Bund und Kantone fördern – aber es dauert
Der lange Weg zum Gleichstand

Frauen sind in Tech-Jobs untervertreten. Das Problem ist schon lange bekannt, doch bis die Lösungsvorschläge wirken, könnte es noch dauern.
Publiziert: 28.08.2019 um 22:55 Uhr
Tobias Bruggmann

Der Ingenieur, der Informatiker oder der Gamedesigner. Noch immer sind Frauen in Tech-Berufen deutlich untervertreten. Die Politik kennt das Problem schon länger. «Der Bundesrat ist sich bewusst, dass ein Mangel an weiblichen ICT-Fachkräften besteht», sagte der damalige Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann (67) im vorigen Jahr. Für den Bund ist es ein doppeltes Problem: Bis 2026 fehlen voraussichtlich 40'000 Informatik-Fachkräfte, dazu kommt der Frauenmangel.

Trotzdem lehnte der Bundesrat damals eine Motion ab, die weitere Massnahmen zur Erhöhung des Frauenanteils in Tech-Berufen forderte. Bereits jetzt fördert die Regierung den Nachwuchs. 140 Millionen Franken gibt sie aus, um die MINT-Kompetenzen, also das Wissen in den Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik, zu verbessern. Aber sie findet: «Die Bewerbung von Berufen ist primär die Aufgabe der entsprechenden Organisationen der Arbeitswelt.»

«Gendergerechte Sprache und Bilder»

Damit mehr Frauen in Tech-Berufen arbeiten, müssen sich auch die Schulen verändern. «Die Erziehungs- und Bildungsdirektionen sowie die Pädagogischen Hochschulen müssen ihre Anstrengungen für einen geschlechtsneutralen Unterricht erhöhen», sagt Alain Gut (55), Präsident der ICT-Bildungskommission, dem Schweizer Dachverband der ICT-Branche, im BLICK. Die bisherigen Massnahmen würden nicht genügen.

Momentan sind Frauen in Tech-Berufen noch immer deutlich untervertreten.
Foto: Keystone/Gaetan Bally
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Wie die Lehrerinnen und Lehrer aber unterrichten, ist von Kanton zu Kanton unterschiedlich. Der Kanton Luzern hat in diesem Jahr einen Ratgeber für seine Lehrpersonen herausgegeben. Dieser beschreibt, wie guter Unterricht in den MINT-Fächer auszusehen hat. «Um Geschlechterstereotypen abzubauen, ist es wichtig, eine gendergerechte Sprache und Bilder anzubieten und weibliche Vorbilder zu zeigen», heisst es im Leitfaden.

Die Lehrerinnen und Lehrer müssen tatsächlich in Zukunft mehr MINT-Fächer unterrichten. Derzeit wird der Lehrplan 21, der mehr Informatikunterricht enthält, in verschiedenen Kantonen eingeführt, in anderen ist er schon in Kraft. Bis also mehr Fachkräfte in den Tech-Jobs arbeiten, dürfte es noch einige Jahre dauern. Und ob es dann weibliche Fachkräfte sind, hängt auch vom Können der Lehrpersonen ab.

Viele Aktivitäten

In der Freizeit experimentieren oder chemische Versuche durchführen, dafür braucht es heutzutage keinen Chemiebaukasten mehr – mittlerweile gibt es verschiedene Aktivitäten für Kinder und Jugendliche. Die Schweizerische Akademie der Technischen Wissenschaften (SATW) koordiniert unter anderem im Auftrag des Bundes diese Förderung der MINT-Angebote. Auf der Plattform der SATW findet man zurzeit rund 600 Aktivitäten, von staatlichen und nicht staatlichen Unternehmen. Die meisten sind für beide Geschlechter geplant – nur 31 Angebote richten sich ausschliesslich an Mädchen.

Das ist der Digitaltag

Seit 2017 wird jährlich ein nationaler Digitaltag unter der Federführung von Digitalswitzerland durchgeführt. Ziel ist es, die Digitalisierung für die Schweizer Bevölkerung erlebbar zu machen sowie Chancen und Herausforderungen aufzuzeigen. Am 3. September 2019 findet der Anlass zum dritten Mal statt. An zwölf Standorten gibt es rund 300 kostenlose Aktivitäten wie etwa Bühnenshows und Ausstellungen – alles im Zeichen des Themas «lifelong learning». BLICK berichtet über Frauen, die sich in der Welt der Tech-Berufe behaupten. Bundespräsident Ueli Maurer (68) wird den Aktionstag in Bern offiziell eröffnen. Der Digitaltag ist übrigens eine Schweizer Erfindung – Initiator ist Marc Walder (54), Chef von BLICK-Herausgeber Ringier. Lesen Sie hier alles über den 3. Schweizer Digitaltag: mag.digitaltag.swiss 

Seit 2017 wird jährlich ein nationaler Digitaltag unter der Federführung von Digitalswitzerland durchgeführt. Ziel ist es, die Digitalisierung für die Schweizer Bevölkerung erlebbar zu machen sowie Chancen und Herausforderungen aufzuzeigen. Am 3. September 2019 findet der Anlass zum dritten Mal statt. An zwölf Standorten gibt es rund 300 kostenlose Aktivitäten wie etwa Bühnenshows und Ausstellungen – alles im Zeichen des Themas «lifelong learning». BLICK berichtet über Frauen, die sich in der Welt der Tech-Berufe behaupten. Bundespräsident Ueli Maurer (68) wird den Aktionstag in Bern offiziell eröffnen. Der Digitaltag ist übrigens eine Schweizer Erfindung – Initiator ist Marc Walder (54), Chef von BLICK-Herausgeber Ringier. Lesen Sie hier alles über den 3. Schweizer Digitaltag: mag.digitaltag.swiss 

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