Das ist die neue Ständerats-Präsidentin Karin Keller-Sutter
Nächster Schritt auf der Karriereleiter für die «eiserne Lady»

Die St. Galler FDP-Ständerätin Karin Keller-Sutter ist für das nächste Jahr Chefin im Stöckli. Ständerätin zu sein, sei für sie das schönste Amt, sagt sie. Doch sicher nicht das letzte.
Publiziert: 27.11.2017 um 17:01 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 19:38 Uhr
Nächster Schritt auf der Karriereleiter für die «eiserne Lady»
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Das ist die neue Ständerats-Präsidentin Karin Keller-Sutter:Nächster Schritt auf der Karriereleiter für die «eiserne Lady»

Sie war Gemeinderätin, Kantonsrätin, kantonale Parteipräsidentin, Regierungsrätin und vertritt St. Gallen seit 2011 im Ständerat: Als Karin Keller-Sutter (53) am Montagnachmittag zur Präsidentin der kleinen Kammer gewählt wurde, war dies der vorläufige Höhepunkt einer schnörkellosen politischen Karriere geradezu klassischen Zuschnitts.

Schon das nächste Amt im Auge? Ständeratspräsidentin Karin Keller-Sutter.
Foto: EQ Images

Sie gilt als rhetorisch gewandt, ehrgeizig, sicher in ihren Dossiers, und sie ist in ihren Positionen stark verankert im wirtschaftsnahen FDP-Liberalismus. Ohne Gegner bleibt sie damit nicht – vor allem nicht in der Zeit als St. Galler Regierungsrätin.

Die eiserne Lady

Neben den normalen politischen Auseinandersetzungen mit viel Kritik von links blieb eine «Weltwoche»-Kampagne wegen ihrer Unterstützung eines Härtefall-Gesuchs für eine kurdische Familie in Erinnerung, just als sie – mit dem damaligen SVP-Präsidenten Toni Brunner (43) als Konkurrenten – für den Ständerat kandidierte.

2012 gewann «KKS» den Swiss Award in der Kategorie Politik für ihren Einsatz gegen den Hooliganismus.
Foto: WALTER BIERI

Und noch immer sind rund um die St. Galler Arena Sprayereien mit dem Kürzel «KKS» zu sehen, dem Feindbild einiger Fussballfans. Denn als Regierungsrätin gab Keller-Sutter auch gegenüber Hooligans die eiserne Lady mit einem Faible für Law und Order. 

In der CVP-Hochburg zur Freisinnigen geworden

Begonnen hat alles in Wil, im katholisch geprägten St. Galler Fürstenland. Wer dort nicht für die CVP politisiert, hat einen Grund: Ihre Eltern seien zwar keine CVP-Mitglieder gewesen, trotzdem komme sie aus einer CVP-Familie, so Keller-Sutter. Als Jugendliche und Studentin sei sie aber von der Aufklärung und vom Liberalismus fasziniert gewesen.

Es gab auch konkrete weltanschauliche Differenzen. Etwa bei der Fristenlösung: «Das Selbstbestimmungsrecht der Frau, die in der Lage ist, einen der Situation angemessenen Entscheid zu fällen, war für mich sehr wichtig», sagt sie.

Nach der Zeit im Wiler Gemeinderat folgten rasch die nächsten Schritte: Nach vier Jahren im Kantonsrat wurde die damals 36-jährige Übersetzerin und Konferenzdolmetscherin von der FDP für die Regierung portiert.

2001: Als Regierungsrätin in ihrem Büro am Oberen Graben in St. Gallen.
Foto: Daniel Ammann

Selbstbewusst und zielstrebig

Selbstzweifel hatte sie nicht: Es sei eine Kampfwahl gewesen, bei der die FDP einen an die SP verlorenen Sitz zurückgewinnen wollte, erinnert sie sich. «Dazu brauchte es auch unverbrauchte Köpfe.» Keller-Sutter wurde auf Anhieb gewählt und blieb zwölf Jahre lang Regierungsrätin, immer im Justiz- und Polizeidepartement.

Über die tägliche Departementsarbeit hinaus gelang es ihr, sich auf der nationalen Bühne mit den Themen Migrations- und Sicherheitspolitik zu profilieren. Zusammen mit dem Ersten Staatsanwalt zog sie eine repressive Linie gegen Fussballfans durch und vertrat diese wiederholt in der Sonntagspresse.

