Die Bundesratswahlen mit Claude Longchamp und Sermîn Faki
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In voller Länge:Die Bundesratswahlen mit Claude Longchamp und Sermîn Faki

Cassis wiedergewählt
Rytz schafft kein grünes Wunder

Keine Überraschung in Bern! Der grüne Angriff auf Bundesrat Cassis ist gescheitert. Alle Bundesräte wurden wiedergewählt. Amherd gar mit Rekord der Neuzeit!
Publiziert: 11.12.2019 um 06:50 Uhr
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Aktualisiert: 04.09.2020 um 07:17 Uhr
  • Ueli Maurer (SVP) mit 213 Stimmen wiedergewählt
  • Simonetta Sommaruga (SP) mit 192 Stimmen wiedergewählt
  • Alain Berset (SP) mit 214 Stimmen wiedergewählt
  • Guy Parmelin (SVP) mit 191 Stimmen wiedergewählt
  • Ignazio Cassis (FDP) mit 145 Stimmen wiedergewählt – Rytz' grüner Angriff scheitert mit nur 82 Stimmen
  • Viola Amherd (CVP) mit 218 Stimmen wiedergewählt
  • Karin Keller-Sutter (FDP) mit nur 169 Stimmen wiedergewählt
  • Simonetta Sommaruga wird mit 186 Stimmen Bundespräsidentin 2020 – Parmelin wird Vize mit 168 Stimmen
BLICK-Bundeshausredaktion

Der Überraschung ist ausgeblieben. Die Vereinigte Bundesversammlung hat am Mittwoch sämtliche Mitglieder des Bundesrats im Amt bestätigt. Kampfkandidatin Regula Rytz (57) von den Grünen hatte keine Chance.

Die Grünen waren gegen die FDP angetreten, diese konnte ihre beiden Sitze jedoch problemlos verteidigen. Aussenminister Ignazio Cassis (58) schaffte die Wiederwahl im ersten Wahlgang. Bei einem absoluten Mehr von 120 Stimmen kam er auf 145 Stimmen.

Nicht alle Linken stimmten für Rytz

Herausforderin Rytz erreichte 82 Stimmen. SP und Grüne zusammen haben in der Bundesversammlung 83 Stimmen. Sollte Rytz wie angekündigt auch Stimmen aus der GLP erhalten haben, hat die SP nicht geschlossen für die grüne Kandidatin gestimmt.

Tritt sie bei der nächsten Vakanz nochmal an? Heute ist Rytz klar gescheitert.
Foto: Keystone
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Dennoch wurden beide FDP-Bundesräte vom Links-Grün im Parlament abgestraft. Die Wiederwahl von FDP-Bundesrätin Karin Keller-Sutter (55) war zwar ebenfalls ungefährdet. Die Justizministerin erreichte allerdings nur 169 von 206 gültigen Stimmen.

Gute Resultate für Maurer und Berset

Die übrigen amtierenden Bundesrätinnen und Bundesräte wurden problemlos bestätigt. Als erstes war SVP-Bundesrat Ueli Maurer (69) als Amtsältester an der Reihe. Von 231 gültigen Stimmen holte er 213, was ein sehr gutes Resultat ist. 23 Ratsmitglieder hatten leer eingelegt.

SP-Bundesrätin Simonetta Sommaruga (59) kassierte 25 leere Stimmzettel, sie wurde mit 192 Stimmen aber ebenfalls problemlos wiedergewählt. 13 Stimmen verlor sie an Regula Rytz. Diese dürften von jenen Ratsmitgliedern gekommen sein, die den Anspruch der Grünen auf eine Vertretung im Bundesrat anerkennen, aber auf Kosten der SP statt der FDP.

Sommarugas Parteikollege, Innenminister Alain Berset (47), wurde mit einem sehr guten Resultat wiedergewählt. Er erreichte 214 von 230 gültigen Stimmen. SVP-Bundesrat Guy Parmelin (60) musste 39 leere Stimmzettel hinnehmen. Doch auch er wurde mit 191 von 204 gültigen Stimmen problemlos wiedergewählt.

Amherd holte (fast) Rekord

Das Spitzenresultat erreichte CVP-Bundesrätin Viola Amherd (57) mit 218 von 232 gültigen Stimmen. Das ist das zweitbeste Resultat seit 1962, als die Zahl der Nationalratsmitglieder auf 200 festgelegt worden war.

Ein besseres Ergebnis erzielte seither nur der Sozialdemokrat Hans-Peter Tschudi, der 1971 mit 220 Stimmen wiedergewählt worden war. Didier Burkhalter kam 2015 auf 217 Stimmen.

Diskussion um Zauberformel ist lanciert

Der unspektakuläre Ausgang der Bundesratswahl ist keine Überraschung. Die Niederlage zeichnete sich schon bald nach der Ankündigung von Rytz' Kandidatur ab.

Dass die Grünen aufgrund des guten Wahlresultats grundsätzlich Anspruch auf eine Vertretung im Bundesrat haben, bestritt allerdings niemand. Die SVP erwartet aber eine Bestätigung des grünen Resultats bei den nächsten Wahlen. Die CVP gab zu bedenken, dass Links-Grün mit drei Sitzen übervertreten wäre. Damit ist die Diskussion um die Zukunft der Zauberformel endgültig lanciert.

«Das ist nicht gut für die Schweiz»

Noch nie sei ein so grosser Anteil der Wählenden nicht in der Regierung vertreten gewesen, stellte GLP-Fraktionspräsidentin Tiana Angelina Moser (40) fest. «Das ist nicht gut für die Schweiz.» Die aktuelle Zauberformel sei nicht die Formel der Zukunft.

Ideen und Vorschläge zu Anpassung der Zauberformel gibt es viele, ein Konsens zeichnet sich aber vorläufig nicht ab. Am vergangenen Wochenende hatte CVP-Parteichef Gerhard Pfister (57) eine Amtszeit-Beschränkung für Mitglieder des Bundesrats ins Spiel gebracht, um rascher auf Ausschläge des Wählerwillens reagieren zu können. Fest steht heute einzig, dass die heutige Zauberformel ein Auslaufmodell zu sein scheint. (SDA/sf)

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