CS-Kunden springen massenhaft ab – andere Institute profitieren
Mehrere 100 Mio Franken flossen allein zur Postfinance!

Die Finanzkrise 2008 brachte Banken in der ganzen Welt ins Straucheln. Das CS-Debakel hat in der Schweiz jedoch für einzelne Finanzinstitute grössere Auswirkungen als dies die Krise vor 15 Jahren hatte. Schuld daran seien auch Twitter & Co.
Publiziert: 22.03.2023 um 18:11 Uhr
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Aktualisiert: 22.03.2023 um 20:42 Uhr

Das CS-Debakel führt in der Schweiz zu einem viel grösseren Vertrauensverlust als die globale Finanzkrise im Jahr 2008, als der Bund die Grossbank UBS retten musste. So jedenfalls schildert die Aargauische Kantonalbank (AKB) die Lage: «Wir stellen in den letzten Tagen bis heute einen bedeutenden Zuwachs an Geldzuflüssen fest», sagt Sprecherin Christine Honegger auf Blick-Anfrage. «Die Causa CS heute übersteigt bei Weitem die Dimension von 2008.»

Die AKB verzeichnet grössere Geldzuflüsse als in der Krise vor 15 Jahren. Bei der Aargauischen Kantonalbank erklärt man sich das mit dem enormen Vertrauensverlust, den der drohende Konkurs der Credit Suisse mit sich bringt. Die tagelangen Unsicherheiten bei der CS und die Rettungsaktion des Bundes wirken nach.

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Gerüchte auf Twitter

Dass die UBS 2008 kurz vor dem Zusammenbruch stand, wurde vielen in der Öffentlichkeit erst gewahr, als der Staat die Rettung bekannt gab. Und: Social Media spielte damals noch keine Rolle. Dass Instagram, Twitter und Co. selbst eine internationale Grossbank ins Wanken bringen können, hatte sich schon im vergangenen Herbst gezeigt. Just die CS, die nun mit der Übernahme durch die UBS gerettet wird, hatte schon Ende Oktober 2022 mit enormen Geldabflüssen zu kämpfen, nachdem auf Twitter Gerüchte über Probleme der Bank die Runde gemacht hatten.

Das CS-Debakel hat Auswirkungen auf die anderen Schweizer Banken.
Foto: keystone-sda.ch
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Finma-Direktorin Marlene Amstad (55) und CS-Präsident Axel Lehmann (65) sprachen am Sonntag sogar explizit den Social-Media-Shitstorm im Herbst an, der laut Lehmann «enorme Auswirkungen» hatte.

Mehrere 100 Millionen

Etwas mehr in die Bücher schauen als die AKB lässt sich die Postfinance: «In den letzten Tagen sind uns Kundengelder im Umfang von mehreren 100 Millionen Franken aus Richtung CS zugeflossen», sagt ein Sprecher zu Blick.

Erfahrungsgemäss flössen der Postfinance bei Negativschlagzeilen aus der Bankenwelt Gelder zu. So habe die Anzahl Kunden von 2007 bis 2009 um rund 226'000 zugenommen, was einem Zuwachs von 11 Prozent entspreche. Die Kundengelder stiegen in dieser Zeit um 9,3 Milliarden Franken, was einer Veränderung von 44 Prozent entspricht.

«Moderat» bei Raiffeisen

Die meisten anderen Banken, die Blick angefragt hat, geben sich zugeknöpfter. Der Zuger Kantonalbank war immerhin noch zu entlocken, dass die Zahl der Anfragen für Konto-Neueröffnungen in den vergangenen Wochen laut deren Aussage «bedeutend zugenommen» habe. Und dass 2008 rund 4000 Kunden zu den Zugern wechselten. Dadurch erhöhten sich laut Geschäftsbericht die Kundengelder damals um fast 13 Prozent oder 780 Millionen Franken.

Ähnlich wie die Zuger verzeichnet auch die Basler Kantonalbank aktuell spürbar mehr Anfragen.

Nur «moderat» sind die Zuflüsse bei der Raiffeisen-Gruppe. Man stelle aber fest, dass einige Bestandskundinnen und -kunden, die auch eine Kundenbeziehung zur CS hätten, Geld zu Raiffeisen transferierten.

Anders war das noch 2008. Damals verzeichnete Raiffeisen einen Kundengelder-Zufluss von rund 10 Milliarden Franken. Das überstieg die damals übliche jährliche Zunahme um 3 bis 3,5 Milliarden Franken.

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