Burkhalters letzter und Cassis' erster Auftritt als Bundesrat
Einer bleibt, einer geht, einer kommt

An der Delegiertenversammlung der FDP Schweiz waren drei Bundesräte anwesend. Zwei von ihnen werden auch im November noch im Amt sein.
Publiziert: 21.10.2017 um 18:56 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 16:01 Uhr
Florian Wicki

Gelöste Stimmung an diesem Samstagmorgen in Engelberg OW. Passend zum Wetter, mild und warm, trafen sich hier ganz unbekümmert die Delegierten der FDP Schweiz zur Versammlung. Neben den Delegierten und Parteipräsidentin Petra Gössi waren auch die zwei Bundesräte der FDP, der scheidende Aussenminister Didier Burkhalter und der Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann dabei.

Gelöste Stimmung in der FDP: Parteipräsidentin Petra Gössi und Bald-Bundesrat Ignazio Cassis.
Foto: ALEXANDRA WEY

Nach den Eröffnungsreden des Nidwaldner FDP-Präsidents und des Talammanns von Engelberg spricht Petra Gössi zur Versammlung. Erst schwärmt sie von ihrer Teenagerzeit, der saisonbedingten Trennung von ihrem ersten Freund, einem Snowboardlehrer, später schiesst sie scharf gegen die SP: «Kennen Sie ein Land, in dem der Sozialismus nicht nur dem obersten Teil der Gesellschaft etwas gebracht hat?»

Liberales Waffenrecht und Schengen vereinen

Als erstes Highlight des Tages tritt der neu gewählte Bundesrat und Aussenminister auf, der Tessiner Ignazio Cassis (56). Nach der Videozusammenfassung seines Wahlsiegs, die Cassis nach eigener Angabe zum ersten Mal gesehen hat, ist der Tessiner zu Tränen gerührt.

Einer bleibt, einer geht und einer kommt: Bundesrat Johann Schneider-Ammann, Bundesrat Didier Burkhalter und der designierte Bundesrat Ignazio Cassis (v. l.) an der Delegiertenversammlung der FDP.
Foto: Keystone
Der neu gewählte Bundesrat Ignazio Cassis (56) war nach der Videozusammenfassung seines Wahlsiegs sichtlich gerührt.
Foto: ALEXANDRA WEY

Später will er noch kurz auf seine kurze Mitgliedschaft bei der Waffenlobby-Organisation Pro Tell zu sprechen kommen. Er sei seit Jahren Mitglied bei Libertà e valori, einer Tessiner Schwesterorganisation, darum sei er nach dem Gespräch mit Pro Tell ohne gross nachzudenken beigetreten. Er stehe nach wie vor für ein liberales, freiheitliches Waffenrecht in der Schweiz, gleichzeitig aber auch für Schengen und die bilateralen Abkommen, und das wolle er im Bundesrat so einbringen.

Ein Hammer-Geschenk zum Start

Cassis dankt auch seinem Vorgänger Didier Burkhalter. Er habe von diesem gelernt, die zweite Haut zu tragen, die man als Bundesrat nicht ablegen könne. Anschliessend witzelt er, eine kugelsichere Weste werde er sich wohl auch anschaffen müssen.

Der designierte Bundesrat Ignazio Cassis mit seinem Hammer-Geschenk. Er werde ihn aber erst ab dem 1. November benützen, sagte er später.
Foto: ALEXANDRA WEY

FDP-Chefin Gössi hat Cassis zum Abschluss ihrer Rede einen Schmiedehammer geschenkt, weil er ja in der Rede nach seiner Wahl erklärt habe, er wolle die vier Landesteile der Schweiz wieder zusammenschmieden. Der Berner Nationalrat Christian Wasserfallen (36), der an der Versammlung den thematischen Teil moderierte, wünschte Cassis, dass alle im Bundesrat auftretenden Probleme wie Nägel sein mögen und dass er diese immer treffen möge. Anschliessend stellte er fest: «Zimmerleute pflegen zu sagen, es gebe keine zu grossen Probleme, sondern nur zu kleine Hämmer.»

Weise Worte zum Abschied

Nach dem Tourismuspapier, das einstimmig angenommen wurde, zeigte die FDP eine filmische Zusammenfassung der Karriere des scheidenden Bundesrats Didier Burkhalter. Anschliessend folgte die französische Laudatio für Burkhalter, von seiner Chefin Petra Gössi. Diese unterbrach sie durch einen Lachanfall, weil sie sichtlich Mühe mit der korrekten Aussprache einer französischen Jahreszahl hatte, zum grossen Amüsement Burkhalters. Danach listete sie aber souverän die Leistungen Burkhalters auf, zum Beispiel die IV-Revision, die Vermittlung im Ukraine-Konflikt, aber auch die persönlichen emotionalen Qualitäten wie Wärme, Menschlichkeit, Bescheidenheit und Herzlichkeit.

Anschliessend das zweite Highlight, die letzte Rede von Didier Burkhalter, in der er sich bei seiner Partei für die gute Zusammenarbeit, die Freundschaft und die konstruktive Kritik bedankte. Seinem Nachfolger wünschte er alles Gute und gab ihm den Hinweis, im Aussendepartement sei nicht viel «Fremdes, da dessen Sauerstoff aus den Werten der Schweiz kommt». Seinen Parteifreunden, die ihre Freude, für einmal drei Bundesräte an einer Delegiertenversammlung begrüssen zu dürfen, kaum verkneifen konnten, riet er zu mehr Bescheidenheit. Diese sei die Basis für eine erfolgreiche Politik.

Bundesrat Didier Burkhalter (56) und seine Frau Friedrun verabschieden sich.
Foto: ALEXANDRA WEY

Lajcak, Gabriel und Baker sagen auf Wiedersehen!

Nach Burkhalters Rede zeigte die Partei noch verschiedene Abschiedsgrüsse von Zeitgenossen Burkhalters. Peter Maurer, Präsident des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz, die ehemalige FDP-Fraktionschefin Gabi Huber, sogar der deutsche Aussenminister Sigmar Gabriel und der slowakische Aussenminister Miroslav Lajcak, sie alle bedankten sich für Burkhalters grossen Einsatz für eine bessere Welt. Auch der Sänger Bastian Baker liess sich die Möglichkeit des Abschieds nicht nehmen und fügte an, er würde gerne wieder mal ein Duett mit Burkhalter singen.

Da Bundesrat Schneider-Ammann aus terminlichen Gründen mit dem Helikopter anreisen musste – und weil die FDP aus Überzeugung für Effizienz und gegen Verschwendung sei, wie Moderator Caroni anfügte –, hatten zwei Personen am Ende der Versammlung Gelegenheit, sich ihren Abgang mittels bundesratseigenem Helikopter zu verschönern.

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