Corona setzt ÖV unter Druck
So könnte das neue Homeoffice-GA aussehen

Gerade in der Corona-Krise arbeiten immer mehr im Homeoffice. Ein SBB-GA lohnt da oft einfach nicht mehr. Der Bahnkonzern sucht nach neuen Lösungen – und prüft nun ein Kostendach-Abo.
Publiziert: 29.10.2020 um 11:07 Uhr
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Aktualisiert: 17.04.2021 um 11:11 Uhr
Daniel Ballmer

Das Coronavirus hat die Schweiz fest im Griff. Die zweite Welle ist da. Das bekommt auch der öffentliche Verkehr zu spüren. Wer kann, arbeitet von zu Hause aus. Sogar wenn die Krise einmal ausgestanden ist, dürfte zeitweiliges Homeoffice für viele zum Normalfall werden. Und das hätte weitreichende Folgen für die SBB.

Bisher stiegen täglich rund 1,3 Millionen Menschen in einen Zug ein. Davon gehen rund 800 000 Fahrten aufs Konto von Pendlern mit einem Generalabonnement (GA). Sollten sich die Bürotage deutlich verringern, hätte das einen massiven Nachfragerückgang zur Folge. Viele werden sich den GA-Kauf für knapp 4000 Franken zweimal überlegen.

Kunde soll Kosten selber bestimmen

Die SBB brauchen also Alternativen. Auch Preisüberwacher Stefan Meierhans (52) forderte im Interview mit BLICK mehr flexible Angebote. Das sieht der Kundenverband Pro Bahn Schweiz genauso.

Das GA lohnt sich für viele Bahnkunden nicht mehr, seit sie mehr im Homeoffice sind und weniger pendeln.
Foto: Keystone
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Die Branche arbeitet daran. Geprüft wird etwa eine Zwischenlösung zwischen GA und Halbtax-Abo: das sogenannte Kostendach-Abo. Zusammen mit der Hochschule Luzern führt der Bahnkonzern aktuell eine Online-Befragung durch. Er will herausfinden, wie er das Abo-Sortiment besser auf die Bedürfnisse der Kunden zuschneiden kann. Oder besser: Wie viel ist der Kunde bereit, pro Jahr hinzublättern?

Lösen soll das neue Abo nur können, wer ein Halbtax für 185 Franken besitzt. Dazu zahlt der Kunde zusätzlich ein Pre-Pay-Guthaben auf seinen Swisspass ein, das er dann für Fahrten zum Halbtax-Tarif verwenden kann. Ist das Kostendach erreicht, sind alle weiteren Fahrten während der Abo-Laufzeit von einem Jahr kostenlos. Nicht genutztes Guthaben dagegen verfällt nach 12 Monaten.

Bisher nur eine Studie

Die SBB rechnen vor: Beträgt das Kostendach 4000 Franken, kann dieses innerhalb von 12 Monaten zum Halbtax-Tarif genutzt werden. Ist dieser Maximalpreis erreicht, sind weitere Fahrten gratis, bis das Abo abläuft. «Der Vorteil des Kostendach-Abonnements ist, dass Sie weniger zahlen, wenn Sie weniger fahren, aber trotzdem nicht mehr als das Kostendach zahlen, wenn Sie mehr fahren», werben die SBB.

Bis jetzt wollen die SBB nicht offiziell von einer geplanten Einführung eines neuen Abos sprechen. Beim sogenannten Kostendach-Abo handle es sich um eine Studie der Hochschule Luzern, die von den SBB lediglich unterstützt werde, schränkt eine Sprecherin ein.

Kunde brauchen Anreize

Noch ist also unklar, ob das Kostendach-Abo tatsächlich kommt. Pro Bahn jedenfalls würde durchaus Vorteile erkennen. «Der Kunde weiss, mit welchen maximalen Kosten er zu rechnen hat», sagt Sprecher Bastian Bommer.

Wichtig sei jedoch, dass die Summe von Halbtax-Abo und Kostendach nicht zu hoch sei im Vergleich zum GA. «Das muss bei der Festlegung des Kostendaches unbedingt berücksichtigt werden», findet Bommer. «Der Kunde muss belohnt werden, wenn er der SBB Geld vorschiesst.»

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