Bundesrat will Anforderungen an Landwirte erhöhen
Renzo Blumenthal findets «absoluten Schwachsinn»

Ohne Fachausweis keine Subventionen. Der Bundesrat will, dass angehende Bauern nach der Lehre nochmals die Schulbank drücken. Für Ex-Mister-Schweiz Renzo Blumenthal ist das Blödsinn. Werden Bauern so diskriminiert oder wird ihr Beruf aufgewertet?
Publiziert: 24.04.2019 um 15:38 Uhr
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Aktualisiert: 29.04.2021 um 08:22 Uhr
Joel Probst

Dem Bundesrat ist eine Landwirtschaftslehre plötzlich nicht mehr gut genug. Künftig sollen Bauern im Besitz eines Fachausweises sein, um Direktzahlungen zu erhalten. Das ist zumindest der Plan des Bundesrats. Doch der Widerstand dagegen ist bereits jetzt riesig (BLICK berichtete).

Nicht nur der Bauernverband ist unglücklich. Auch der wohl schönste Bauer der Schweiz enerviert sich ob der geplanten Änderung: «Das ist absoluter Schwachsinn», sagt Ex-Mister-Schweiz Renzo Blumenthal (42). Obwohl der Landwirt gar nicht betroffen wäre: Er hat die Berufsprüfung bereits abgelegt.

Weiterbildung brauchts nicht für Erfolg auf dem Hof

Und obwohl Blumenthal die Ausbildung «super» findet, könne es nicht sein, dass der Bund die Bauern zur Weiterbildung zwinge: «Das muss jeder selber wissen.» Eine Berufsprüfung sei «definitiv keine Voraussetzung, um erfolgreich zu bauern». Wichtiger sei, dass der Bundesrat den Bauern nicht noch mehr Vorschriften aufbürde.

Geht es nach dem Bundesrat (im Bild Agrarminister Guy Parmelin), erhalten Bauern künftig nur noch Direktzahlungen, wenn sie einen Fachausweis besitzen.
Foto: Monika Flueckiger
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Noch ist die Verordnungsänderung allerdings nicht beschlossen. Isidor Baumann (63), CVP-Ständerat und Mitglied der Wirtschaftskommission, ist sicher, dass das Thema in der Kommission noch «intensiv diskutiert» werde. Die Weiterbildungspflicht für Bauern sei ein «absolutes No-Go». Und auch nicht nötig: «Es zeigt sich immer wieder, dass nicht diejenigen mit der höchsten Ausbildung in einem Beruf die Besten sind.»

Fokus auf Bauern ist «diskriminierend»

Ins gleiche Horn stösst Erziehungswissenschaftlerin Margrit Stamm (68): «Der Glaube, die akademische Aus- und Weiterbildung führe automatisch zu mehr Professionalität, ist falsch.» Es sei blauäugig zu erwarten, dass «einige Semester an einer höheren Fachschule bessere Landwirte hervorbringen».

Zudem sei es «diskriminierend», dass einzig junge Landwirte einen anspruchsvollen Fachausweis erwerben müssten. Man könne nicht aus jedem Menschen eine akademisch gebildete Person machen.

Bauernverband redet «seine eigenen Leute schlecht»

Anders sieht das der ehemalige Preisüberwacher und SP-Bildungspolitiker Rudolf Strahm (76): «Wenn der Bauernverband sagt, einige Bauern könnten die Berufsprüfung nicht bestehen, redet er seine eigenen Leute schlecht.» Strahm ist überzeugt: Die Weiterbildung steigere die Attraktivität des Bauernberufs.

Zudem sei es nötig, die Anforderungen an den Landwirtschaftsberuf zu erhöhen: «Es darf nicht sein, dass ein Bauer seinen Beruf nach der Lehre jahrelang ohne Weiterbildung praktiziert.» Schliesslich hantiere ein Landwirt mit Giften und schweren Maschinen.«Damit sind die Bauern teilweise überfordert», wie man an der Pestizidbelastung der Gewässer sehe.

Für Strahm ist deshalb klar: «Die Weiterbildung an die Direktzahlung zu knüpfen, finde ich die sinnvollste Massnahme.»

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