Bei Spar-Kampagne wird nicht gespart
Bund gibt 10 Millionen aus – damit wir die Heizung runter drehen

Am Mittwoch präsentiert Energieministerin Simonetta Sommaruga die neue Energiespar-Kampagne. 10 Millionen Franken sind vorerst dafür eingeplant. Wirtschaftsminister Guy Parmelin legt zudem seine Gas-Sparpläne vor.
Publiziert: 30.08.2022 um 20:16 Uhr
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Aktualisiert: 30.08.2022 um 22:53 Uhr
Ruedi Studer, Daniel Ballmer und Pascal Tischhauser

Gehen im Winter die Lichter aus? Müssen wir sogar in unseren Wohnungen frieren? Seit Wochen stimmt der Bundesrat die Bevölkerung auf einen drohenden Energiemangel ein und ruft zum Sparen auf. Das Ziel: den Engpass verhindern!

Mit einer Kampagne will er nun die Bevölkerung zum Sparen anstacheln. Mit Wespi! So lautet nämlich die Abkürzung für die «Winter-Energiespar-Initiative», wie das Projekt verwaltungsintern heisst. Am Mittwoch will SP-Energieministerin Simonetta Sommaruga (62) die Kampagne präsentieren.

Der Slogan: «Energie ist knapp. Verschwenden wir sie nicht.» Der Kostenpunkt: Gemäss Blick-Recherchen sind 10 Millionen Franken über das Budget von Energie Schweiz bis Ende Jahr eingeplant. Zwei Millionen für die Aufbauarbeit und 8 Millionen für Inserate, Plakate, usw. Auch eine Website mit Spartipps (nicht-verschwenden.ch) ist parat, eine Telefon-Helpline ist ebenfalls vorgesehen.

Wirtschaftsminister Guy Parmelin und Energieministerin Simonetta Sommaruga versuchen derzeit alles, um die Energie-Versorgungssicherheit zu stärken.
Foto: keystone-sda.ch
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Spartipps für den Alltag

Am 1. September wird die erste Kampagnen-Welle offiziell starten. Dabei werden vor allem bereits bekannte Sparmöglichkeiten im Alltag ins Bewusstsein gerückt werden: Heizung runterdrehen, Lichter löschen, Duschen statt Baden, Stand-by-Geräte ausschalten und den Kühlschrank schliessen. Aber auch Tipps für Unternehmen oder Verwaltungen sind mit dabei.

In die Kampagne sind die Wirtschaft, die öffentliche Hand und rund 50 Verbände eingebunden. Verschiedene Vertreter werden Sommaruga an der Medienkonferenz vom Mittwoch flankieren – so etwa Economiesuisse-Direktorin Monika Rühl (59), Swissmem-Direktor Stefan Brupbacher (54), der Direktor des Verbands Schweizerischer Elekrizitätsunternehmen (VSE), Michael Frank (59) und der Walliser Regierungsrat Roberto Schmidt (60) als Präsident der kantonalen Energiedirektoren. Ziel ist dabei, dass alle mit dem gleichen Sujet auftreten und die Spartipps auf breiter Front an die Frau und den Mann bringen.

Parmelin will Gas sparen

SVP-Wirtschaftsminister Guy Parmelin (62) wiederum wird am Mittwoch wohl seine Vorschläge für den Fall einer Gasmangellage präsentieren. Vorgesehen ist, dass er je einen Verordnungsentwurf zu Verboten und Einschränkungen sowie zur Kontingentierung in die Konsultation geben wird. Dabei dürften verschiedene Varianten zu Debatte stehen.

Die Verordnungen würden aber nur im Ernstfall in Kraft gesetzt. Die Konsultation ist quasi eine Präventivmassnahme, damit alle Betroffenen wissen, was auf sie zukommen könnte. Etwa, ab wann Kombi-Kraftwerke von Gas auf Öl umstellen müssen. Ebenso, wie der Fahrplan bei einer Kontingentierung aussieht – und ob es für gewisse Branchen, beispielsweise Pharma oder einzelne Industriebereiche, auch Ausnahmen gibt.

Wird an der Heizung gedreht?

Bei Verboten und Einschränkungen könnte es etwa Vorgaben für Schwimmbäder oder Wellnessanlagen geben, wenn sie mit Gas beheizt werden. Oder das Verbot von Aussen-Heizstrahlern. Auch für den Privatbereich sind Ideen angedacht. Sommaruga liess letzte Woche durchblicken, dass zum Beispiel private Pools nicht mehr geheizt werden könnten.

Und für Parmelin tönte an, dass für ihn notfalls auch die Anordnung einer tieferen Raumtemperatur infragekommt. Konkretere Vorgaben wären zumindest für die Verwaltung denkbar, wo der Bund selber durchgreifen kann. Denn an Massnahmen im Privatbereich, welche sich nicht wirklich überwachen lassen, gab es schon im Vorfeld Kritik.

Es brauche einmal mehr die Solidarität von uns allen, hatte Wirtschaftsminister Parmelin schon letzte Woche betont. Und er schwörte das Land auf «Selbstdisziplin und Genügsamkeit» ein. «Der Bundesrat macht alles, damit unser Land im nächsten Winter gut aufgestellt ist», ergänzte Energieministerin Sommaruga. Solche Durchhalteparolen werden am Mittwoch wieder zu hören sein.

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