«Das mögen diese Leute nicht»
SVP-Regierungsrat plant Impf-Kampagne für SVP-Wähler

Um die Impfquote im Kanton zu erhöhen, will der Aargau gezielt skeptische Bevölkerungsgruppen ansprechen. Allen voran nimmt SVP-Gesundheitsdirektor Jean-Pierre Gallati seine eigenen Wählerinnen und Wähler ins Visier.
Publiziert: 09.08.2021 um 09:46 Uhr

Ein herziger Igel soll die Aargauerinnen und Aargauer zum Impfen animieren. «Was pikst, das schützt», lautet die Botschaft der Kampagne. Doch wie in den anderen Kantonen auch hält sich die Breitschaft zum Piks im Aargau in Grenzen. Die Impfquote liegt ziemlich genau im Schweizer Schnitt: 48 Prozent der Bevölkerung sind im Mittelland-Kanton bereits vollständig geimpft.

Angesichts des schleppenden Impf-Fortschritts plant der Aargauer Gesundheitsdirektor Jean-Pierre Gallati (54) nun eine neue Kampagne. Der SVP-Regierungsrat zielt dabei insbesondere auf seine eigene Partei, wie er im Interview mit der «Aargauer Zeitung» klarmacht.

Kein Druck ausüben

Wie eine Umfrage ergab, sind SVP-Wählerinnen und Wähler der Covid-Impfung mit Abstand am kritischsten eingestellt. 51 Prozent gaben an, sich nicht impfen lassen zu wollen.

Der Aargauer SVP-Regierungsrat Jean-Pierre Gallati will mit einer neuen Impf-Kampagne unter anderem SVP-Wähler erreichen.
Foto: keystone-sda.ch
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Gallati erklärt sich die Skepsis in breiten Teilen der Bevölkerung damit, dass diese das Gefühl hätten, der Staat übe Druck auf sie aus. «Und das mögen diese Leute nicht.»

Drohen und Druck ausüben bringe nichts, ist Gallati überzeugt, «Deshalb vermitteln wir im Aargau nicht wie anderswo die Botschaft: ‹Du musst dich impfen, sonst kannst du nicht in die Ferien oder in die Disco.›»

«Die Wirkung der Impfung ist eklatant»

Auf die Frage, wie die neue Kampagne genau aussehen soll, sagt Gallati: «Wir können natürlich nicht einfach SVP-Wählern einen Brief schreiben.» Man plane eine Inseratekampagne mit Vorbildern. «Diese ist in Entstehung. Bald wird es konkreter.»

Der SVP-Regierungsrat selbst wird aber nicht auf den Plakaten zu sehen sein. Er wolle sich nicht in den Vordergrund stellen, sagt Gallati. «Ich bin geimpft und sage immer wieder, auch hier, impfen sei sinnvoll. Aber das allein reicht offensichtlich nicht.» Aus diesem Grund habe man sich entschieden, die Kampagne auszudehnen. «Denn die Wirkung der Impfung ist eklatant und übersteigt die ursprünglichen in sie gesetzten Erwartungen.»

Schwieriger Schulstart

Der Gesundheitsdirektor äussert sich im Interview auch zur Situation an den Schulen. Im Aargau beginnt diesen Montag das neue Schuljahr – mit schlechten Voraussetzungen: Wegen Problemen mit den Testkits können in der ersten Schulwoche nicht wie geplant Massentests durchgeführt werden. Auf eine Maskenpflicht verzichtet der Kanton dennoch.

Gallati begründet dies damit, dass ein Alleingang keinen Sinn gemacht hätte. «Eine Woche vor den Ferien haben wir die Maskenpflicht an den oberen Schulen abgeschafft. Jetzt kurzfristig wieder einführen und dann kommt der Bundesrat und entscheidet wieder etwas anderes?» Dies würde für Verunsicherung sorgen. «Der Regierungsrat will sich mit den anderen Kantonen abstimmen: Auch diese werden in den Schulen keine zusätzliche Maskenpflicht einführen.» (lha)

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