Mit Micheline Calmy-Rey (links) beim Eidgenössischen Musikfest 2011 in St. Gallen.
Foto: Sobli

Keller-Sutters Regierungszeit wird denn auch oft mit den Dossiers Massnahmen gegen häusliche Gewalt und Repression gegen Fussballfans sowie einer harten Migrationspolitik zusammengefasst.

Sie wehrt sich gegen Etiketten

Damit werde man den Jahren als Departementsvorsteherin nicht gerecht, wehrt sie sich gegen die Etikettierung. Sie habe aber durchaus Verständnis dafür, dass Medien immer wieder die Themen aufgriffen, für die sie zuerst als Vize- und dann als Präsidentin der Konferenz der Justiz- und Polizeidirektoren (KKJPD) zuständig gewesen sei: eben die Dossiers Polizei und Migration.

Sie erinnere sich aber auch an die Justizreform oder an die Schaffung eines Jugenddienstes in der Kantonspolizei und vor allem an die Arbeit innerhalb der Regierung, wo sie sich immer an allen Geschäften beteiligt habe.

Gutes Gespann mit dem Gewerkschafter

2011 zog Karin Keller-Sutter in den Ständerat ein.
Foto: Keystone

Nach der problemlosen Wahl in den Ständerat 2011 veränderte sich Keller-Sutters politische Agenda. Nicht mehr Sicherheitsthemen stehen seither im Fokus, sondern die Wirtschafts- und Sozialpolitik sowie die Vertretung des Kantons St. Gallen.

Sie bildet mit Paul Rechsteiner (SP) trotz aller politischen Gegensätze ein gut funktionierendes Duo, etwa wenn es wieder einmal darum geht, gegen die Benachteiligung der Ostschweiz beim Bahnausbau zu protestieren.

Folgt bald der nächste Schritt?

Nun folgt als bisherige Krönung der Karriere der 53-Jährigen das Präsidium der kleinen Kammer. Es könnte noch weiter gehen: Regelmässig wird sie als Kandidatin für den Bundesrat gehandelt. Es wäre ihr zweiter Anlauf, nachdem ihr 2010 die Bundesversammlung Johann Schneider-Ammann vorgezogen hatte.

Ostschweizer Gespann: Mit Andrea Caroni (FDP, AR) und Paul Rechsteiner (SP, SG) im Ständerat während der Frühlingssession 2016 in Bern.
Foto: Keystone

Ständerätin zu sein, sei das schönste Amt, das man in der Schweiz bekleiden könne, sagt sie zu allfälligen Ambitionen. Und: «Ich strebe nichts anderes an.»

Einstimmig gewählt

Die kleine Kammer hat die 53-Jährige am Montag mit 43 von 43 gültigen Stimmen zur Ständeratspräsidentin gewählt. Keller-Sutter bezeichnete es als grosse Ehre und Privileg, eine Kammer zu präsidieren, in welcher die Debattenkultur und die Suche nach Konsenslösungen hochgehalten würden. Sie habe erst gezögert, diesen Weg einzuschlagen, räumte sie ein. Dann habe sie festgestellt, dass der Ständerat seit 1971 nur von drei Frauen präsidiert worden sei. «Das hat mir zu denken gegeben», sagte Keller-Sutter. Die letzte Ständeratspräsidentin stammte ebenfalls aus dem Kanton St. Gallen. Es handelte sich um Erika Forster, welche die kleine Kammer im Jahr 2010 präsidierte. (SDA)

Die kleine Kammer hat die 53-Jährige am Montag mit 43 von 43 gültigen Stimmen zur Ständeratspräsidentin gewählt. Keller-Sutter bezeichnete es als grosse Ehre und Privileg, eine Kammer zu präsidieren, in welcher die Debattenkultur und die Suche nach Konsenslösungen hochgehalten würden. Sie habe erst gezögert, diesen Weg einzuschlagen, räumte sie ein. Dann habe sie festgestellt, dass der Ständerat seit 1971 nur von drei Frauen präsidiert worden sei. «Das hat mir zu denken gegeben», sagte Keller-Sutter. Die letzte Ständeratspräsidentin stammte ebenfalls aus dem Kanton St. Gallen. Es handelte sich um Erika Forster, welche die kleine Kammer im Jahr 2010 präsidierte. (SDA)

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