung auf den Trend reagiert: Seit kurzem gibt es für die Bundeshaus-Eltern ein luxuriöses Stillzimmer mit Wickeltisch und allem, was dazu gehört – und auch die anfangs aufgestellte Giftpflanze wurde mittlerweile aus dem Zimmer entfernt.

Das sind die 5 Flops

Guy Parmelin: Den Vogel abgeschossen hat dieses Jahr SVP-Bundesrat Guy Parmelin (60) mit seinem Maulkorb für die Pestizid-Forscher der ETH. Der Weinbauer störte sich an Kritik, da im kommenden Jahr gleich zwei Pestizid-Initiativen vors Volk kommen dürften. In einem Memo heisst es denn auch: «Bundesrat Parmelin brachte explizit seine Haltung zum Ausdruck, dass Angestellte der Eidgenossenschaft (inklusive Angestellte im ETH-Bereich) vom Bundesrat getroffene Entscheide nicht öffentlich kritisieren sollen.» Parmelin geriet unter Druck – und sieht sich missverstanden: «Die Unabhängigkeit der Wissenschaft ist mir heilig! Die Meinungsfreiheit auch», sagt er im BLICK-Interview.

Filippo Lombardi – und alle abgewählten Männer: Der frühere Tessiner CVP-Ständerat Filippo Lombardi (63) wurde am 17. November zur Symbolfigur für alle abgewählten Männer. Im zweiten Wahlgang wurde er von SP-Frau Marina Carobbio (53) vom Thron gestossen. Nur 45 Stimmen machten den Unterschied – und beendeten seine 20-jährige Bundeshaus-Karriere brutal. Lombardi steht für all jene Männer, die im Frauenjahr von Frauen weggefegt wurden – dazu gehören auch CVP-Mann Beat Vonlanthen (62), der FDP-Ständerätin Johanna Gapany (31) Platz machen musste. Oder SVP-Mann Thomas Müller (67), dem die neue SVP-Nationalrätin Esther Friedli (42) den Kopf kostete.

BDP: Lange wurde die BDP totgesagt. Doch Parteichef Martin Landolt (51) wehrte sich unermüdlich gegen all die düsteren Propheten, die für die Partei nach dem Abgang von BDP-Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf (63) keine Zukunft mehr sahen. Die Hoffnung stirbt zuletzt – für die BDP war dies am 20. Oktober aber der Fall. Bei den Wahlen wurde die BDP mehr als halbiert, verlor die Fraktionsstärke und flog aus dem Ständerat. Dazu kam der peinliche Rückzieher von Hoffnungsträgerin Beatrice Simon (59), die das Berner Ständeratsmandat nicht verteidigen konnte und daraufhin auf ihr Nationalratsmandat verzichtete. Die BDP musste sich in die Mitte-Fraktion mit CVP und EVP retten. Und sucht nun verzweifelt nach einem neuen Präsidenten.

Franziska Roth: Trotz Frauenjahr war 2019 nicht für alle Frauen ein gutes Jahr. Für die frühere Aargauer SVP-Regierungsrätin Franziska Roth (55) endete das Jahr nach monatelanger Schlammschlacht im Debakel. Erst wurde sie von der eigenen Partei fallen gelassen und trat aus der SVP aus, wenig später warf sie den Bettel hin und gab ihr Regierungsmandat ab.

Tamy Glauser: Dem grünen Wahlerfolg ging eine grüne Peinlichkeit voran. Mit Pauken und Trompeten kündigte das Topmodel Tamy Glauser (34) ihre Nationalratskandidatur für die Grünen an. Doch schon kurz nach der Nomination setzte sie sich mit umstrittenen Aussagen zu Veganerblut in die Nesseln. Glauser landete unsanft auf dem Boden der Realität, musste viel Kritik einstecken und zog die Reissleine. «Es hat mir wehgetan und mir aufgezeigt, wo meine Grenzen liegen. Daher habe ich mich entschieden, auf die Kandidatur zu verzichten», erklärte sie zu ihrem Rückzug.

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