«Wir sind ein Corona-Hotspot in Europa»
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Berset nach Spitalbesuch:«Wir sind ein Corona-Hotspot in Europa»

Berset nach Besuch im Uni-Spital Lausanne
«Wir sind ein Corona-Hotspot in Europa»

Die Corona-Situation in der Schweiz verschlechtere sich jeden Tag, warnte Gesundheitsminister Alain Berset in Lausanne. Insbesondere die Spitäler seien nun gefordert.
Publiziert: 26.10.2020 um 11:22 Uhr
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Aktualisiert: 28.10.2020 um 06:57 Uhr
Gesundheitsminister Alain Berset schlägt eine Maskenpflicht im Freien vor – zumindest in Siedlungsgebieten.
Foto: keystone-sda.ch
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Die Schweiz steht schlecht da. «Wir sind ein Corona-Hotspot in Europa», sagte Bundesrat Alain Berset (48) in Lausanne nach einem Besuch des Uni-Spitals. Das habe sowohl gesundheitlich als auch wirtschaftlich negative Konsequenzen für die Schweiz. «Denn wer will schon in einem Land mit derart hohen Fallzahlen Ferien machen?», fragte Berset rhetorisch.

In der Tat explodieren hierzulande die Corona-Fallzahlen. Über das Wochenende verzeichnete das Bundesamt für Gesundheit (BAG) 17'440 Neuinfektionen. Vor einer Woche waren es noch halb so viele gewesen. Die wöchentliche Verdoppelung bereitet auch dem Gesundheitsminister Sorgen: «Die Situation ist kritisch und wird jeden Tag schlechter», sagte er vor den Medien.

Bundesrat entscheidet am Mittwoch

Dennoch betonte Berset mehrmals, dass die Politik und die Bevölkerung nun kühlen Kopf bewahren müssten. «Seien wir ehrlich: Panik bringt uns nichts in dieser Situation.» Vielmehr sei es wichtig, dass die Menschen wieder mehr Desinfektionsmittel kaufen und auch benützen würden.

Zudem werde der Bundesrat am Mittwoch neue Massnahmen beschliessen. Wie BLICK berichtete, schlug Berset den Kantonen am Freitag vor, eine schweizweite Maskenpflicht in Siedlungsgebieten einzuführen. Dem Vernehmen nach wäre der Gesundheitsminister allerdings auch dazu bereit, von seiner Maximalforderung abzuweichen und die Maskenpflicht im Freien nur an Orten einzuführen, an denen der Abstand von 1,5 Metern nicht eingehalten werden kann – also etwa beim Einkaufen in der Innenstadt.

Personalmangel im Gesundheitswesen

«Wenn wir jetzt nicht reagieren, droht eine Überlastung der Spitäler», begründete Berset die geplante Regime-Verschärfung. Bereits heute schieben manche Spitäler Operationen auf, weil sie derart viele Corona-Patienten betreuen müssen. Am Freitag warnte Taskforce-Präsident Martin Ackermann davor, dass die Kapazitätsgrenze in den Spitälern in zwei Wochen erreicht sein könnte.

Dass das Gesundheitssystem am Anschlag sei, bestätigte auch die Waadtländer Gesundheitsdirektorin Rebecca Ruiz (38), die am Montag neben Berset vor die Medien trat: «Wir haben grosse Schwierigkeiten, genügend Personal zu finden.» Beim Contact Tracing setze der Kanton deshalb ab sofort stärker auf die Mithilfe der Betroffenen. So erhalten die Infizierten in der Waadt neu eine SMS, in der sie dazu aufgefordert werden, ihre Kontaktpersonen zu warnen. (til)

Besuch Berset am Unispital Lausanne


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