Chantal Galladé und Co. hoffen auf Comeback
Diese Ex-Nationalräte wollen zurück ins Bundeshaus

Sie waren früher schon mal dort. Nun wollen sie dorthin zurück: ins Bundeshaus. Rund 20 ehemalige Nationalrätinnen und Nationalräte hoffen bei den Wahlen am 22. Oktober auf ein Comeback.
Publiziert: 02.10.2023 um 08:17 Uhr
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Aktualisiert: 02.10.2023 um 17:45 Uhr
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Ruedi StuderBundeshaus-Redaktor

Zurück ins Bundeshaus! Das wollen rund zwanzi ehemalige Nationalrätinnen und Nationalräte, die sich aus dem Parlament verabschiedet haben – freiwillig per Rücktritt oder zwangsweise per Abwahl. Nun nehmen sie Anlauf für ein Comeback in Bundesbern.

Die Bekannteste unter ihnen: Chantal Galladé (50). 2018 trat die Zürcherin – nach 15 Jahren im Amt – aus dem Nationalrat zurück, nachdem sie zur Schulpräsidentin der Kreisschulpflege in Winterthur Stadt-Töss ZH gewählt worden war.

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Diesmal für GLP statt SP

Wenig später wechselte sie nicht nur den Job, sondern auch die Partei: Unzufrieden mit der sozialdemokratischen Europa-Politik, trat sie aus der SP aus und in die GLP ein. Mittlerweile haben sich die Wogen geglättet, und seit diesem Jahr politisiert Galladé als GLP-Kantonsrätin. «Dabei ist mir eine überparteiliche Zusammenarbeit wichtig – auch mit der SP», betont sie. Politische Richtschnur bleiben für sie sozialliberale Werte.

Vor fünf Jahren kehrte Chantal Galladé (damals SP, heute GLP) dem Bundeshaus den Rücken. Nun will sie wieder zurück in die Bundespolitik.
Foto: Keystone
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Als frühere Nationalrätin machte sie sich insbesondere in den Bereichen Bildung, Kinderschutz und Sicherheit einen Namen. In einem Positionspapier legt sie den Fokus nun auf Bildung, Sicherheit und Gesundheit. Aber auch für ein Rahmenabkommen mit der EU will sie sich einsetzen. «Aus der Ferne zuschauen, wie der Bundesrat das Rahmenabkommen an die Wand gefahren hat, war schwierig», sagt sie.

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Ihren damaligen Rücktritt bereut sie trotzdem nicht. «Ich habe in dieser Zeit wertvolle berufliche Erfahrungen und ein Unternehmen aufgebaut.» Ob sie das Comeback schafft, ist aber offen: Die sechs aktuellen Zürcher GLP-Nationalräte treten alle wieder an, und Galladé müsste – mit Listenplatz 21 – das Feld von hinten aufrollen. Allerdings kann sie auf einen breiten Bekanntheitsgrad zählen.

Fricker will zweiten Grünen-Sitz

Speziell ist die Geschichte des Aargauer Grünen Jonas Fricker (46). Erst zwei Jahre sass er im Nationalrat, als er 2017 über einen verunglückten Holocaust-Vergleich stolperte und daraufhin die Konsequenzen zog. Rücktritt! Die Zeit der Busse ist vorbei. Nach einer Politpause kehrte Fricker 2021 als Grossrat auf die Politbühne zurück. Klimaschutz und Energieversorgung sind seine Steckenpferde.

Nun will er wieder nach Bern. Sein Ziel: Für die Aargauer Grünen einen zweiten Sitz holen, was angesichts der aktuellen Verlustprognosen seiner Partei nicht ganz einfach werden dürfte.

Der Holocaust-Vergleich war ein Fehler, aus dem er gelernt habe, macht Fricker klar. «Er ist Teil meiner Biografie, und mein damaliger Rücktritt war der richtige Entscheid.» Nun habe er die Geschichte verdaut. «Die gleiche Situation wird es nicht mehr geben. Und ich habe noch immer die innere Kraft, die Gesellschaft mitgestalten zu wollen.»

Kantonswechsel bei Grünliberalen

Fricker ist nicht der einzige Grüne, der einen neuen Anlauf nimmt. In St. Gallen wagt Urs Bernhardsgrütter (60) einen neuen Versuch. Allerdings war der Nachgerutschte nur eineinhalb Jahre Nationalrat, bevor er 2007 abgewählt wurde.

Bei den Grünliberalen hingegen wollen es neben Galladé noch drei weitere Ehemalige wissen: Thomas Maier (48, ZH), Josias Gasser (70, SZ) und Thomas Böhni (58, SH). Wobei Gasser einst als Bündner und Böhni als Thurgauer im Nationalrat sass.

Trio für SVP und SP

Ein Ex-Trio kandidiert für die SVP: Der frühere Gewerbeverbandsdirektor Hans-Ulrich Bigler (65, ZH) sass einst für die FDP in Nationalrat und versucht nun auf der KMU-Liste der SVP sein Glück. Auf der Ü55-Liste figurieren zudem Ulrich Schlüer (78, ZH) und der einstige Nationalratspräsident Max Binder (75, ZH).

Für die SP treten Adrian Wüthrich (43, BE), Thomas Hardegger (67, ZH) und Martin Naef (52, ZH) noch einmal an. Travailsuisse-Präsident Wüthrich hat dabei die grössten Chancen, auf der Berner SP-Männerliste den Sprung in die grosse Kammer wieder zu schaffen.

Ex-BDPler treten an

Für die Mitte treten Bernhard Guhl (51, AG) und Rosmarie Quadranti (66, ZH) an. Beide verloren vor vier Jahren als BDP-Vertreter ihr Mandat. Dank der Fusion von BDP und CVP zur Mitte hat zumindest Guhl im Aargau durchaus intakte Wahlchancen.

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Auch die Genfer Regionalpartei Mouvement Citoyens Genevois (MCG) kann auf eine Rückkehr nach Bern hoffen. Mit dem früheren Staatsrat und Ex-Nationalrat Mauro Poggia (64) schickt sie ein Schwergewicht ins Rennen. Auch der vor vier Jahren abgewählte Roger Golay (64) tritt wieder auf der MCG-Liste an.

Bei der FDP strebt Hansjörg Brunner (56, TG) und bei der EDU Markus Wäfler (74, ZH) ein Comeback an.

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